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Der Orlando Bloom Asiens

Patrick Tippelt27. November 2006

Thailand hat sein prächtiges Königshaus, doch die Herzen schlagen bei einem Adligen aus einem anderen Land höher. Wie ein Thronfolger aus dem Himalaja Thailand zum Erliegen bringt ...

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Sich schon Wochen vorher frei nehmen. Den Tank auffüllen. Früh zu Bett gehen. Und vor Aufregung eine schlaflose Nacht abwarten. In der Morgendämmerung dann feuchte Hände. Oder auch eine Nacht im Schlafbus anreisen. Es werden keine Kosten gescheut, alle Hindernisse beiseite gelegt. Es gilt einen Traummann zu haschen. Oder zumindest einen raschen Blick auf ihn.

Charmant schaut er ja aus, in seinem farbenfrohen Gewand, den fesch nach hinten gegelten Haaren, dem treuen Blick und der adligen Zurückhaltung. Doch das allein kann nicht die Massenhysterie erklären, die aufkommt, wenn der bhutanische Kronprinz Jigme Khesar Namgyel Wangchuck Thailand besucht.

Im Jigme-Fieber

Der junge Sohn des jetzigen Herrschers über das kleine Land im Himalaja wird 2008 den Thron besteigen und bereist seit rund einem Jahr Asien und den Rest der Welt, damit man ihn in zwei Jahren erkennt. Die beste PR-Maschine dabei scheint Prinz Jigme selbst zu sein. In Thailand ist er verantwortlich für das Jigme-Fieber. Ein Broschüre mit Fotostrecken war schon nach wenigen Tagen ausverkauft.

Zum Sexsymbol erkoren - oder degradiert - muss er sich in Schacht halten vor den Thais, die zu wilden Horden mutieren. Egal ob auf Besuch bei König Bhumipol in Bangkok, eines glamourösen Wochenendes auf einer Marina in Phuket oder vergangene Woche auf einer Landesgartenschau in Chiang Mai - Massen umringen den bhutanischen Thronfolger auf Schritt und Tritt.

Medien-Hype oder wahrer Sex?

Gewappnet mit Jigme-Plakaten warteten an den vergangenen Tagen Hunderte von Prinzenfans vor den Toren der Gartenschau, bei der er sich angemeldet hatte. Eine ältere Frau schaffte es sogar, einen Fußabdruck von ihm zu erhalten - sie legte ihm ein Tuch vor die Füße und bat ihn draufzutreten. Dies würde sie von nun an huldigen, erklärte sie, gleichzeitig stolz und ergriffen.

Dass das ganze Land dem bhutanischen Thronfolger erliegt, kann nicht nur an seinem jugendlichen Charme liegen. Und auch dass er des öfteren der asiatische Orlando Bloom genannt wird, ist wohl nicht viel mehr als ein Medien-Hype.

Königliche Spekulationen

Viel mehr lässt sich der Massenwahn mit einer Identitätskrise des thailändischen Königshauses erklären. Zwar respektieren und verehren die Thais ihren König und seine Familie. (Und das ist auch gut so.) Doch die Frische der Jugend fehlt. Kronprinz Maha Vajiralongkorn ist 54, und ihm wird es schwer fallen, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Ihm geht es ähnlich wie dem englischen Thronerben Prinz Charles. Seine Kinder werden vom Volk zwar gefeiert, aber sie dürfen noch lange nicht auf den Thron.

Ob es allerdings Maha Vajiralongkorn dahin schaffen wird, weiß niemand. Denn in Thailand ist die Thronfolge nicht automatisch auf Söhne festgeschrieben. König Bhumibol könnte ebenso seine Tochter Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn zur Nachfolgerin bestimmen - sie ist der Liebling unter allen Königskindern beim Volk.

Solche Spekulationen sind vielen Thais zuviel und schmecken auch zu sehr nach Geringschätzung des geliebten Königshauses. Da widmet man sein Herz gleich einem jungen Prinzen aus Bhutan.