Der NSU-Prozess: Neonazis vor Gericht | Top-Thema – Podcast | DW | 07.05.2013

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Top-Thema – Podcast

Der NSU-Prozess: Neonazis vor Gericht

Kaltblütig konnte eine rechtsradikale Gruppe in Deutschland zehn Menschen ermorden. Die rassistischen Täter wurden fast 13 Jahre lang nicht entdeckt. Jetzt stehen eine Frau und vier Männer in München vor Gericht.‎

In der Frühlingsstraße 26 in Zwickau kocht Beate Zschäpe fast jeden Tag Mittagessen für Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Ihr Leben scheint ganz normal zu sein, während die zwei Männer in Deutschland unterwegs sind, um Menschen zu ermorden. Ihre Opfer in den Jahren zwischen 2000 und 2007 sind neun Migranten und eine deutsche Polizistin. Als die Polizei ihnen endlich auf die Spur kommt, bringen die Männer sich um. Beate Zschäpe wird verhaftet.

Alle drei gehören zu einer neonazistischen Terrorgruppe, die sich Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) nennt. Bis die Polizei die Täter finden konnte, hat es sehr lange gedauert, obwohl die Neonazi-Szene von Polizei und Geheimdiensten durch so genannte V-Leute beobachtet wurde.

Seit dem 6. Mai 2013 stehen Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer der Gruppe in München vor Gericht. Sie muss sich unter anderem wegen mutmaßlicher Mittäterschaft bei den zehn Morden und der Gründung einer terroristischen Vereinigung verantworten. Mit ihr sind vier Männer angeklagt, die die Gruppe unterstützt haben sollen. Der Prozess ist eines der größten Strafverfahren der vergangenen Jahrzehnte in Deutschland.

Ein wichtiges Thema vor dem Prozess war die zu geringe Zahl an Presseplätzen im Gerichtssaal in München. Denn wegen der schrecklichen Taten ist das öffentliche Interesse im In- und Ausland besonders groß. Außerdem fragen sich viele Menschen, weshalb nur vier Terrorhelfer angeklagt sind. Inzwischen wird von 129 Unterstützern des NSU gesprochen. Die Behörden teilten mit, dass die Ermittlungen noch länger dauern werden.


Glossar

kaltblütig – ohne Gefühl und grausam

rechtsradikal – nationalistisch; ausländerfeindlich

vor Gericht stehen – in einem Prozess vor einem Gericht angeklagt sein

Migrant, -en (m.) – eine Person, die in ein anderes Land gekommen ist, um dort zu leben

jemandem auf die Spur kommen – herausfinden, dass jemand etwas Schlechtes tut

sich umbringen – sich töten; Selbstmord begehen

neonazistisch – rassistisch und antidemokratisch wie in der Zeit des Nationalsozialismus

Terrorgruppe, -n (f.) – die Gruppe, die mit Gewalt für etwas kämpft

nationalsozialistisch – auf das Deutschland der Nazis bezogen

Neonazi-Szene (nur Singular, f.) – der Kreis von Personen, die heute Ansichten der Nazis teilen

Geheimdienst, -e (f.) – eine Polizei, die in einem Land mit geheimen Agenten arbeitet

so genannt – so wie etwas genannt wird, obwohl es einen offiziellen Namen dafür gibt

V-Leute – Abkürzung für Verbindungsleute; die Leute vom Geheimdienst, die in einer Terrorgruppe Mitglied sind, um etwas über die Terrorgruppe herauszufinden

mutmaßlich – vermutet; hier: in Verdacht stehend

sich verantworten müssen – die Verantwortung für eine Tat übernehmen müssen

Mittäterschaft (nur Singular, f.) – die Tatsache, dass Personen bei Verbrechen mithelfen

terroristische Vereinigung, -en (f.) – die kriminelle Gruppe, die Terror verursacht

angeklagt sein – vor einem Gericht stehen wegen etwas, das man getan haben soll

Strafverfahren, - (n.) – der Gerichtsprozess, in dem eine Strafe festgelegt wird

Presseplatz, -plätze (m.) – hier: der Sitzplatz, der an eine/n Journalistin/Journalisten vergeben wird

Gerichtssaal, -säle (m.) – der Raum, in dem ein Prozess stattfindet

Ermittlungen (nur Plural, f.) – die Untersuchungen bei Verbrechen


Fragen zum Text

1. Was stimmt? Die Angeklagte Beate Zschäpe steht vor Gericht, denn …

a) sie soll zehn Menschen ermordet haben.
b) sie soll V-Leute in der Neonazi-Szene getötet haben.
c) sie soll einer terroristischen Vereinigung angehören.

2. Eine mutmaßliche Mittäterin ist eine Person, …
a) die Verbrechen begangen hat, die man beweisen kann.
b) die viele rassistische Gewalttaten in Deutschland begangen hat.
c) von der man vermutet, dass sie eine Verbrecherin ist.

3. Welche Themen rund um den Prozess sind für die Öffentlichkeit nicht besonders interessant?
a) Die zu geringe Zahl an Plätzen für die Presse im Münchner Gerichtssaal.
b) Die Frage, warum nur vier Männer von vermutlich 129 Unterstützern des NSU angeklagt sind.
c) Der Grund, warum Beate Zschäpe fast jeden Tag Mittagessen in Zwickau gekocht hat.

4. Welcher Satz ist grammatisch falsch?
a) Außerdem fragen sich viele Menschen, warum nur vier Terrorhelfer angeklagt sind.
b) In den Jahren zwischen 2000 und 2007 haben die Täter sich 10 Menschen umgebracht.
c) Die vier Männer müssen sich wegen mutmaßlicher Mittäterschaft vor Gericht verantworten.

5. Den Namen NSU haben die Mitglieder der Gruppe selbst gewählt. Das bedeutet, dass es eine Terrorgruppe gibt, ...
a) die sich NSU nennt.
b) die NSU genannt wird.
c) die man NSU nennt.


Arbeitsauftrag
Was wisst ihr über das Leiden der Familien der NSU-Opfer? Einige Töchter wie Semiya Simsek oder Gamze Kubasik sind an die Öffentlichkeit getreten. Was berichten sie? Recherchiert im Internet und besprecht die Ergebnisse in eurer Lerngruppe.

Autoren: Martin Lejeune/Michael Stegemann
Redaktion: Raphaela Häuser

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