Der neue Star der Liga

DW-WORLD: Sie haben mit Werder Bremen einen tollen Saisonstart hingelegt. Wie beurteilen Sie Ihr Debüt in der Bundesliga?

Diego Ribas da Cunha: Bisher lief es wunderbar. Das erste Spiel war nicht leicht, aber wir haben in Hannover gewonnen und dann zu Hause nachgelegt. Wir haben sechs Punkte in zwei schweren Spielen geholt. Vor dem Bundesligaauftakt konnten wir mit Hamburg und Bayern zwei starke Gegner im Ligapokal schlagen und den Cup holen. Deswegen fühle ich mich hier sehr wohl und bin mit Werders und meiner Leistung zufrieden.

Wie sind Sie bei Werder aufgenommen worden?

Ich wurde von allen sehr herzlich empfangen. Das hat die Eingliederung in die Mannschaft wesentlich leichter gemacht. Ich weiß, dass meine Situation hier mit der Zeit noch besser wird, doch ich kann jetzt schon sagen, dass ich mich gut aufgenommen fühle.

Wie ist die Atmosphäre unter den Bremer Spielern?

Sehr gut, die Truppe zieht an einem Strang und die meisten spielen schon sehr lange zusammen. Wir haben auch ein paar erfahrene Spieler, was sehr wichtig ist. Es ist eine tolle Mannschaft.

Wie ist es, mit Miroslav Klose zusammen zu spielen, dem Torschützenkönig der WM?

Es ist großartig, er ist ein sehr effektiver Stümer mit außergewöhnlichen Qualitäten. Bisher hat er zwei Tore in zwei Spielen gemacht. Auf dem Spielfeld harmonieren wir schon sehr gut. Ich habe versucht, ihn mit möglichst vielen guten Pässen zu versorgen, denn er ist ein Spieler, der seine Torgelegenheiten konsequent nutzt. Wenn er mit guten Zuspielen gefüttert wird, wird er immer viele Treffer erzielen.

Viele Medien handeln Sie als neuesten Star der Bundesliga. Wie gehen Sie als junger Spieler mit dem plötzlichen Erfolg in Deutschland um?

Ich bin sehr glücklich, dass das Publikum mit meinen Leistungen zufrieden ist. Dennoch achte ich darauf, nicht abzuheben. Es ist nicht das erste Mal, dass so was in meiner Karriere vorkommt. Beim Santos FC (dem brasilianischen Team, in dem er berühmt wurde) und auch in Porto war es genauso. Diese Komplimente freuen mich und geben mir viel Selbstvertrauen, aber ich weiß, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe.

Wie sieht Ihr Alltag in Bremen aus?

Im Moment lebe ich noch in einem Hotel. Ab September werde ich in einem eigenen Haus wohnen. Zur Zeit lebe ich mit meiner Freundin zusammen, doch sie wird bald wieder zurück nach Brasilien gehen, und ich werde hier alleine sein. Normalerweise habe ich morgens und nachmittags Training. Ansonsten spaziere ich gerne durch Bremen, entweder mit meinem Mannschaftskollegen Naldo oder alleine, um die verschiedenen Ecken der Stadt zu entdecken.

Fühlen Sie sich in Bremen wohl?

Ja, es ist eine kleine und gemütliche Stadt. Ich habe immer in ruhigen Städten wie Bremen gewohnt. Es ist leicht sich zu Recht zu finden und es bietet alles, was ich brauche.

Wie ist die Beziehung zu den Fans?

Die Fans hier sind fanatisch. Sie sind verrückt nach Werder und fiebern tagtägich mit dem Team mit. Sie verfolgen die Nachrichten, unser Stadion ist immer voll, ständig sind viele Leute beim Training dabei, um uns zuzusehen und um Autogramme zu bitten. Es ist eine sehr enge und positive Beziehung zu den Werder-Fans.

Hier geht's zum zweiten Teil des Interviews

Ist es schwer, mit der deutschen Sprache zu Recht zu kommen?

Ja, total schwer (lacht). Die Sprache unterscheidet sich sehr vom Portugiesischen. Bis jetzt kann ich nur ein paar Wörter, aber ab September fange ich an, Deutsch zu lernen, damit ich die Sprache so schnell wie möglich sprechen kann.

Auf Ihrer eigenen Website gibt es ein Interview mit Ihrem Vater vom April dieses Jahres, der sagt, dass Sie vom FC Porto "enttäuscht" sind und sich "erniedrigt" fühlen, weil sie nicht gespielt haben. Was war da los?

Beim FC Porto bin ich derselbe Spieler gewesen, der ich beim Santos FC war. Die Motivation war gleich, genauso mein Einsatz beim Training und in den Spielen. Ich hatte auch nie andere Probleme dort. Doch was in den letzten zehn oder 15 Spielen passierte, war merkwürdig, und niemand hat es verstanden. Bis zu dem Zeitpunkt stand ich immer in der Anfangself, spielte normalerweise immer durch, und plötzlich war ich nicht mal mehr Auswechselspieler. Der Trainer hat mir seine Entscheidung nicht einmal erklärt. Das hat mich sehr traurig gemacht. Trotzdem habe ich den FC Porto erhobenen Hauptes verlassen. Die Fans haben mich immer sehr gut behandelt, ich hatte glückliche Momente dort, und wir haben Titel gewonnen. Aber das Wichtigste ist, dass ich bei Bremen alles gefunden habe, was ich von einem Fußballteam erwarte.

Was halten Sie vom deutschen Fußball?

Der deutsche Fußball ist sehr dynamisch, das Passspiel und das Umschalten von Defensive auf Offensive ist schnell, und die Mannschaften spielen fast immer auf Sieg. Werder Bremen ist taktisch sehr offensiv ausgerichtet, deswegen spiele ich auch so gerne hier.

Was ist der größte Unterschied zwischen dem deutschen und dem portugiesischen Fußball?

Es ist schwierig, solch einen Vergleich zu ziehen, dabei könnte ich von den Portugiesen missverstanden werden. Deswegen möchte ich den Fußball in den beiden Ländern nicht vergleichen. Zur deutschen Bundesliga kann ich nur sagen, dass sie mich sehr positiv überrascht hat.

Erhöht Ihr Erfolg in der Bundesliga Ihre Chancen auf eine Rückkehr in die brasilianische Nationalmannschaft?

Unbedingt. Ich spiele in einer sehr bedeutenden Liga, und das wird weltweit wahrgenommen. Für die brasilianische Nationalmannschaft zu spielen, war immer mein größtes Ziel. Dunga (Brasiliens neuer Trainer) hat mehrere Spieler angerufen, um sie zur Nationalelf einzuladen. Insofern habe ich große Hoffnungen, wieder in die "Seleção" zurück zu kehren.

Wird Werder Deutscher Meister?

(Lacht) Ich kann nicht garantieren, dass wir die Meisterschale holen, aber wir haben alle Chancen, und ich kann versprechen, dass wir dafür kämpfen werden. Wir wissen, dass es schwer wird, aber es ist möglich. Bremen ist vor drei Jahren Deutscher Meister geworden und in der letzten Saison lag der Verein am Ende nur fünf Punkte hinter Meister Bayern München. Meister zu werden ist unser großes Ziel.

Etwas über einen Monat spielt er bei Werder Bremen, und schon steht der brasilianische Mittelfeldspieler Diego Ribas da Cunha im Fokus von Medien und Fans, die den 21-Jährigen unisono zum neuen Star der Fußball-Bundesliga erkoren haben. Im aktuellen "Kicker", dem Fußballmagazin Deutschlands, ist er auf dem Titelbild und wird als "Herr des Balles" bezeichnet.

Der Brasilianer erzielte beim 4.2-Erfolg gegen Hannover 96 das erste Bremer Tor der Saison 2006/2007. Außerdem hat er in den ersten beiden Spielen für seinen neuen Klub vier der insgesamt sechs Treffer vorbereitet.

Sieben Millionen Euro überwies Werder Bremen an den portugiesischen FC Porto, um den Mittelfeldspieler verpflichten zu können.