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Coinbase legt glänzendes Börsendebüt hin

Sabrina Kessler New York
14. April 2021

Der Boom der Digitalwährungen hat der Handelsplattform Coinbase zuletzt kräftige Umsätze beschert. Mit ihrem Börsengang ist das Unternehmen jetzt mehr wert als jeder andere Börsenbetreiber der Welt.

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Coinbase
Bild: STRF/STAR MAX/Ipx/picture alliance

Es ist der größte Börsengang des noch jungen Jahres. Angetrieben vom Höhenflug der Kryptowährungen legte die Handelsplattform Coinbase an der Wall Street einen rasanten Start hin. Mit ihr springt die erste Krypto-Börse der Welt auf's US-Parkett. Unter dem Tickerkürzel COIN werden die Aktien an der Technologie-Börse Nasdaq gehandelt. Der erste Kurs lag am Mittwoch bei 381 Dollar, zuvor hatte die Nasdaq einen Referenzpreis von 250 Dollar pro Aktie festgesetzt. 

Die Vorzeichen für den Börsengang konnten besser nicht sein. Mehr als 13 Millionen Kunden konnte die inzwischen neun Jahre alte Plattform allein im ersten Quartal dieses Jahres gewinnen. Nicht zuletzt durch die ungebrochene Nachfrage nach Bitcoin, die älteste aller Kryptowährungen, schraubte sich der Umsatz der Firma zuletzt dramatisch in die Höhe. 1,8 Milliarden Dollar konnte Coinbase in den ersten drei Monaten dieses Jahres verbuchen – neun Mal mehr als im Vorjahresquartal.

Mit einer Bewertung von nunmehr 100 Milliarden Dollar ist Coinbase der bisher erfolgreichste Börsengang des Jahres gelungen. 56 Millionen Nutzer in mehr als 100 Ländern greifen inzwischen auf den Service der 2012 gegründeten Handelsplattform zurück. Nach Binance und Huobi Global, zwei chinesischen Krypto-Börsen, ist der Marktplatz damit der drittgrößte der Welt.

"Krypto-Branche gekommen, um zu bleiben"

Der IPO dürfte ein Meilenstein auf dem Weg zu einer breiteren Akzeptanz von Kryptowährungen sein, sagt Charles Hwang, Krypto-Experte und Blockchain-Professor am New Yorker Baruch College. Bisher hatte der Sektor noch Schwierigkeiten, das Vertrauen von Mainstream-Investoren, Aufsichtsbehörden und der Öffentlichkeit zu gewinnen. "Viele Leute argumentieren, man könne Kryptowährungen keinen intrinsischen Wert beimessen", sagt Hwang. "Dieser Börsengang könnte den Märkten zeigen, dass die Krypto-Branche hier ist, um zu bleiben."

Bereits im Januar hatte Coinbase eine sogenannte Direktplatzierung bei der SEC, der amerikanischen Börsenaufsicht, beantragt. Anders als bei einem klassischen Börsengang werden die Papiere dabei ohne vorheriges Preisbildungsverfahren und ohne die teure Unterstützung von Investmentbanken an die Börse gebracht.

Anleger, die sich an Coinbase beteiligen, können schließlich indirekt vom Aufstieg der Kryptowährungen profitieren. "Wer sich wohler dabei fühlt, in Aktien zu investieren und sein Geld in ein Unternehmen mit Cashflow, Vorstand und traditioneller Infrastruktur zu stecken, wird die Möglichkeit zu schätzen wissen, in Coinbase zu investieren", sagt Chris McAlary, Chef von CoinCloud, einem Anbieter von Geldautomaten für Kryptowährungen, dem Online-Magazin NerdWallet. Auf diese Weise könnten Investoren die für die Branche so üblichen Kursschwankungen umgehen.

Zunehmende Akzeptanz von Digitalwährungen

Befeuert wird der derzeitige Aufstieg von Kryptowährungen durch die zunehmende Akzeptanz von Banken und Unternehmen. Neben dem Zahlungsdienstleister PayPal erlauben nun auch Kreditkartengesellschaften wie Visa oder Autohersteller wie Tesla mit Cyber-Devisen zu bezahlen.

Das vorsichtige Herantasten an die neue Krypto-Welt sei allerdings erst der Anfang, glaubt Coinbase-Gründer Brian Armstrong. Innerhalb eines Jahrzehntes werde die Zahl der Menschen, die die Blockchain-Wirtschaft nutzen, von 50 Millionen auf eine Milliarde explodieren. "Als ich Coinbase gegründet habe, dachten die meisten Leute, die Blockchain sei verrückt", sagte der 38-Jährige dem Wirtschaftsmagazin Forbes. "Jetzt investieren Regierungen und die alte Garde der Investoren in diese Technologie."

USA | Coinbase CEO Brian Armstrong
Schon vor dem Börsengang Milliardär - der 38 Jährige Coinbase-Gründer Brian ArmstrongBild: Steve Jennings/Getty Images

Um seine Firma anzupreisen, bedient sich Armstrong gern alter Börsenweisheiten. "Wir verkaufen Hacken und Schaufeln in einem Goldrausch", sagte der Coinbase-Gründer vor einigen Jahren in Anlehnung an ein Sprichwort des Börsengurus André Kostolany. Gemeint ist der Rat, bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in das entsprechende Werkzeug zu investieren, um das richtig große Geld zu machen. Coinbase, so Armstrong, verfüge über genau jenes Geschäftsmodell.

Coinbase ist eigentlich ein klassischer Broker

Obwohl sich der Firmensitz von Coinbase im kalifornischen San Francisco befindet, ist die digitale Handelsplattform auch in Europa Anlaufstelle für Krypto-Fans. Auf ihr können Nutzer rund 50 verschiedene Cyber-Devisen, darunter Bitcoin, Ethereum und Litecoin, sowohl gegen Fiatgeld kaufen, als auch untereinander handeln. Die Auswahl der Währungen, von der es weltweit inzwischen mehr als 4000 gibt, ist vergleichsweise klein, um die Bedienung einfach und übersichtlich zu halten. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie am klassischen Kapitalmarkt: per Angebot und Nachfrage.

Abgelegt werden die Digitalwährungen nach Handel oder Kauf in einem sogenannten Wallet, also einer digitalen Geldbörse. Daraus lässt sich im Anschluss theoretisch auch bezahlen. Coinbase wiederum verdient an dem Modell wie ein klassischer Broker am Kapitalmarkt. Nach jeder Transaktion bekommt das Unternehmen eine entsprechende Gebühr.

Infografik Internetnutzer, die Kryptowährungen besitzen DE

Große Schwankungen und Cyber-Risiken

Experten allerdings warnen Anleger davor, den Handel mit Kryptowährungen mit klassischer Geldanlage zu vergleichen. Neben deutlich höheren Schwankungsbreiten drohen Investoren nicht unwesentliche Cyber-Risiken. Immer wieder liest man von geplünderten Konten und gehackten Accounts, für die sich Börsen wie Coinbase nicht verantwortlich fühlen. Gesetze, die klassische Broker und Banken zum Schutz ihrer Kunden zu strengen Sicherheitsvorkehrungen verpflichten, gelten für Krypto-Börsen oft nicht.

Ein Mehr an Regulierung muss die Branche allerdings nicht fürchten, glaubt Hwang. Die große Gefahr der Geldwäsche etwa - ein Risiko, das US-Finanzministerin Janet Yellen im Zusammenhang mit Kryptowährungen wiederholt betont - scheint Studien zufolge geringer als bislang befürchtet.

Coinbase selbst wiederum gerät durchaus regelmäßig in den Strudel der Kritik. So berichtet die New York Times, dass sich zuletzt Dutzende Nutzer öffentlich über den mangelhaften Kundenservice der Plattform beschwert hätten. Erst im März war Coinbase wegen irreführender Mitteilungen zu einer millionenschweren Zahlung verdonnert worden. Die US-Derivateaufsicht CFTC brummte der Krypto-Plattform eine Geldbuße von 6,5 Millionen Dollar auf. Grund seien falsche und ungenaue Berichte über Transaktionen bei digitalen Vermögenswerten gewesen, teilte die Behörde damals mit.

Coinbase
Coinbase könnte durch den Börsengang mit 100 Milliarden Dollar bewertet werdenBild: STRF/STAR MAX/Ipx/picture alliance

Probleme wie diese dürften für Coinbase allerdings nur Stolpersteine auf dem Weg zu massivem Wachstum sein. Schon jetzt ist der Krypto-Marktplatz mehr wert als die altehrwürdige New York Stock Exchange. "Um die Analogie zum Internet zu nutzen: Niemand hätte in den frühen 1990er-Jahren gedacht, welche positiven Auswirkungen das Internet auf unser Leben haben würde", sagt Krypto-Professor Hwang. "Heute fällt es uns schwer, ohne Online-Shopping, Internet-Spiele, Streaming-Dienste und soziale Medien auszukommen."

Der Artikel wurde nach dem Börsengang aktualisiert.