Der Kampf gegen einen Energiekonzern
Der Hambacher Forst wird gerodet, Dörfer werden zerstört. Denn dort soll Braunkohle abgebaut werden. In dem letzten Stück Wald, das noch existiert, leben Aktivisten – illegal. Sie wollen gegen den Energiekonzern kämpfen.
SPRECHERIN:
Dieser Baum ist jetzt ihr Zuhause. Wir sollen sie Sascha nennen. Ihren Namen will uns die 21-Jährige nicht verraten, denn sie lebt illegal illegal vom Gesetz her verboten auf zwölf Metern Höhe in dieser Eiche Eiche, -n (f.) ein großer Baum mit hartem Holz . Vor einem halben Jahr ist Sascha im Hambacher Forst Hambacher Forst (m., nur Singular) ein Wald im Westen Deutschlands eingezogen. Das Leben hier oben kann für sie schwere Folgen haben.
SASCHA:
Das ist ’ne Protestform, dass wir hier leben. Es geht nicht … also, natürlich ist es für uns schön, auf Bäumen zu leben, und ich genieß es total total hier umgangssprachlich für: sehr , so verbunden zu sein mit der Natur, aber wir machen das hier als direkte Aktion, als Protest und nehmen in Kauf etwas in Kauf nehmen etwas akzeptieren, auch wenn es negativ ist , geräumt etwas räumen hier: alle Menschen und Gegenstände von einem Ort wegbringen (oft mit Gewalt) zu werden und sind uns dem [dessen] bewusst. Ich bin mir trotzdem ziemlich sicher, dass es wehtun wird, und find’s deswegen umso wichtiger, dass wir zusammenhalten zusammen|halten hier: sich gegenseitig unterstützen . Weil es wird ja wahrscheinlich nicht nur sein: Wir werden hier geräumt, sondern auch: Wir werden verhaftet und wir kommen ins Gefängnis.
SPRECHERIN:
Ins Gefängnis dafür, dass sie mit ihren Baumhäusern Baumhaus, -häuser (n.) ein kleines Haus meist aus Holz in einem Baum den Wald schützen wollen – schützen gegen seinen Eigentümer Eigentümer, -/Eigentümerin, -nen der Besitzer/die Besitzerin , den Energiekonzern Energiekonzern, -e (m.) eine große Firma, die ihren Kunden verschiedene Arten von Energie anbietet RWE. Sascha und ihre Mitstreiter Mitstreiter, -/Mitstreiterin, -nen jemand, der gemeinsam mit anderen für etwas kämpft haben sich in den Bäumen professionell eingerichtet. Sommer wie Winter leben hier oben rund 30 Aktivisten Aktivist, -en/Aktivistin, -nen jemand, der viel dafür tut, ein bestimmtes (politisches) Ziel zu erreichen , um ein Zeichen ein Zeichen setzen etwas öffentlich tun, damit die Menschen über etwas nachdenken zu setzen ein Zeichen setzen etwas öffentlich tun, damit die Menschen über etwas nachdenken , erklären sie uns. Sie betrachten den Braunkohleabbau Braunkohleabbau (m., nur Singular) das Herausholen von brauner Kohle aus dem Boden, um damit Energie zu produzieren (Verb: Braunkohle abbauen) als großes Unrecht, das sie verhindern wollen. Nur wenige sind bereit, sich offen zu zeigen oder mit uns zu sprechen. Kim – links im Bild – hat sich deshalb eine Maske Maske, -n (f.) hier: etwas, das man sich vor das Gesicht tut, um nicht erkannt zu werden aufgesetzt etwas auf|setzen hier: etwas auf den Kopf oder das Gesicht setzen und erklärt uns sein Weltbild Weltbild, -er (n.) hier: die Vorstellung, die jemand von der Welt und vom Leben hat .
KIM:
Seit 40 Jahren wird hier der Wald gerodet (Bäume) roden viele Bäume in einem Gebiet fällen . Seit 40 Jahren werden Menschen vertrieben jemanden vertreiben jemanden zwingen, einen Ort zu verlassen hier und seit 40 Jahren wird auch die Gesundheit und das Wohlergehen Wohlergehen (n., nur Singular) die Tatsache, dass es jemandem gut geht der … der Anwohner gefährdet etwas/jemanden gefährden etwas/jemanden in Gefahr bringen durch die Emission Emission, -en (f.) hier: die Abgabe von schädlichen Stoffen in die Atmosphäre von der Mine Mine, -n (f.) hier: eine technische Anlage unter der Erde, in der etwas aus der Erde herausgeholt wird , und das ist völlig legal. Und das, was wir machen, dass wir hier den Wald besetzt etwas besetzen hier: in einem Haus oder auf einem Grundstück leben, ohne das offizielle Recht dazu zu haben (Person: der Besetzer/die Besetzerin) halten und dass wir versuchen, den Wald vor der Zerstörung zu schützen, das ist verboten.
SPRECHERIN:
In einem selbst gedrehten Video ein Video drehen mit einer Kamera ein Video machen dokumentieren etwas dokumentieren hier: etwas schriftlich oder mit Bildern festhalten, um zu zeigen, wie etwas wirklich war die Besetzer ihren Kampf um die Bäume. Hier stürmen auf etwas/jemanden zu|stürmen hier: zu etwas/jemandem hinlaufen und dabei zu Gewalt bereit sein sie auf auf etwas/jemanden zu|stürmen hier: zu etwas/jemandem hinlaufen und dabei zu Gewalt bereit sein Sicherheitskräfte von RWE zu auf etwas/jemanden zu|stürmen hier: zu etwas/jemandem hinlaufen und dabei zu Gewalt bereit sein , die versuchen, ein Baumhaus zu räumen. Die Lage eskaliert eskalieren immer schlimmer werden . Die Grenzen die Grenzen sind fließend der Unterschied zwischen zwei Dingen ist nicht immer deutlich zwischen Protest und Gewalt sind fließend die Grenzen sind fließend der Unterschied zwischen zwei Dingen ist nicht immer deutlich . Der Energiekonzern pocht auf sein Recht auf sein Recht pochen deutlich sagen, dass man das Recht zu etwas hat und darauf nicht verzichten will . Er habe Rückendeckung haben hier: Unterstützung bekommen die volle politische Rückendeckung Rückendeckung haben hier: Unterstützung bekommen für den Abbau der Braunkohle in seinem Revier Revier, -e (n.) hier: das abgegrenzte Gebiet noch für Jahrzehnte, sagt RWE.
GUIDO STEFFEN (Energieversorgungsunternehmen RWE):
Die Leute, die im Hambacher Forst auf Bäumen sitzen, werden dort nicht lange bleiben können, denn der Tagebau Tagebau, -e (m.) eine Anlage über der Erde, in der mit Maschinen etwas aus der Erde geholt wird, um es weiterzuverarbeiten ist genehmigt. Klimaschutz ist ein Ziel von Energiepolitik. Gleichzeitig muss Energiepolitik aber auch dafür sorgen, dass ein dichtbesiedeltes dichtbesiedelt so, dass viele Menschen an einem Ort wohnen und hochindustrialisiertes industrialisiert so, dass es sehr viel Industrie an einem Ort gibt Land wie Deutschland zuverlässig und auch preisgünstig, erschwinglich erschwinglich so, dass etwas nicht zu teuer ist und man es bezahlen kann mit Energie versorgt werden kann.
SPRECHERIN:
Doch Braunkohle sei eine schmutzige Energie, argumentieren Sascha und Kim. Wenn die Bundesregierung weiter auf auf etwas setzen etwas sehr wichtig finden und es unterstützen sie setze auf etwas setzen etwas sehr wichtig finden und es unterstützen , werde sie ihre eigenen Klimaschutzziele niemals erreichen.
SASCHA:
Diese Mine ist hier der größte CO2 CO2 (n., nur Singular) Abkürzung für: das Kohlendioxid; ein Gas, das z. B. beim Autofahren in die Luft kommt; ein Gas, das z. B. entsteht, wenn Kohle verbrennt -Produzent von Europa und das CO2 geht nicht nur uns was an, sondern die ganze Welt. Aber ich vertraue nicht darauf, dass Parteien was ändern. Und ich glaube, es ist Zeit, dass wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen etwas selbst in die Hand nehmen umgangssprachlich für: etwas selbst tun und sich nicht auf andere verlassen .
SPRECHERIN:
Doch es ist ein symbolischer Kampf, denn der größte Teil des Hambacher Forstes ist längst abgerodet. Der Tagebau ist ein gigantisches gigantisch sehr groß , 400 Meter tiefes Loch, das in den letzten Jahrzehnten nicht nur den Wald, sondern bereits zahlreiche Ortschaften verschlungen etwas verschlingen hier umgangssprachlich für: etwas zerstören hat. Tausende Menschen mussten umgesiedelt jemanden um|siedeln bestimmen, dass jemand an einem anderen Ort wohnen soll werden. Bisher konnten weder Klagen Klage, -n (f.) hier: die Beschwerde vor Gericht noch das Engagement Engagement (n., aus dem Französischen) hier: der freiwillige Einsatz für ein bestimmtes Ziel der Aktivisten am Ende die Braunkohlebagger stoppen. Erst 2050 will die Bundesregierung aus aus etwas aus|steigen hier: bei etwas nicht mehr mitmachen; etwas nicht mehr weitermachen; etwas aufgeben der Braunkohle aussteigen aus etwas aus|steigen hier: bei etwas nicht mehr mitmachen; etwas nicht mehr weitermachen; etwas aufgeben . Trotzdem wollen Sascha und Kim nicht aufgeben. Für sie geht es nicht nur um den Braunkohleabbau. Ihr Ziel ist es, gegen Ausbeutung Ausbeutung, -en (f.) hier: die Zerstörung der Erde; hier auch: die Tatsache, dass man alles aus der Natur nimmt, das man nutzen kann, ohne dabei an die Umwelt zu denken zu kämpfen – Ausbeutung von Mensch und Natur. Beides symbolisiere der Hambacher Forst.
SASCHA:
Man hat einmal diesen wunderschönen Wald hier, der … wo alles lebt und wo alles grün ist und irgendwie harmonisch harmonisch so, dass alles an einem Ort zusammenpasst; schön ist noch. Und daneben hat man die Mine. Das ist einfach ’n unglaubliches Nichts, das ist … das ist tot. Das ist für mich ’n total guter Ausgangspunkt Ausgangspunkt, -e (m.) der Ort, an dem etwas startet für ’n Kampf, der sich gegen sich gegen etwas/jemanden richten etwas gegen etwas/jemanden machen viel mehr richtet sich gegen etwas/jemanden richten etwas gegen etwas/jemanden machen .
SPRECHERIN:
Ein Kampf auf Zeit: Die Sicherheitskräfte Sicherheitskraft, -kräfte (f.) eine Person, die beruflich für die Sicherheit von Personen oder für die Sicherheit auf Veranstaltungen sorgt von RWE beobachten alles, was am und im Wald passiert. Sascha rechnet damit, dass auch ihr Baumhaus bald geräumt werden könnte. Doch darauf seien sie und die anderen vorbereitet.
Der Kampf gegen einen Energiekonzern
illegal — vom Gesetz her verboten
Eiche, -n (f.) — ein großer Baum mit hartem Holz
Hambacher Forst (m., nur Singular) — ein Wald im Westen Deutschlands
total — hier umgangssprachlich für: sehr
etwas in Kauf nehmen — etwas akzeptieren, auch wenn es negativ ist
etwas räumen — hier: alle Menschen und Gegenstände von einem Ort wegbringen (oft mit Gewalt)
zusammen|halten — hier: sich gegenseitig unterstützen
Baumhaus, -häuser (n.) — ein kleines Haus meist aus Holz in einem Baum
Eigentümer, -/Eigentümerin, -nen — der Besitzer/die Besitzerin
Energiekonzern, -e (m.) — eine große Firma, die ihren Kunden verschiedene Arten von Energie anbietet
Mitstreiter, -/Mitstreiterin, -nen — jemand, der gemeinsam mit anderen für etwas kämpft
Aktivist, -en/Aktivistin, -nen — jemand, der viel dafür tut, ein bestimmtes (politisches) Ziel zu erreichen
ein Zeichen setzen — etwas öffentlich tun, damit die Menschen über etwas nachdenken
Braunkohleabbau (m., nur Singular) — das Herausholen von brauner Kohle aus dem Boden, um damit Energie zu produzieren (Verb: Braunkohle abbauen)
Maske, -n (f.) — hier: etwas, das man sich vor das Gesicht tut, um nicht erkannt zu werden
etwas auf|setzen — hier: etwas auf den Kopf oder das Gesicht setzen
Weltbild, -er (n.) — hier: die Vorstellung, die jemand von der Welt und vom Leben hat
(Bäume) roden — viele Bäume in einem Gebiet fällen
jemanden vertreiben — jemanden zwingen, einen Ort zu verlassen
Wohlergehen (n., nur Singular) — die Tatsache, dass es jemandem gut geht
etwas/jemanden gefährden — etwas/jemanden in Gefahr bringen
Emission, -en (f.) — hier: die Abgabe von schädlichen Stoffen in die Atmosphäre
Mine, -n (f.) — hier: eine technische Anlage unter der Erde, in der etwas aus der Erde herausgeholt wird
etwas besetzen — hier: in einem Haus oder auf einem Grundstück leben, ohne das offizielle Recht dazu zu haben (Person: der Besetzer/die Besetzerin)
ein Video drehen — mit einer Kamera ein Video machen
etwas dokumentieren — hier: etwas schriftlich oder mit Bildern festhalten, um zu zeigen, wie etwas wirklich war
auf etwas/jemanden zu|stürmen — hier: zu etwas/jemandem hinlaufen und dabei zu Gewalt bereit sein
eskalieren — immer schlimmer werden
die Grenzen sind fließend — der Unterschied zwischen zwei Dingen ist nicht immer deutlich
auf sein Recht pochen — deutlich sagen, dass man das Recht zu etwas hat und darauf nicht verzichten will
Rückendeckung haben — hier: Unterstützung bekommen
Revier, -e (n.) — hier: das abgegrenzte Gebiet
Tagebau, -e (m.) — eine Anlage über der Erde, in der mit Maschinen etwas aus der Erde geholt wird, um es weiterzuverarbeiten
dichtbesiedelt — so, dass viele Menschen an einem Ort wohnen
industrialisiert — so, dass es sehr viel Industrie an einem Ort gibt
erschwinglich — so, dass etwas nicht zu teuer ist und man es bezahlen kann
auf etwas setzen — etwas sehr wichtig finden und es unterstützen
CO2 (n., nur Singular) — Abkürzung für: das Kohlendioxid; ein Gas, das z. B. beim Autofahren in die Luft kommt; ein Gas, das z. B. entsteht, wenn Kohle verbrennt
etwas selbst in die Hand nehmen — umgangssprachlich für: etwas selbst tun und sich nicht auf andere verlassen
gigantisch — sehr groß
etwas verschlingen — hier umgangssprachlich für: etwas zerstören
jemanden um|siedeln — bestimmen, dass jemand an einem anderen Ort wohnen soll
Klage, -n (f.) — hier: die Beschwerde vor Gericht
Engagement (n., aus dem Französischen) — hier: der freiwillige Einsatz für ein bestimmtes Ziel
aus etwas aus|steigen — hier: bei etwas nicht mehr mitmachen; etwas nicht mehr weitermachen; etwas aufgeben
Ausbeutung, -en (f.) — hier: die Zerstörung der Erde; hier auch: die Tatsache, dass man alles aus der Natur nimmt, das man nutzen kann, ohne dabei an die Umwelt zu denken
harmonisch — so, dass alles an einem Ort zusammenpasst; schön
Ausgangspunkt, -e (m.) — der Ort, an dem etwas startet
sich gegen etwas/jemanden richten — etwas gegen etwas/jemanden machen
Sicherheitskraft, -kräfte (f.) — eine Person, die beruflich für die Sicherheit von Personen oder für die Sicherheit auf Veranstaltungen sorgt