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Der "König des Klonens"

20. Mai 2005

In Südkorea gilt er als Volksheld: der Tiermediziner Woo Suk Hwang. Mit seinem Forscher-Team hat er jetzt einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Klonen eines Menschen gemacht - im Dienst der Gesundheit, sagt er.

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Stammzellenforschung am Menschen - Fluch oder Segen?Bild: AP
Geklonte Embryonen in Südkorea
Geklonte Embryonen in Südkorea (Archiv-Foto)Bild: AP

Südkoreanische Forscher haben als erste weltweit maßgeschneiderte embryonale Stammzellen für schwer kranke Patienten geklont. Damit nahmen sie eine weitere entscheidende Hürde zum therapeutischen Klonen zu nehmen. Mit Stammzellen, die dasselbe Erbgut wie die Patienten enthalten, könnten Mediziner bei der Therapie die Abwehrreaktion von Patienten verhindern. Das würde die Heilungschancen nach dem Einsetzen der Zellen erheblich verbessern.

Im Februar 2004 hatten das selbe Team weltweit zum ersten Mal Stammzellen aus einem geklonten menschlichen Embryo gewonnen. Stammzellen haben den Vorteil, dass sie sich in alle möglichen Arten von Zellen ausbilden können.

Applaus und Angst

Der Tiermediziner Woo Suk Hwang und der Gynäkologe Shin Yong Moon von Seouler Nationaluniversität Seoul beschreiben ihre neuen Experimente in der Online-Ausgabe des Wissenschaftsjournals "Science" (Scienceexpress) vom Freitag (20.5.2005). Das Team entkernte 185 Eizellen junger Spenderinnen und verschmolz sie mit je einer Hautzellen von elf Patienten. Diese rangierten im Alter zwischen 2 und 56 Jahren, waren männlich oder weiblich und litten unter einer von drei bisher unheilbaren Krankheiten: einer Querschnittslähmung, dem ererbten Diabetes Typ 1 oder der Immunkrankheit Hypogammaglobulinämie.

"Wir applaudieren Professor Hwang und seinen Kollegen zu diesem umwerfenden wissenschaftlichen Fortschritt", schrieb die American Society for Reproductive Medicine (ASRM) in einer Stellungnahme. Er "rückt die Erfüllung des Versprechens, das die Stammzellenforschung zur Therapie einer der schlimmsten Leiden birgt, sehr viel näher". "Manche werden ihn hassen, andere werden ihn feiern", gab der Deutsch-Amerikaner Rudolf Jaenisch vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu bedenken.

Südkorea reagierte mit Stolz: Die Regierung ließ Hwang und Moon auf einer Briefmarke abbilden und versorgte sie reichlich mit Forschungsmitteln. Außer einer Million Dollar aus dem Staatssäckel erhielt das Klon-Team eine weitere Million von Spendern. Für seine Landsleute ist der sympathische Forscher Hwang "Der König des Klonens". Inzwischen geben sich auch Biologen aus aller Welt die Klinke zu seinem Labor in die Hand.

Ausblick

Bis zur Therapie ist es allerdings noch ein langer Weg. So enthalten die gewonnen Stammzellen wahrscheinlich dieselben genetischen Defekte wie die Patienten mit Erbkrankheiten und sind daher nicht direkt zur Heilung einsetzbar. Zudem sind vom Gewinnen der Stammzellen bis zum erfolgreichen Einsetzen in den Patienten noch mehrere Schritte nötig.

Newcastle zieht nach

Nur wenige Stunden nach dieser Nachricht haben Forscher in Großbritannien mitgeteilt, ihnen sie das Klonen eines menschlichen Embryos gelungen. Das berichtet die BBC. Demnach füllten die Forscher von der Universität Newcastle entkernte Eizellen von elf Frauen mit dem Erbmaterial anderer Zellen. Drei Klone überlebten drei Tage, ein weiterer fünf Tage. Die britischen Wissenschaftler wollen aus den geklonten Embryonen Stammzellen gewinnen und mit deren Hilfe Behandlungsmöglichkeiten für Krankheiten wie Diabetes, Parkinson und Alzheimer entwickeln.

Deutsche Debatte

In Deutschland ist das Verfahren verboten. Kritiker halten das so genannte therapeutische Klonen für unethisch. Embryonen, in denen ein ganz bestimmter Mensch mit zahllosen individuellen Eigenschaften bereits voll angelegt sei, würden hier erzeugt, nur um im Dienste anderer Menschen benutzt und zerstört zu werden, sagen sie. Das Klonen von Embryonen zur Schaffung eines Babys steht auch in Großbritannien unter Strafe.

Bundeskanzler Gerhard Schröder will jedoch einem Zeitungsbericht zufolge das so genannte therapeutische Klonen auch in Deutschland ermöglichen. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, will der Kanzler die rot-grüne Koalition und die Öffentlichkeit für einen Kurswechsel in der Biopolitik gewinnen. Schröder fühle sich durch Erfolgsnachrichten wie der ersten Klonung von Stammzellen kranker Menschen in Südkorea in diesem Plan bestätigt, schrieb das Blatt unter Berufung auf Regierungskreise.

Der Kanzler bereite seine Mitarbeiter und Ministerien Schritt für Schritt darauf vor, auf eine Abschaffung der geltenden Regeln des Embryonenschutzes hinzuwirken. Schröder habe schon SPD-Chef Franz Müntefering auf seine Seite gezogen, der eine Fraktionsinitiative starten könnte. Der Kanzler setze aber auch auf die Unterstützung von Wirtschaftsminister Clement, Forschungsministerin Edelgard Bulmahn und Justizministerin Brigitte Zypries. Vor der Bundestagswahl 2006 solle aber keine Gesetzesinitiative angestoßen werden, hieß es. (mas)