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Der Islam gehört zu Hamburg

14. August 2012

Fünf Jahre haben die Verhandlungen gedauert: Nun hat Hamburg als erstes der 16 Bundesländer einen Vertrag mit islamischen Religionsgemeinschaften vorgelegt.

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Männer beten in der Moschee Eyüp Sultan Camii in Hamburg (Foto: dpa)
Symbolbild Hamburg IslamBild: picture-alliance/dpa

Für Deutschland ist es ein Novum. Die Freie und Hansestadt Hamburg schließt einen staatlichen Vertrag mit Muslimen und Aleviten. Die beiden Dokumente mit jeweils zehn Seiten sind inhaltsschwer. Sie sollen den islamischen und alevitischen Gemeinden ihre Rechte und Pflichten bestätigen und ihnen den "Platz in der Mitte der Gesellschaft einräumen", wie Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Vorstellung des Vertragswerkes am Dienstag betonte. Der erfolgreiche Abschluss der Verhandlungen sei "ein Signal der Bereitschaft zu einem kooperativen Miteinander", fügte Scholz hinzu.

Er wies darauf hin, dass in der Hansestadt knapp jeder Zweite der mehr als 1,8 Millionen Einwohner Christ und jeder Zwanzigste Muslim ist. Insgesamt sind rund 170 Nationen zwischen Elbe und Alster zu Hause.

Anerkennung von Feiertagen

Der Vertrag schreibt vor allem den Religionsunterricht, die Anerkennung islamischer Feiertage, den Bau von Moscheen und die Trägerschaft von Kindertagesstätten fest. So können Gläubige an jeweils drei Feiertagen wie dem alevitischen Asure-Tag und dem muslimischen Opferfest Urlaub nehmen, Schüler können sich vom Unterricht befreien lassen. Die Tage gelten - wie Fronleichnam oder Buß- und Bettag - als "kirchliche Feiertage im Sinne des Hamburger Feiertagsgesetzes". Auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist in dem Dokument klargestellt. Die Muslime bekennen sich zum deutschen Grundgesetz.

Zekeriya Altug vom DITIB-Landesverband Hamburg (l.) und Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (Foto: dpa)
Zekeriya Altug vom DITIB-Landesverband (l.) und Bürgermeister Scholz sind zufrieden mit dem ErreichtenBild: picture-alliance/dpa

Vertragspartner des Senats sind der Rat der islamischen Gemeinschaften (Schura), die Türkisch-Islamische Union (DITIB) und der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). Die drei Islamverbände vertreten nach eigenen Angaben mehr als 90 Prozent der rund 130.000 Hamburger Muslime. Vierter Partner ist die alevitische Gemeinschaft mit rund 50.000 Mitgliedern. Noch im Herbst sollen die Verträge, die seit 2007 auf Anregung des damaligen CDU-Bürgermeisters Ole von Beust verhandelt wurden, in der Hamburger Bürgerschaft beraten und beschlossen werden. Dann können die Dokumente unterzeichnet werden.

Christliche Kirchen begrüßen Abkommen

Vergleichbare Staatsverträge hatte die Hansestadt bereits vor Jahren mit den beiden großen christlichen Kirchen und der jüdischen Gemeinde geschlossen. Die christlichen Kirchen begrüßten jetzt die Kontrakte mit den muslimischen Verbänden.

Hamburg sei "geprägt durch seine christliche Tradition und Kultur" und habe "gerade deshalb gelernt, eine weltoffene und tolerante Stadt zu sein", sagten die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs und der katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. Zekeriya Altug von der Türkisch-Islamischen Union bewertete das Vertragswerk als einen "Wegweiser für die Zusammenarbeit in Zukunft und nicht nur in Hamburg".

se/sti (kna, epd, afp, dpa)