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Der Traum des MSV

12. Mai 2011

Zweitligist MSV Duisburg steht zum vierten Mal im Finale des DFB-Pokals. Noch nie haben die Duisburger einen Titel gewonnen. Für den Verein und seine Anhänger könnte am 21. Mai ein lang gehegter Traum in Erfüllung gehen.

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Duisburgs Spieler Olcay Sahan überschüttet nach dem Einzug ins Pokalfinale Trainer Milan Sasic mit Bier. Foto: DeFodi.de
Gibt es wieder eine Bierdusche für MSV-Trainer Milan Šašić?Bild: picture alliance/DeFodi
Natioanalspieler Helmut Rahn in einem Länderspiel gegen Portugal 1960. Foto: dpa
Helmut Rahn, einer der 'Helden von Bern', stürmte von 1963 bis 65 für den MSVBild: picture alliance/dpa

Nicht "Löwen", nicht "Fohlen", sondern "Zebras" werden sie genannt, die Spieler des MSV Duisburg. Denn seit jeher sind ihre Trikots gestreift. Nicht schwarz-weiß, sondern blau-weiß. Gegründet am 24. September 1902 hat sich der Meidericher SV, wie er früher genannt wurde, bis in die Bundesliga gespielt und war bei deren Gründung 1963 Mitglied. Weltmeister Helmut Rahn lockte damals die Fans ins Stadion.

Heute spielt Duisburg in der Zweiten Liga und steht überraschend im Finale des DFB-Pokals. Ein Traum für alle MSV-Fans und auch für Trainer Milan Šašić, der die Partie gegen den Favoriten FC Schalke 04 am liebsten in 90 Minuten für sich entscheiden will. Er habe einmal Elfmeterschießen trainieren lassen und danach verloren, erinnert er sich. "Deshalb möchte ich das nicht mehr machen. Ich habe Vertrauen in meine Jungs."

Dreimal Finale – dreimal verloren

Zum ersten Mal spielten die Duisburger 1966 im Endspiel um den DFB-Pokal. Gegner war damals der FC Bayern München. Trotz 1:0-Führung verlor der MSV mit 2:4. Zum zweiten Mal gelang den Duisburgern der Finaleinzug 1975. Doch wieder holte der Gegner den Pott: Eintracht Frankfurt mit einem 1:0-Erfolg. Auch das dritte Endspiel im DFB-Pokal im Jahr 1998 verlor der MSV - wieder gegen die Bayern. Damit qualifizierten sich die Duisburger aber für den Europapokal der Pokalsieger, wo sie allerdings nicht über die erste Runde hinauskamen.

Das 2:0 für Duisburg im Viertelfinale gegen Kaiserslautern. Foto: dapd
Das Zebra als MSV-Maskottchen will wieder jubeln - wie hier im Viertelfinale gegen den 1. FC KaiserslauernBild: dapd

Turbulente Jahre in der Liga

In der Bundesliga blieb Duisburg meistens unscheinbar. 1976 stand der MSV immerhin im UEFA-Cup, scheiterte aber in der zweiten Runde. In der Saison 1978/79 feierten die Duisburger dann den Einzug in das Halbfinale des UEFA-Pokals – auch dank Verteidiger Bernard Dietz, dem bis heute zweitbesten Bundesliga-Torschützen des MSV nach Ronald Worm. Im Halbfinale scheiterten sie ausgerechnet an einem Ligarivalen: Borussia Mönchengladbach mit dem späteren MSV-Spieler und -Trainer Ewald Lienen.

Trainer Ewald Lienen brüllt. Foto: AP
Ewald Lienen war beim MSV Spieler und TrainerBild: AP

1982 stieg das Gründungsmitglied der Bundesliga zum ersten Mal ab und stürzte bis in die Oberliga. Erst 1991 gelang die Bundesliga-Rückkehr. Spieler wie Lothar Wölk und Ewald Lienen wurden gefeiert und im hohen Fußballalter von über 30 Jahren regelmäßig von Trainer Willibert Krämer eingesetzt. "Für mich gibt es keine alten oder jungen Spieler, für mich gibt es nur gute und schlechte Fußballer. So lange, wie diese Leute ihre Leistung bringen und jüngere nicht stärker sind, werden diese Leute spielen."

Nach nur einer Saison hieß es aber erneut: Abstieg. Nach dem zweiten Sturz in die Zweitklassigkeit folgte der direkte Aufstieg. Und so geht es seither zwischen Liga eins und zwei hin und her.

Von Schafstall zu Šašić

MSV-Trainer Milan Sasic. Foto: dpa
Hoffnungsträger Milan ŠašićBild: picture-alliance/dpa

Auch zum hundertsten Vereinsjubiläum 2002 stagnierte der MSV wieder einmal in der Zweiten Liga. Der erhoffte Boom unter Trainer Pierre Littbarski blieb aus, und so sprach Präsident Walter Hellmich wieder einmal eine Kündigung aus. Trainer wie Rolf Schafstall, Friedhelm Funkel, Hans Bongartz und später auch Rudi Bommer und Peter Neururer prägten den MSV Duisburg. Vor zwei Jahren hat der Kroate Milan Šašić das Regiment übernommen. Er kann Geschichte schreiben in Duisburg, wenn er mit seinem Team im vierten Anlauf den DFB-Pokal gewinnt. "Es wäre traurig, wenn wir nicht alle träumen dürften. Wir träumen jetzt alle zusammen." Und wenn der große Duisburger Traum in Berlin wahr wird, dann spätestens könnten aus den "grauen Mäusen" der Zweiten Liga endlich wieder "wilde Zebras" werden.

Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Stefan Nestler