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Die Müllfischer Mallorcas

22. März 2010

Der Fang der Fischerfamilie Maf: Neben Fischen landen auch Plastiktüten, Ölfässer oder Farbeimer im Netz. Oft macht der Müll den Fisch unbrauchbar. Aber das sind nicht die einzigen Probleme der Fischerfamilie.

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In einem Fischernetz liegt Müll (Foto: Emanuel Herm)
Den Fischern gehen nicht nur Fische ins NetzBild: Emanuel Herm

Es ist noch dunkel, als das Fischerboot der Familie Maf aus dem Hafen Palma de Mallorcas ausläuft. Nach einer Stunde Fahrt werfen die vier Männer an Bord das Netz aus. Als sie es Stunden später wieder hochziehen, liegen nur ein paar zappelnde Fische darin. Daniels Bruder Manuel Maf, der Kapitän des Schiffes, ist an halbleere Netze gewöhnt, aber es ärgert ihn trotzdem.

Müll verursacht Fischsterben

Ein Fischerboot sticht in der Dunkelheit in See (Foto: Emanuel Herm)
Um fünf Uhr früh läuft das Fischerboot ausBild: Emanuel Herm

Von dem Erlös aus dem Verkauf der Fische muss die Familie Maf jede Woche 3000 Euro für Treibstoff und zwei Hilfskräfte bezahlen. Viel bleibt da nicht übrig, obwohl die Mafs an fünf Tagen mindestens zwölf Stunden arbeiten. Doch es gebe auch gute Wochen, wenn sie an einem Tag eine Tonne Fisch fangen und damit 400 Euro verdienen - und wenn sie nur wenig Müll zwischen den Fischen fänden, sagt Daniel: "Es gibt viele Stellen, wo kaum jemand fischt, und da häuft sich der Müll. Für das Meer und für den Fisch ist das sehr, sehr schlecht!"

Müll wie Plastiktüten, Getränkeflaschen und Dosen machen die Fische krank und reduzieren den Fischbestand. Sogar Ölfässer, Eimer mit Lack und Farben und Benzinkanister würden achtlos im Meer versenkt, erzählt Rafael Maf, der Vater von Daniel und Manuel. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, wenn du den ganzen Tag gearbeitet hast und dann alles wegschmeißen musst, weil der Fisch voller Farbe ist. Und das nur, weil irgendein Señor nicht wusste, wohin mit den Farbresten. Da schmeißt er sie halt ins Meer."

EU-Richtlinien: gut für die Fische, schlecht für die Fischer?

Ein Mann steht am Hafen (Foto: Emanuel Herm)
Rafael Maf engagiert sich für das Überleben der Fischer und der FischeBild: Emanuel Herm

Die EU will die Fische im Mittelmeer schützen und die Familie Maf steht hinter diesem Plan, denn sie will nicht den Ast absägen, auf dem sie sitzt. Seit einigen Jahren sind die Fischernetze großmaschiger geworden, so dass junge, kleine Fische durch die Maschen fallen. Obwohl die genormte Maschengröße für die Fischerfamilie Maf Umsatzeinbußen bedeutet, machen sie gerne mit.

Doch eine weitere Regelung ist den Fischern ein Dorn im Auge: Die Dicke des Fadens, aus dem das letzte Teilstück des Netzes besteht, soll auf drei Millimeter reduziert werden. Das sei zu dünn, meinen die Fischer. Sie fürchten, dass ihre Netze dann schneller kaputt gehen - und ein neues kostet rund 1000 Euro. "Dann könnten wir uns die Arbeit sparen. Sie sollen uns doch sagen: Fischt nicht. Und dann wär's das!", sagt Rafael Maf, der sich als Vorsitzender der Fischergenossenschaft für die Rechte der Fischer engagiert

Eingeschränkt optimistisch

Zwei Männer arbeiten auf einem Fischerboot (Foto: Emanuel Herm)
Die EU schreibt die Größe der Maschen vor, um junge Fische zu schützenBild: Emanuel Herm

An Deck des Fischerboots ist es inzwischen Nachmittag geworden und die Männer haben das Netz zum letzen Mal hochgezogen. Im Hafen steht schon Vater Rafael und nimmt den Fang kritisch unter die Lupe. In seiner Jugend gab es noch wesentlich mehr Fische im Mittelmeer. Doch Maf ist sich sicher, dass sich der Fischbestand zumindest rund um die Küste Mallorcas wieder erholen wird, denn es gibt dort nur noch wenige Fischer.

Das Meer vom Müll zu befreien, erscheine da viel schwieriger, sagt Manuel Maf. Die Leute hätten einfach zu wenig Respekt vor dem Meer. Er bringt den Müll, den sie gefangen haben, zu den großen Containern. Dort steht noch das verrostete Ölfass, das sie beim letzten Mal herausgefischt haben.

Autorin: Stephanie Eichler
Redaktion: Julia Kuckelkorn