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Der DW-Kulturkalender für Dezember

26. November 2010

Das Jahr geht zu Ende – mit Kerzen, Lebkuchen und Weihnachtsliedern. Aber auch wenn Weihnachtsstimmung den Monat dominiert, gibt es doch noch andere Themen im Dezember. Ein Blick auf den letzten Kulturmonat des Jahres.

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Am Sechsten kommt der Nikolaus…

Der Nikolaus auf seinem Schlitten (Foto: picture-alliance / Helga Lade Fotoagentur GmbH)
Weihnachtsmann oder Nikolaus? Um rauszufinden, wen man vor sich hat: einfach aufs Datum gucken!Bild: picture-alliance / Helga Lade Fotoagentur GmbH, Ger

... oder war das vielleicht doch der Weihnachtsmann? Die beiden sehen sich nämlich zum Verwechseln ähnlich: weißer Rauschebart, dicker Bauch, roter Umhang – und auf dem Rücken ein großer Sack mit Geschenken. Wer also ist wer? Die Geschichte ist einigermaßen kompliziert. Die Figur des heiligen Sankt Nikolaus geht zurück auf den Bischof von Myra, ein Mann der für seine Nächstenliebe bekannt war und um den sich im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Legenden gebildet haben. Unter anderem gilt er als Schutzpatron der Kinder. Der 6. Dezember ist der Namenstag dieses heiligen Mannes und in Deutschland der Tag, an dem die Kinder in ihren Schuhen, die sie am Abend vorher vor die Tür stellen, Süßigkeiten, Nüsse und andere Leckereien finden – wenn sie denn artig waren. Der Weihnachtsmann hingegen, der aus dem 19. Jahrhundert stammt, hat seinen Einsatz knapp drei Wochen später am 24. Dezember, parallel zum Christkind, das es ja auch noch gibt. Letzteres geht auf eine Erfindung des Reformators Martin Luther zurück, der gegen die Heiligenverehrung und damit auch gegen den Nikolaus war. Nun war das Christkind aber manchen wohl irgendwie zu lieb und so entstand im 19. Jahrhundert auch noch der Weihnachtsmann – als eine Art umgemodelter Nikolaus für den Weihnachtsabend.

Die nächste PISA-Studie erscheint

Schüler lesen auf der Leipziger Buchmesse (Foto: dpa)
Analoges Lesen, Blatt für Blatt - ist das bei Schülern heute noch angesagt?Bild: picture-alliance/dpa

Wie gut ist das deutsche Bildungssystem? Als 2001 die erste "PISA-Studie" veröffentlicht wurde – eine Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), mit der die Leistungen von fünfzehnjährigen Schülern in verschiedenen Ländern verglichen wurden – musste Deutschland erst mal schlucken. Das Ergebnis war schlecht, die Aufregung damals groß, in den Medien kursierte der Begriff "PISA-Schock". Die Studie erscheint seitdem alle drei Jahre, die nächste am siebten Dezember. Schwerpunkt ist diesmal das Thema "Lesen". Wieviel PISA allerdings tatsächlich über die Qualität eines Bildungssystems aussagt, ist umstritten. Was ein Schüler leiste, hänge von vielen Faktoren ab, Leistungsunterschiede ließen sich daher nicht nur durch das Schulsystem erklären, lautet eines der Argumente der Kritiker. Nichtsdestotrotz schielen seit Erscheinen der Studien viele Menschen nach Finnland, das regelmäßig hervorragend abschneidet. Liegt es vielleicht doch am Schulsystem? In Deutschland wird ja schon lange diskutiert, ob die Aufteilung der Schüler in Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien sinnvoll ist. Aber wie die Antwort auch ausfallen mag, eins ist jedenfalls sicher: für Gesprächsstoff sorgt die PISA-Studie allemal.

Napoleon und die Franzosen

Napoleon-Ausstellung Bundeskunsthalle Bonn: Christian Wilhelm von Faber du Faur, Auf dem Schlachtfelde an der Moskwa, 17. September 1812, 1827–1830, Aquarell, Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum, (Copyright: Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt)
Napoleons Feldzüge - dargestellt auf einem Gemälde von Christian Wilhelm von Faber du FaurBild: Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt



Der Umgang mit der eigenen Geschichte ist nicht immer ganz leicht – wer wüsste das besser als die Deutschen. Im Falle Frankreichs scheint das für den Umgang mit Napoleon zu gelten. Viele Franzosen seien nicht gerade stolz auf das imperialistische Machtgebaren ihres wohl berühmtesten Herrschers und so sei es in Frankreich eher schwierig, eine Ausstellung über Napoleon zu organisieren, sagt der Sprecher der Bonner Bundeskunsthalle. Diese hingegen zeigte sich offen für das Thema. Sie präsentiert ab dem 17. Dezember die Ausstellung "Napoleon und Europa. Traum und Trauma", in der unter anderem die Frage beantwortet werden soll, wer Napoleon überhaupt war und wie er es geschafft hat, zu solcher Größe heranzuwachsen – und damit die Geschichte Europas nachhaltig zu beeinflussen. Zu sehen sind Originaldokumente, viel Malerei und typische Alltagsgegenstände. Kuratorin der Ausstellung ist die französische Wissenschaftlerin Bénédicte Savoy, die Kunstgeschichte an der Technischen Universität in Berlin lehrt. In Frankreich wird die Ausstellung dann übrigens auch noch zu sehen sein: von März bis Juni 2012 im Musée de l’Armée. So kommt Napoleon über den Umweg Deutschland also doch noch zu den Franzosen.

25 Jahre "Lindenstraße"

Szenenfoto aus der Serie Lindenstraße: Ausgerechnet beim gemeinsamen Kochen, mit dem sie an frühere Zeiten anknüpfen wollen, geraten sich Helga (Marie-Luise Marjan) und Hans (Joachim H. Luger) in die Haare (Foto: WDR/Martin Menke)
Lindenstraßen-Urgestein: Marie-Luise Marjan alias "Mutter Beimer"Bild: Bild: WDR/Martin Menke

1306 Folgen – ob es jemanden gibt, der sie alle gesehen hat? Bestimmt. Seit einem Vierteljahrhundert begeistert die Fernsehserie "Lindenstraße" das deutsche Publikum. Sie spielt in München und handelt von den Menschen, die in der Lindenstraße wohnen - ein Stück deutsche Alltagsgeschichte im Fernsehen. Die Serie, die am 8. Dezember 1985 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde und als die erste deutsche Seifenoper gilt, hatte zunächst nur mäßigen Erfolg. Mit der Zeit aber erlangte sie Kultstatus und ist für viele heute aus der deutschen Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken. Einige der Schauspieler von damals sind noch immer dabei, darunter auch die berühmte "Mutter der Nation": Mutter Beimer, gespielt von der Schauspielerin Marie-Luise Marjan, die erzählt, dass sie auf der Straße des Öfteren mal mit "Frau Beimer" angesprochen wird. Die Themen sind meist tagesaktuell, sprich: stehen in Deutschland Wahlen an, wird auch in der Lindenstraße gewählt, wird es weihnachtlich, wird auch in der Lindenstraße der Christbaum aufgestellt. Zum 25-jährigen Jubiläum können Fans sich auf die fünfte "Lindenstraße-Kultnacht" am 11. Dezember freuen. Diesmal werden allerdings keine alten Folgen gezeigt, sondern es gibt eine extra für diesen Anlass gedrehte Sonderfolge, in deren Anschluss prominente Fans und Schauspieler dem Phänomen "Lindenstraße" auf den Grund gehen.

Große Namen auf der Kinoleinwand

Filmszene aus dem Film 'The Tourist' von Florian Heckel von Donnersmarck: Johnny Depp und Angelina Jolie (Foto: Kinowelt)
Die beiden Schönen: Johnny Depp und Angelina Jolie in dem Film "Der Tourist"Bild: Kinowelt

Auf den Klatsch- und Tratschseiten wurde lange darüber spekuliert – jetzt ist er fertig, der neue Film von Florian Henckel von Donnersmarck. 2007 gewann er mit seinem Spielfilmdebüt "Das Leben der Anderen" den Oscar als bester fremdsprachiger Film. Dementsprechend groß sind die Erwartungen an sein neues Werk "Der Tourist", das am 16. Dezember in die deutschen Kinos kommt. Doch nicht nur der Name Donnersmarck lockt die Menschen in die Kinos, auch die Besetzung lässt sich sehen: Der deutsche Regisseur konnte die beiden Hollywoodstars Angelina Jolie und Johnny Depp für seinen Film gewinnen. "Der Tourist" ist ein Thriller, der in Venedig spielt und sich um einen Amerikaner namens Frank (Johnny Depp) dreht, der ins Fadenkreuz russischer Killer gerät – weil er sich verliebt. In wen? In die schöne und geheimnisvolle Elise (Angelina Jolie). Mehr sei nicht verraten. Nur eine Woche später dann steht der nächste Filmstart eines berühmten deutschen Regisseurs auf dem Programm. Am 23.12. kommt "Drei" von Tom Tykwer in die Kinos. Eine tragische Komödie, die von einem bürgerlichen Pärchen erzählt: Die beiden verlieben sich denselben Mann. Eine Dreiecksgeschichte. Seine Premiere hatte der Film bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig. Er lief dort im Wettbewerb, doch für einen Löwen hat es leider nicht gereicht.

Frohes Fest und guten Rutsch!

Silvesterfeier am Brandenburger Tor in Berlin (Foto: AP)
Hoffentlich wird's nicht zu kalt - Sylvester am Brandenburger TorBild: AP



"Advent, Advent, ein Lichtlein brennt..." – so beginnt ein Gedicht, das in Deutschland wahrscheinlich jedes Kind aufsagen kann. Die Adventszeit ist die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, an dem Christen die Geburt Jesu feiern. In vielen Haushalten findet man in dieser Zeit einen Adventskranz auf dem Tisch. Eine Tradition, die auf den Hamburger Theologen Johann Hinrich Wichern zurückgeht, der damit den Kindern die Wartezeit bis Weihnachten verkürzen wollte. An jedem der vier Adventssonntage zündetet er eine große weiße Kerze an, an den Tagen dazwischen jeweils eine kleine rote. Einige Theater in Deutschland laden in der Vorweihnachtszeit inzwischen täglich zu ihrem Adventskalender ein: Vom 1. bis zum 24. Dezember öffnen sie jeden Tag ein „Türchen“, hinter dem sich eine Überraschung verbirgt: da werden Gedichte und Geschichten vorgelesen, es wird getanzt oder musiziert und manchmal auch gebastelt. Und wenn die Weihnachtsfeiertage dann vorbei sind, steht auch schon Sylvester vor der Tür. Am Brandenburger Tor in Berlin wird es wieder ein gigantisches Feuerwerk geben, die Sektkorken knallen, wenn um Punkt Mitternacht mit lautem Getöse das neue Jahr begrüßt wird: Guten Rutsch und alles Gute für 2011!

Autorin: Petra Lambeck
Redaktion: Jochen Kürten