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Der Deutsche Zukunftspreis - Die Nominierungen:

29. November 2001

Computer gegen Krebs: Mit neuer Methode Tumore genauer bestrahlen

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Mehr als 200.000 Krebspatienten in Deutschland werden pro Jahr mit der Strahlentherapie behandelt. Das Verfahren gleicht in mancher Hinsicht dem Schießen mit Kanonen auf Spatzen: Weil Dosierung und Ausrichtung der Strahlen schwierig ist, wird nicht nur der Tumor, sondern auch gesundes Gewebe geschädigt. Ein Wissenschaftlerteam des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg um den Medizinphysiker Wolfgang Schlegel hat mit Hilfe moderner Computertechnik einen großen Fortschritt erzielt. Die "intensitätsmodulierte Strahlentherapie" (IMRT) ermöglicht es, Tumore wesentlich genauer und effektiver als bisher zu bestrahlen.

Manche Tumore lassen sich mit einer herkömmlichen Strahlentherapie nicht behandeln, weil das Risiko für das umliegende gesunde Gewebe zu groß ist. Liegt der Tumor etwa neben sehr strahlenempfindlichem Gewebe wie dem Sehnerv, könnte der Patient erblinden. Bei der "intensitätsmodulierten Strahlentherapie" wird die Gestalt des Tumors per Computer analysiert und in viele kleine Einzelfelder zerlegt.

Diese winzigen Felder können mit unterschiedlicher Intensität bestrahlt werden: der Tumor selbst mit höherer Stärke, das gesunde Gewebe wird geschont. Kontrolliert wird die unterschiedliche Intensität der Strahlung durch ebenfalls computergesteuerte Strahlenblenden aus Metall. Mit diesen Blenden kann die Strahlungsintensität nach Angaben der Forscher je nach Position konzentriert oder abgemindert werden. "In New York haben wir schon über 1000 Patienten mit Prostatatumoren behandelt, mit sehr guten Ergebnissen", sagt Schlegel.

Während das System in den USA einen Boom erlebe, gebe es in Deutschland jedoch nur drei Kliniken, die die neue Therapie einsetzten, sagt Schlegel. Grund: Die Kosten. Die neue Methode sei teurer als die herkömmliche Strahlentherapie, unter anderem weil die Behandlungen etwas länger dauerten, sagt der Forscher. In den USA zahlten die Versicherungen die zusätzlichen Kosten, in Deutschland nicht. "Wir haben die paradoxe Situation, dass eine in Deutschland entwickelte Methode in den USA weiter verbreitet ist als bei uns."