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Bergmann (Saarlouis)

29. Juni 2010

Der Arbeitsplatz von Ralf Kutkowski liegt in 1000 Meter Tiefe. Der Bergbauingenieur aus Saarlouis arbeitet in einer Kohlegrube - noch - sein Schacht wird wohl 2012 geschlossen.

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Ralf Kutkowski (Foto: DW)
Ralf Kutkowski

Es ist erst halb sechs am Morgen, aber Ralf Kutkowski ist bereits hellwach. Der 44-Jährige ist es gewohnt, mit der Arbeit anzufangen, wenn andere noch schlafen.

Ralf Kutkoswki unter Tage (Foto: DW)
Ralf Kutkoswki unter TageBild: DW

Der Bergmann holt sich in der riesigen Umkleideraum der Schachtanlage Duhamel seinen persönlichen Korb mit Arbeits- und Schutzkleidung von der Decke. Dort hängen an langen Ketten rund 3000 weitere Körbe - für jeden Bergmann einer. Seit Kutkowski 22 ist, arbeitet er unter Tage. Schon sein Vater und sein Großvater waren Bergleute hier in Saarlouis, unweit der französischen Grenze.

Die Schicht beginnt für Kutte, wie Kutkowski hier von allen genannt wird, mit dem Anlegen der Schutzkleidung: Helm, Kopflampe, und ein Gürtel mit Sauerstoffmaske - für den Notfall. Falls es unter Tage zu einer Explosion kommen sollte, hätte der Bergmann noch für 90 Minuten Sauerstoff …

Sicherheit wird groß geschrieben

Ralf Kutkowski ist gewähltes Mitglied des Betriebsrats (Foto: DW)
Ralf Kutkowski ist gewähltes Mitglied des BetriebsratsBild: DW

Die Arbeit unter Tage ist gefährlich. Deshalb wird die Ausrüstung eines jeden Bergmanns noch einmal von einem Sicherheitsingenieur geprüft, bevor es hinab in den Schacht geht. Nach unten kommen die Bergleute mit einem Aufzug aus dem Jahr 1918. Man kann die Zylinder und Schläuche sehen. 7 Tage die Woche und 24 Stunden täglich ist der Aufzug im Einsatz. Kutkowski schwört auf die Maschine: Die sei zwar alt, aber extrem verlässlich. In den 21 Jahren unter Tage hat Ralf Kutkowski Karriere gemacht. Inzwischen ist er Bergbau-Ingenieur. Und noch immer liebt der 1,86 Meter große Mann seine Arbeit, es ist sein Traumberuf.

In 1000 Meter Tiefe angekommen, bringt eine elektrische Bahn den Bergmann zum Abbaugebiet. 50 Minuten dauert die Fahrt durch den Tunnel. Die Temperatur ist hoch, um die 30 Grad Celsius. Die Bergleute sind schweißüberströmt und mit Kohlestaub bedeckt. Die Luft riecht nach Hydrauliköl.

Der Kohlebergbau hat sich überlebt

Deutschland hat seine Industrie einst auf Kohle gebaut. Die Kohleregionen an der Ruhr und an der Saar lieferten den Brennstoff für die wirtschaftliche Entwicklung. "Seit 1830 wird an der Saar Kohle abgebaut", referiert Ralf Kutkowski. Jetzt kommt die Bergbaugeschichte an ihr Ende. Nur noch wenige Schachtanlagen sind in Betrieb. Importkohle ist billiger als die mühsam aus 1000 Meter tiefe geförderte heimische Kohle.

Am Ende eines Arbeitstages: endlich nach Hause (Foto: DW)
Am Ende eines Arbeitstages: endlich nach HauseBild: DW

Die Schachtanlage, in der Ralf Kutkowski arbeitet, wird vermutlich 2012 geschlossen. Das Ende einer Ära - für das Saarland und auch für Ralf Kutkowski. Immerhin hat seine Firma ihm einen anderen Arbeitsplatz angeboten - allerdings 500 Kilometer entfernt. Für diejenigen, die schon 25 Jahre dabei sind, gibt es großzügige Pensionsregelungen. Wenn es soweit ist, will auch Kutkowski sich zur Ruhe setzen und das Leben mit seiner Frau Gabi und den beiden Töchtern Michelle und Marina genießen.

Zeit für Hobbys

Langeweile dürfte bei Ralf Kutkowski nicht aufkommen. Der Bergmann hat Hobbys: Im Keller seines Hauses bastelt er an seiner Modelleisenbahn oder baut Flugzeugmodelle. Hunderte hat er schon zusammen gesetzt. Manchmal fährt er zu großen Luftfahrt-Vorführungen. Weil die in Deutschland wegen der Gefahren für die Zuschauer verboten sind, fährt er dafür nach Tschechien oder England. Manchmal nimmt er dazu sein schweres Motorrad. Das ist eine weitere Leidenschaft des Bergmanns.

Autor: Usman Shehu
Redaktion: Matthias von Hein