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Der Auf- und Abstieg des Ron Sommer

Stephan Lina16. Juli 2002

Ron Sommer steht nicht länger an der Spitze der Telekom. Der bisherige Vorstandsvorsitzende gab am Rande einer Sondersitzung des Aufsichtsrates in Bonn seinen Rücktritt bekannt.

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Sommer verließ nach seiner Erklärung den Saal, ohne weitere Fragen zu beantwortenBild: AP

Schon oft nach seinem Amtsantritt im Mai 1995 musste sich der Ex-Chef der Deutschen Telekom, Ron Sommer, mit öffentlicher Empörung auseinander setzen. Bei der Hauptversammlung 2002 schlug ihm ein gellendes Pfeifkonzert der Aktionäre entgegen. Sie waren über den Absturz ihrer T-Aktien erbost.

In den sieben Jahren seiner Amtszeit hatte Ron Sommer einen Aufstieg zum Medienstar geschafft, wie es zuvor keinem deutschen Spitzenmanager gelungen war. Schon der erste Börsengang war ein Erfolg. Eine für den hiesigen Finanzmarkt unerhörte Werbekampagne rund um den aus der Tatort-Krimireihe beliebten Schauspieler Manfred Krug lockte Bundesbürger zu Millionen. Sie glaubten Sommer und kauften die T-Aktie.

Reichtum ohne Risiko

Sommer lockte langfristig orientierte Kleinanleger mit der Ankündigung von nahezu risikolosem Reichtum, wenn sie nur in die Telekom oder ihre Internet-Tochter T-Online investierten.

Die Rechnung schien aufzugehen. Innerhalb von rund drei Jahren versiebenfachte sich der Börsenkurs der T-Aktie auf mehr als 103 Euro. Das war im Jahr 2000, dem Jahr der Trendwende. Seit diesem Zeitpunkt geht es abwärts mit dem Kurs. Schon die millliardenteure Ersteigerung der UMTS-Lizenzen für die neue Mobilfunkgeneration riss ein Loch in die Telekom-Kasse. Sommer pries die teure Aktion dennoch als strategischen Coup.

König Midas

Kurz zuvor noch hatte die Zeitschrift Fokus den Telekom-Chef mit dem sagenhaften König Midas verglichen, bei dem alles, was er berührte, zu Gold wurde. Doch das glückliche Händchen schien Sommer zu verlassen. Für etwa 40 Milliarden Euro stieg das Unternehmen in den USA beim eher zweitrangigen Mobiltelefon-Anbieter VoiceStream ein.

Zum Verhängnis wurde Sommer, dass er wie kein anderer Manager eines Großkonzerns sein Schicksal und seine Medienpräsenz fast immer an die Aktie seines Unternehmens gekoppelt hatte. Als der Kurs in diesem Jahr auf immer neue Tiefstände stürzte, begann die Bundesregierung mit der Suche nach einem Nachfolger. Die Diskussion wurde öffentlich.