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"Dein Zuhause frisst dich auf"

Vera Freitag15. Januar 2013

Sie hatten nichts zu verlieren, also haben sie sich getraut. Mit wenig Geld aber viel Organisationstalent haben sich junge Spanier in Madrid selbstständig gemacht: als Händler auf einem Markt, dem schon das Ende drohte.

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Die Markthändlerin Maria Alonso. Foto: DW/Ruth Krause
Bildergalerie Plan B Volontärsreise MadridBild: DW/ V. Freitag

María Alonso reibt sich über das Gesicht und die müden Augen. Ihre Nacht war kurz. Heute früh schon musste sie zum Großmarkt fahren und frische Waren einkaufen. Obwohl Alonso erst 23 Jahre alt ist, besitzt sie schon ein eigenes Geschäft. Auf einem Wochenmarkt in Madrid verkauft Alonso Blumen, Sträuße und Gestecke. Die 23-Jährige ist jetzt eine Floristin. Gelernt hat sie das nie.

Auf dem Mercado de San Fernando hat sich Alonso mit ihrem Marktstand eine neue Zukunft aufgebaut. Genau zum richtigen Zeitpunkt: Nie waren die Mietpreise für die Stände hier so günstig wie heute. Das hat auch mit der Krise zu tun. Noch im vergangenen Jahr standen auf dem Markt mehr als die Hälfte der Stände leer. Viele Händler hatten ihre Geschäfte aufgeben müssen. Zu groß war die Konkurrenz billiger Supermarktketten.

Bäckerin Alba Sánchez. Foto: DW/Vera Freitag
Niedrige Mietpreise lockten die jungen Markthändler anBild: DW/R.Krause

Wer sein eigener Chef ist, muss gut organisiert sein

"Wir mussten einfach etwas tun, um den Markt zu retten", betont Victor Alonso Yagüe, während er durch die Markthalle schlendert. Auf dem Mercado de San Fernando ist Alonso Yagüe der Chef. Im ganzen Stadtteil machte er Werbung für seinen Markt. Dabei habe er gezielt junge Menschen angesprochen, betont der gemütlich wirkende Mann. Er bot ihnen die leeren Marktstände an. Bei den Verhandlungen senkte er die Mieten für die Stände so weit, wie er nur konnte.

Marktchef Victor Alonso. Foto: DW/Ruth Krause
Alonso Yagüe: "Wir mussten den Markt retten"Bild: DW/R.Krause

Den Glauben nicht verlieren

Neben der Blumenhändlerin María Alonso zog es noch weitere junge Hauptstädter in den Markt. Die neuen Marktbesitzer haben es nicht leicht. Denn wer sein eigener Chef ist, muss gut organisiert sein: Waren bestellen, Rechnungen schreiben, Schichtpläne einhalten. Und besonders schmerzlich für die jungen Unternehmer ist die Erfahrung, dass sie noch nicht genug Geld einnehmen, um davon leben zu können. Ihren Glauben an das eigene Geschäft haben María Alonso und die anderen dadurch aber trotzdem nicht verloren.

"Du musst dich bewegen"