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Dazu Studiogast: Dr. Christian Reichert

Marcus Schlench25. Dezember 2011

Dr. Christian Reichert, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover

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DW-TV: Umweltschutz in der Tiefsee und Nachhaltigkeit beim Abbau. Doktor Christian Reichert, Manganknollen versprechen ja ein Milliardengeschäft. Wird man sich da wirklich um den Schutz der Meere kümmern, wird man den in den Vordergrund stellen?

Dr. Christian Reichert: Dazu ist man gesetzlich gezwungen. Also alle Zeichner des Seerechtsübereinkommens, das sind mittlerweile 160 Staaten etwa, haben sich verpflichtet, den Regeln zu genügen. Sie sind formuliert worden, zumindest bei der Exploration, bei der Gewinnung wird es noch kommen, und sie sind gezwungen, das einzuhalten und darauf wird geachtet werden.

DW-TV: Sie haben uns eine dieser Manganknollen mitgebracht, so einen schwarzen Klumpen. Wie bekommt man denn diese wertvollen Rohstoffe da raus?

Dr. Christian Reichert: Ja, das ist eine gute Frage und das ist auch nicht so einfach. Es ist anders als bei solchen Rohstofflagerstätten an Land. Die Nutzminerale treten nicht massiv auf, sondern sind darin ganz fein verteilt und man arbeitet noch in vielen Ländern daran, einen wirtschaftlichen Prozess im industriellen Maßstab zu erkunden und den dann auch anwenden zu können.

DW-TV: Erstaunlich ist, wenn man das Ding anhebt, wie leicht das ist. Also Rohstoffe scheinen ja leicht zu sein.

Dr. Christian Reichert: In diesem Falle ja. Das liegt an der Entstehung dieser Knollen. Das sind Abscheidungsprozesse im Wasser, am Tiefseemeeresboden. Dieses Stück kommt hier aus etwa 4.400 Meter Wassertiefe, aus dem Pazifik. Um einen kleinen Kern herum bilden sich der Länge nach, das sieht man wenn man sie anschneidet besonders schön, diese Abscheidungen. Und die sind porös. Also dieses Stück ist präpariert, es ist mit Kunststoff geimpft, damit es nicht auseinanderfällt. Es zerbröselt auch.

DW-TV: Ist denn diese Wunderknolle nun die Rohstoffquelle der Zukunft?

Dr. Christian Reichert: Das würde ich so nicht ausdrücken. Es ist insbesondere für Deutschland und für alle anderen rohstoffarmen Länder sicherlich ein Notanker. Die ganze Berechung bewegt sich ja noch am Rand der Wirtschaftlichkeit. Aber es ist eine sichere Quelle, weil die Gebiete, an denen diese Knollen vorkommen, der internationalen Meeresbodenbehörde unterstehen und das ist im Prinzip die Verwaltung von 160 Unterzeichnerstaaten. Das heißt, es kann nicht ein einzelnes Land sagen, an dich will ich nicht liefern oder dich schalte ich aus aus politischen Konflikten oder weil man es ganz einfach selber braucht. Sondern alle, die dort Lizenzgebiete haben, und das ist Deutschland eben seit 2006, haben darauf Zugriff.

DW-TV: Ich würde gerne noch mal auf den Umweltschutz kommen. Wenn z.B. in Afrika Coltan abgebaut wird, geschieht das oft unter menschenunwürdigen Bedingungen, die auch noch Ökosystem zerstören. Wir müssen umdenken! Wann tun wir das?

Dr. Christian Reichert: Ich glaube, dieses Umdenken hat schon statt gefunden. In Deutschland werden Methoden entwickelt, wo man nachweisen kann, aus welchen Lagerstätten diese Rohstoffe kommen, die auf dem Markt gehandelt werden. Und in den USA gibt es mit dem Dodd-Frank Act bereits ein Gesetz, welches den Firmen vorschreibt, den ganzen Lieferweg nachzuweisen. Anderenfalls werden ihnen diese Rohstoffe nicht abgekauft. Und wir arbeiten u.a. eben an Methoden dieses Nachweises. Also das ist im Gespräch, man ist dabei, auch entsprechende Regel- und Handelsvorschriften zu entwickeln.

DW-TV: 2012 ist das Jahr der Nachhaltigkeit. Wir arbeiten dran, dass dieser Schuh passt. Dankeschön Christian Reichert für ihren Besuch!

Dr. Christian Reichert: Gerne.

Interview: Daniela Levy