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Davos: Zwischen Hummer und Welthunger

Imogen Foulkes28. Januar 2006

Diese Woche findet im Schweizer Davos das jährliche Weltwirtschaftsforum statt. Dort versammelt sich die Elite der Welt, um über die globalen Herausforderungen zu reden. Eine reine Kontaktbörse bemängeln die Kritiker.

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Bono besingt Angie in DavosBild: AP

Was ist das Weltwirtschaftsforum eigentlich genau? Eine reine Kontaktbörseoder ein informeller Gipfel auf dem die akuten Probleme des Planeten Erde endlich angegangen werden? Das kommt darauf an, mit wem man darüber redet. Anhänger verweisen auf die großen Themen, die das Forum anspricht: Im vergangenen Jahr waren es die Armut in Afrika und die globale Erwärmung, dieses Jahr die aufstrebenden Volkswirtschaften in China und Indien, und die wachsende Gefahr von Energiekrisen ausgelöst durch den steigenden Ölpreis.

Alles schön und gut meinen die Kritiker, aber faktisch besäße das Weltwirtschaftsforum jedoch keinerlei formellen Status; es werden keine Abkommen beschlossen und keine politischen Strategien festgelegt. Gute Vorsätze gibt es en Masse, aber was wird aus ihnen? Auf die Frage, was sich denn in Afrika seit den verheißungsvollen Gesprächen im letzten Januar getan hätte, konnten die Verantwortlichen als Antwort lediglich 160.000 geschenkte Moskitonetze vorweisen – ein wenig mager, um das Leid auf dem Kontinent ernsthaft zu mindern.

Elite-Treffen

Proteste in Davos
Kritiker bleiben skeptischBild: AP

Obwohl so viele engagierte und fleißige Menschen am Forum teilnehmen - darunter die großen Entwicklungsorganisationen der UN und eine große Anzahl an NGOs - wird man vor Ort das Gefühl nicht los, man befände sich eigentlich nur auf einem Vereinstreffen der Weltelite. Pelzmäntel und geliftete Gesichter gibt es auf dem Davoser Forum im Überschuss. Da werden auch schon mal Hummer und Champagner zu langweiligen Begleitern der späten Abendgalas. Und die Liste der Sitzungen, Treffen und Mondlichtgespräche ist so lang und abwechslungsreich, dass man den Überblick über die wichtigen Themen schnell aus dem Auge verliert. So weiß niemand mehr genau, was überhaupt ansteht.

Innerhalb eines Tages kann man zuhören, wie der UN-Generalsekretär die Wichtigkeit des Sports hervorhebt, aber auch die Diskussion von Erzbischöfen und islamischen Klerikern über das Thema Business in einer religiösen Welt verfolgen. Man kann aber genau so gut auf eine Sitzung der weltweit größten Versicherer stoßen, die das Absicherungsproblem bei terroristischen Angriffen angehen, oder einfach eine Debatte über die Bedeutung vom "Glück" verfolgen.

Genau das ist das eigentliche Problem: Alles ist zu oberflächig. Das führe dazu, so ein Journalist mit jahrelanger Davos-Erfahrung, dass man das Gefühl nicht los wird, es passiere irgendetwas ganz wichtiges in Davos - man habe es aber soeben verpasst.