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Das Wachstum geht weiter

Christina Bergmann, Washington10. Juli 2007

Zum zwanzigsten Mal wird am Mittwoch (11. 7.) der UN-Weltbevölkerungstag begangen. Nicht nur die Bevölkerung in den Entwicklungsländern wächst, auch die der Industrienation USA.

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Passanten auf der Fifth Avenue in New York, Quelle: AP
Passanten auf der Fifth Avenue in New YorkBild: AP
Großmutter und Enkelin in Kansas, Quelle: AP
Großmutter und Enkelin in KansasBild: AP

Jedes Jahr wächst die Bevölkerung der USA um ein Prozent - so schnell wie in keiner anderen Industrienation dieser Erde, sagt Audrey Singer. Sie ist Expertin für Bevölkerungsentwicklung am Washingtoner Brookings-Institut und nennt für das rasante Wachstum in den USA zum einen den so genannten natürlichen Zuwachs, also das Verhältnis von Geburten zu Todesfällen. "In den USA ist der natürliche Zuwachs ziemlich hoch, er ist für 60 Prozent des Bevölkerungswachstums verantwortlich."

Wachstum dank Migration

Für die anderen 40 Prozent sorgen die Einwanderer - 1,2 Millionen Menschen kommen jedes Jahr in die USA. Ob legal oder illegal, spielt für die Statistiker keine so große Rolle, sagt Singer. Entscheidend ist: Die Einwanderer tragen mit dazu bei, dass die USA ein junges Land sind. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt bei 36 Jahren. Zum Vergleich: Das Durchschnittsalter der Deutschen liegt bei Mitte 40.

Die Einwanderer sorgen auch dafür, dass in den USA viele Kinder geboren werden: 2,05 sind es statistisch gesehen pro Frau. Das Interessante daran: Wenn in einer Bevölkerung jede Frau statistisch gesehen 2,1 Kinder bekommt, dann bleibt die Bevölkerungszahl konstant - auch ohne Einwanderung. "Wenn die Situation so bleibt, wie sie ist, aber selbst, wenn die Einwanderung dramatisch reduziert wird, wird die Bevölkerung in den nächsten ein oder zwei Generationen trotzdem weiter wachsen - weil wir so viele junge Menschen haben", sagt Audrey Singer.

Singles als Energieschlucker

Demonstranten von Einwanderern in Los Angeles im April, Quelle: AP
Einwanderer demonstrierten im April in Los Angeles für ihre RechteBild: AP

Auch in den USA werden die Menschen aber immer älter. Die Lebenserwartung liegt bei 77,8 Jahren. Im Moment sind rund 12 Prozent der Bevölkerung über 65. In 25 Jahren, so sagt Singer voraus, werden es rund 20 Prozent sein. "Das hat nicht nur Folgen für unser Gesundheits- und Sozialversicherungssystem, sondern es wird auch unser tägliches Leben verändern, wenn es so viele Menschen gibt, die alt sind und immer älter werden", so die Expertin Singer. Auch für die Umwelt ist das ein Problem: Die Zahl der Single-Haushalte wächst und damit der Energieverbrauch für Heizung und Klimaanlagen.

Dabei ist, so Singer, ein erstaunliches Phänomen zu beobachten: Sowohl die älteren Menschen als auch die Einwanderer ziehen vor allem in die südlichen Bundesstaaten: Nach Florida, Arizona, Kalifornien und Texas. Und in den Städten von Texas oder Kalifornien ist der Bevölkerungszuwachs am stärksten. Ein jahrzehntelanger Trend kehrt sich seit den 1990-er Jahren um, sagt Singer: "Viele Städte, die jahrzehntelang Einwohner verloren haben, sind wieder gewachsen. An vielen Orten ist die Stadt wieder da."

Verlagerung nach Süden

Dabei ist der Bevölkerungszuwachs meistens im Stadtkern, aber auch weit außerhalb der Städte zu sehen. Die nahen Vororte, so Singer, profitieren meist nicht von dem Trend. Auch das ist schlecht für die Umwelt: Mehr Menschen müssen zur Arbeit weitere Strecken zurücklegen. Und die Landschaft wird zersiedelt, wenn sich zu den Wohnhäusern die großen Einkaufszentren gesellen.

Welche große Rolle beim Bevölkerungswachstum vor allem die spanisch sprechenden Einwanderer spielen, lässt sich auch noch an einer anderen Zahl ablesen: 1910 lagen die zehn bevölkerungsreichsten Städte nicht weiter als 830 Kilometer von der kanadischen Grenze entfernt. 2006 lagen sieben der zehn größten US-Städte in Bundesstaaten, die an Mexiko grenzen.