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Das Turnier der Champions

Hanspeter Detmer, DW-Hockey-Experte31. August 2002

In Köln trifft sich die Crème de la Crème des Feld-Hockeys zur diesjährigen Champions Trophy. Mit dabei sind sechs Mannschaften von drei Kontinenten. Alle haben eines gemeinsam: Die Angst vor dem Fluch dieses Turniers.

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Auf ihn mit GebrüllBild: AP

Was der pakistanische Air Marshall Nur Khan, der Hockey-Olympiasieger von 1936 Ali Iqtidar Shah Dara und der Belgier Rene Frank als damaliger Präsident des Hockey-Weltverbandes FIH (Fédération International de Hockey) im März 1978 im Dachgartenrestaurant des Sheraton-Hotels in Buenos Aires beschlossen, sollte anschließend für viele Sportarten richtungsweisend werden. "Olympische Turniere und Weltmeisterschaften", befanden die drei honorigen Herren, "finden nur in großen Zeitabständen statt. Mit einem alljährlich stattfindenden Turnier der Allerbesten aber können wir der Welt häufiger die Attraktivität unseres Sports zeigen."

Deshalb riefen sie während der vierte Hockey-Weltmeisterschaft am Rio de la Plata das Turnier um die Champions Trophy ins Leben. Ähnliche Turniere, bei denen nur ein kleiner Elitekreis alljährlich die Weltrangliste neu ordnet, gibt es in zwischen auch in anderen Sportarten. Feldhockey hat jedoch die längste Tradition.

Süd-Korea schlägt zu

Zwischen dem 31. August und dem 8. September trifft sich in Köln die internationale Meister-Klasse des Hockeysports bereits zum 24. Male. Es ist ein illustrer Kreis: Deutschlands Hockeymänner sind als Gastgeber nicht nur Trophy-Verteidiger und mit acht Turniersiegen auch Trophy-Rekordgewinner. Sie repräsentieren Europa zudem als kontinentale Meister und sind seit dem 9. März 2002 auch Weltmeister. Natürlich sind die Niederländer als Olympiasieger von Atlanta 1996 und Sydney 2000 mit von der Partie. Australien vertritt nicht nur Ozeanien, sondern ist mit sieben Turniererfolgen auch die zweiterfolgreichste Nation in der Trophy-Geschichte.

Rekordweltmeister und Trophy-Erfinder Pakistan, zugleich am häufigsten Gastgeber dieses Turniers mit der Rekordzuschauerzahl von 60.000 Menschen beim Endspiel 1994 gegen Deutschland im Stadion von Lahore, fehlt ebenso wenig wie Rekordolympiasieger Indien. Allerdings haben diese beiden klassischen Hockeyländer ihre Führungsposition in Asien längst abgeben müssen an die Südkoreaner, die als Olympiazweite von Sydney, amtierende Asienmeister und Dritte der letzten Weltmeisterschaft in Köln am Start sind.

Schwankender Wert

Der sportliche Wert der vergangenen 23 Champions-Trophy-Turniere war schwankend: Zu Beginn der 80er Jahre, als auch noch der damals neue Kunstrasen das Hockeyspiel veränderte, verliefen die Turniere sensationell. Die Tor-Flut war mitreißend. Dann kam die Zeit, in der alle Teilnehmer Angst hatten, das Turnier zu gewinnen.

Der Trophy hing ein fataler Fluch an: Wer in ihrem Besitz war, konnte die nachfolgenden höherwertigen Titel eines Weltmeisters oder Olympiasiegers nicht gewinnen. Bis die Deutschen endlich den Fluch brachen. Im Februar 1992 im Champions-Trophy-Finale von Karachi spielten sie die Australier erstmals in Grund und Boden, die sich Monate später im Olympischen Finale von Barcelona noch immer nicht von diesem Schock erholt zeigten.

Und wie kann man das aktuelle Turnier einstufen? Gut sechs Monate nach der Weltmeisterschaft in Malaysia will Bernhard Peters, der Trainer der deutschen Hockeymänner, von einer WM-Revanche nichts wissen: "Wir können uns nicht auf dem Lorbeer des 2:1-Endspielsiegs über Australien ausruhen. Für alle Teilnehmer geht vom 24. Champions-Trophy-Turnier aus der Blick in die Zukunft. Wir müssen neue schlagkräftige Teams für die kontinentalen Meisterschaften im nächsten Jahr, die Olympiaqualifikation sowie für Olympia 2004 in Athen aufbauen."

Und für den Deutschen Hockey-Bund hat das aktuelle Turnier in Köln noch eine zusätzliche Bedeutung. Ein top-organisiertes Kölner Turnier soll das beste Bewerbungsargument des Deutschen Hockey-Bundes sein für die nächste Hockey-Weltmeisterschaft im Jahre 2006.