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Das Testament des Papstes

7. April 2005

Fünf Tage nach dem Tod von Johannes Paul II. hat der Vatikan das Testament veröffentlicht. Das 15-seitige Dokument ist stark theologisch und spirituell geprägt - enthält aber auch persönliche Verfügungen.

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Schrieb 26 Jahre an seinem letzten Willen: Johannes Paul II.Bild: AP

Fünf Jahre vor seinem Tod hat Papst Johannes Paul II. ernsthaft erwogen, sein Amt niederzulegen. Als Anlass nannte er seinen 80. Geburtstag und die Frage, ob er die römisch-katholische Kirche in das neue Jahrtausend führen solle. Er habe sich damals aber gegen einen Rücktritt entschieden. Er hoffe, dass Gott "mir zu erkennen hilft, wie lange ich meinen Dienst fortsetzen muss, zu dem er mich am 16. Oktober 1978 berufen hat", schrieb Johannes Paul. Dazu bete er um die nötige Kraft. Es sei bereits ein Wunder gewesen, dass er das Attentat von 1981 überlebt habe, heißt es in dem Schreiben.

Keine materiellen Güter

Johannes Paul verfügt in seinem Testament, dass er keine materiellen Güter hinterlässt. Auch ordnet er an, dass alle persönlichen Schriften verbrannt werden sollen. Dies solle sein Privatsekretär Stanislaw Dziwisz überwachen.

Zum Fall seines Todes erklärte der Papst, dass er 1982 die Möglichkeit einer Bestattung in seinem Heimatland Polen erwogen habe. Dann habe er aber beschlossen, die Entscheidung darüber dem Kollegium der Kardinäle zu überlassen. Diese bestimmten, dass Johannes Paul am Freitag in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom beigesetzt werden soll. Er wünsche sich, wie Papst Paul VI. 1978 in einem normalen Sarg in der Erde beigesetzt zu werden, und nicht - wie in der Vergangenheit bei Päpsten häufig üblich - in einem Sarkophag.

Freies Bildformat: Collage zu Papst Johannes Paul II.
Bild: AP/SO

Bitte um Gebete

In einem undatierten Kapitel beschäftigt sich der Pontifex auch mit seinen schweren körperlichen Leiden in den letzten Jahren. Trotz großer Schwäche, "habe ich das größte Vertrauen in den Herrn, dass er mir alle notwendige Gnade gibt, mich nach seinem Willen jeder Aufgabe, jeder Prüfung und allen Leiden zu stellen". In einem Kapitel aus dem Jahr 1990 heißt es: "Nach meinem Tod bitte ich um Heilige Messen und Gebete." Er hinterlasse keinerlei Eigentum.

Auch die politische Konfrontation vor dem Fall des Kommunismus erwähnt der Papst: "Gelobt sei die göttliche Vorsehung dafür, dass die Zeit des so genannten 'Kalten Krieges' ohne gewalttätigen nuklearen Konflikt zu Ende gegangen ist." In einer Eintragung aus dem Jahr 1980 beklagt der Pontifex auch eingehend die Verfolgung der Kirche. "In einigen Ländern befindet sich die Kirche in der Phase einer derartigen Verfolgung", die nicht geringer als in den ersten Jahrhunderten des Christentums sei. Der Grad "der Unmenschlichkeit und des Hasses" sei heute sogar noch schlimmer.

Johannes Paul schrieb über 26 Jahre hinweg immer wieder an seinem Testament. Die Arbeit daran begann er bereits 1979, ein Jahr nach seiner Wahl zum Papst. Das Dokument ist auf Polnisch verfasst; der Vatikan übersetzte es ins Italienische. (sams)