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Das Rote Kreuz: Von Solferino nach Haiti

29. Oktober 2010

Als Henri Dunant am 30. Oktober 1910 starb, war er ein geachteter Mann. Das von ihm gegründete Rote Kreuz gab es in vielen Ländern. 100 Jahre später bekämpfen deutsche Helfer seiner Organisation in Haiti die Cholera.

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Eine Helferin des Roten Kreuzes mit einem Baby auf dem Arm (Foto: AP)
Bereits seit dem Erdbeben hilft das Rote Kreuz in HaitiBild: AP

Die haupt- und ehrenamtlichen Helfer des Roten Kreuzes sind in Krisenregionen auf der ganzen Welt im Einsatz: Erdbeben, Überschwemmungen oder andere Naturkatastrophen: Überall findet man Helfer und Hilfsgüter - erkennbar am roten Kreuz auf weißem Hintergrund.

Ein aktuelles Beispiel: Zur Zeit kämpfen die Helfer in Haiti gegen die Cholera, die sich im Norden des Landes ausbreitet. Peer Kölling, der Repräsentant des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Haiti, organisiert den Einsatz der etwa 30 Helfer in der Hauptstadt Port-au-Prince. Im eigenen stationären medizinischen Zentrum könne man bis zu 250 Patienten pro Tag gegen die Infektion mit dem Cholera-Erreger behandeln, erklärt Kölling im Interview mit DW-World.de.

Radiospots und Wasseraufbereitung

Dorfbewohner tragen einen an der Cholera Verstorbenen zum Friedhof.(Foto: AP)
Vor allem in ländlichen Gegenden droht die Gefahr der Ausbreitung der CholeraBild: AP

Dazu gehörten Medikamente wie die Möglichkeit der stationären Behandlung. Mindestens ebenso wichtig aber sei die Aufklärung über die Krankheit, die schon lange aus Haiti verbannt war, bevor Anfang des Jahres das Erdbeben den Karibik-Staat erschütterte. "Wir machen Radiospots, gehen in die Dörfer und zeigen, wie man Wasser aufbereitet", so Kölling über die DRK-Arbeit, "wir erklären den Menschen, wie man sich vor einer Infektion schützen kann".

Derzeit scheint die Lage in Port-au-Prince unter Kontrolle zu sein. Hier wäre eine Cholera-Epidemie eine "unvorstellbare Katastrophe" - denn das Erdbeben hat hier fast die gesamte Infrastruktur vernichtet. Bisher sind rund 300 Menschen an der Krankheit gestorben und etwa 4000 sind mit dem Cholera-Erreger infiziert.

Aufgaben erweitert

Bild aus dem zerstörten Port-au-Prince (Foto:AP)
Auch neun Monate nach dem Erdbeben ist Port-au-Prince noch weitgehend zerstörtBild: AP

Zur Zeit des Gründers Henri Dunant war es die einzige Aufgabe des Roten Kreuzes, den Verwundeten der Kriege zu helfen. Heute sind weitere Aufgaben hinzu gekommen. Neben der medizinischen Hilfe bauen DRK-Helfer in Katastrophengebieten mittlerweile auch provisorische Unterkünfte wie kleine Häuser und Wohnungen für die betroffenen Menschen. So auch in Haiti.

Nachdem im Januar 2010 mehrere Erdstöße die Gegend um die Hauptstadt weitgehend zerstört hatten, lief die Hilfe schnell an. Aber noch immer haben Zehntausende Menschen kein Dach über dem Kopf. Die Bedrohung durch eine Cholera-Epidemie macht ihre Situation nicht einfacher. "Wir haben auch die Aufgabe, die Grundbedürfnisse des menschlichen Lebens sicherzustellen", erklärt Peer Kölling. Dazu gehöre in Haiti eben der Bau von Wohnungen und anderen Unterkünften. Seit einem Monat lebt der Rote-Kreuz-Mann in der benachbarten Dominikanischen Republik. Die Arbeit seiner Organisation werde anerkannt, freut sich Kölling, "Wir arbeiten gemeinsam mit dem haitianischen Rotkreuz, die Menschen sind sehr dankbar und schätzen unsere Arbeit sehr."

Der erste Träger des Friedensnobelpreises

Henri Dunant (1828-1910), Gründer des Roten Kreuzes
Henri Dunant - Gründer des Roten KreuzesBild: ullstein bild - Roger Viollet

Der Anblick der vielen Toten bei der Schlacht von Solferino zwischen Frankreich und Österreich am 24. Juni 1859 hatte Henri Dunant auf die Idee gebracht, eine Hilfsorganisation für die Opfer der Kriege ins Leben zu rufen. Das Symbol seiner Organisation fand er durch die Umkehrung der Farben auf der Fahne seiner Schweizer Heimat: Aus dem weißen Kreuz auf rotem Grund wurde ein rotes Kreuz auf weißem Grund.

1901 war Henri Dunant der Erste, der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Das Komitee honorierte damit eine Idee, die bis heute nichts an Bedeutung verloren hat.

Autor: Matthias von Hellfeld

Redaktion: Michael Borgers/Silke Wünsch