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"Das Problem heißt Rassismus"

25. Mai 2013

Politik und Sicherheitsbehörden gehen nach Ansicht der Türkischen Gemeinde in Deutschland noch immer nicht konsequent genug gegen Rassismus vor. In Solingen wollen Demonstranten an diesem Samstag ein Zeichen setzen.

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Mahnmal für den Brandanschlag in Solingen von 1993 (Foto: F. Vincentz)
Mahnmal Brandanschlag SolingenBild: F. Vincentz

"Es hat sich leider nicht viel zum Positiven verändert seit dem Mordanschlag von Solingen vor 20 Jahren", erklärte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat. "Wir haben Solingen und den rassistischen Anschlag von Mölln (November 1992) damals als Einzelfälle gesehen. Wir hatten trotzdem Vertrauen in die Sicherheitsbehörden. (...) Aber jetzt gibt es eine große Angst und Unsicherheit in der türkischen Community", sagte Kolat mit Blick auf die Mordserie der rechtsextremistischen Terrorgruppe NSU (Nationalsozialistischer Untergrund). "Es ist schlimm, wenn eine Bevölkerungsgruppe sich nicht sicher fühlt", ergänzte er.

Es war Mord

In Solingen soll an diesem Samstag mit einer Anti-Rassismus-Kundgebung an den Brandanschlag Ende Mai 1993 erinnert werden. Die Veranstaltung hat das Motto "Das Problem heißt Rassismus". Der Demonstrationszug soll auch an den Anschlagsort führen. Dort erinnert heute eine Metallplakette an die Opfer. Am 29. Mai 1993 hatten Brandstifter fünf Frauen und Mädchen einer türkischen Familie getötet. Die vier Täter wurden wegen Mordes verurteilt. Sie haben ihre Strafen inzwischen verbüßt.

"Heute zeigt sich, dass diese Taten ein System hatten - und das heißt Rassismus", betonte auch der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde. "Es gibt einen institutionellen und strukturellen Rassismus in Deutschland, aber den will niemand sehen."

Gedenktafel mit den Namen der Opfer des Brandanschlags von Solingen (Foto: Karin Jäger/DW)
Gedenktafel mit den Namen der Opfer des BrandanschlagsBild: DW/K.Jäger

Am kommenden Mittwoch - genau 20 Jahre nach dem Anschlag - soll der Gründer und Leiter der Solinger Jugendhilfewerkstatt, Heinz Siering, mit dem "Silbernen Schuh" des Solinger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage ausgezeichnet werden. Dem Bündnis gehören Vertreter von Gewerkschaften, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Schulen, Sportvereinen, Polizei und Migrantenorganisationen an. Siering betreut mit den Werkstatt-Jugendlichen das Solinger Mahnmal, das aus zwei überlebensgroßen Figuren besteht, die ein Hakenkreuz zerbrechen. Um die Skulptur wächst nach und nach ein Wall von Metallringen mit eingravierten Namen, die Bürger und Besucher der Jugendhilfewerkstatt als Zeichen der Solidarität gestiftet haben. Bisher sind es rund 5000 Metallringe.

"Bunt statt Braun"

Eine Ehrenurkunde erhält im Rahmen der Preisvergabe das Solinger Bündnis "Bunt statt Braun". Der Zusammenschluss verschiedener Gruppen und Initiativen setzt sich für ein friedliches Zusammenleben mit Menschen aus aller Welt ein und mobilisiert gegen Rassismus und Rechtsextremismus.

wa/as (dpa, epd)