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Das Maximum aus Social Media holen

Danijel Visevic19. Februar 2014

Eine Woche lang wird in acht Städten weltweit über Social Media gesprochen. Alleine in Hamburg finden mehr als 200 Vorträge statt. Die dominierende Botschaft: "Gebt Acht, aber nutzt sie, die Sozialen Medien!"

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Social Media Week in Hamburg (Foto: DW)
Bild: DW/D. Visevic

Die Dänemark-Fahne klemmt schon am Gepäckträger seines Tandems, nur noch die Reifen richtig aufpumpen und dann kann es für Bjorn Troch losgehen: von der Social Media Week in Hamburg zur Social Media Week in Kopenhagen.

Seit dreieinhalb Jahren bereist er die Welt: vor allem zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf einem Motorrad - der "Social Traveler". So nennt sich Bjorn Troch selbst, denn er nutzt zur Informationsbeschaffung während seiner Reise fast ausschließlich Social Media, zum Beispiel Facebook, Twitter oder Tumblr. "So komme ich mit Menschen zusammen und lebe viel mehr den Moment", sagt der Belgier. "Statt in Reiseführern nach Insidertipps zu suchen und meine Routen genau zu planen, kontaktiere ich die Insider direkt und lasse mich treiben."

In seinem Vorreiseleben hatte er als Unternehmensberater gearbeitet, Firmenchefs und Abteilungsleitern diverser Firmen erklärte er den optimalen Umgang mit Sozialen Medien. Dann, im Frühling 2010, ist er den Jakobsweg gegangen: 900 Kilometer zu Fuß durch den Norden Spaniens. "Seitdem bin ich unterwegs."

Social Media für interne Firmenkommunikation nutzen

Bjorn Troch, Social Traveller (Foto: DW)
Bjorn Troch, der Social TravelerBild: DW/D. Visevic

Während Bjorn Troch Richtung Dänemark radelt, hält Johanna Ahrens einen Vortrag über Social Software und wie diese bei interner Kommunikation helfen kann - also dabei, wenn sich Mitarbeiter innerhalb ihres Unternehmens miteinander abstimmen müssen. Sie steht mit einem Mikrofon auf der Bühne vor etwa 150 Menschen und erklärt, dass es in deutschen Unternehmen gerade hierbei hakt. "Stellen Sie sich vor", sagt sie, "sie haben ein Unternehmen mit 30 Mitarbeitern, die ihren Urlaub koordinieren sollen. Wie läuft das meistens ab? Über die Personalabteilung im Ping-Pong-Verfahren. Statt dass jeder seine Urlaubswünsche in eine Social Software einträgt und damit schnell Klarheit herrscht, nerven wir uns gegenseitig mit unzähligen E-Mails, die viel Zeit kosten."

Den "Social Traveler" hält Johanna Ahrens für ein gutes Beispiel, um zu zeigen, wie man für sich das Maximum aus den "Social Tools" herausholen kann. "Der hat sich bestimmt vorher gefragt: Wo liegt mein Mehrwert? Es sind die Informationen darüber, wie ich am besten von A nach B komme und dabei das Interessanteste erlebe. Für ihn sind also Twitter und Facebook die besten Werkzeuge. Und in jedem Unternehmen sollte man sich das gleiche fragen: Welche Tools gibt es, und mit welchen erreiche ich das meiste?"

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Mit einem Dampfschiff vergleicht Sven-Olaf Peeck die Sozialen Medien. Auch er steht auf einer Bühne, im Schmidt Theater an der Reeperbahn, und spricht in ein Mikrofon: "Social Media nicht zu nutzen, das wäre so, als hätte man sich vor 200 Jahren entschieden auf die Erfindung Dampfschiff zu verzichten. Wir würden immer noch mit Segelbooten unterwegs sein. Klar, unsere Ziele würden wir vielleicht irgendwie erreichen, aber deutlich, deutlich langsamer."

Die German Angst vor dem Internet

Sein Vortrag handelt im Wesentlichen von der "German Angst" vor dem "Shitstorm". Er ist Geschäftsführer von Crowdmedia, ein Unternehmen, das Seminare und Beratung für Firmen anbietet. Vor allem Mittelständler sind seine Kunden. Von sich aus kommen sie meistens auf ihn zu, um den klugen Umgang mit Social Media zu lernen. Und kaum ist er bei den Firmenchefs, sagt er, beginne die Skepsis. Die erste Frage sei häufig: Wie vermeiden wir einen "Shitstorm"? Dieses Wort mag er überhaupt nicht, sagt Sven-Olaf Peeck. "Das geht völlig am Thema vorbei! Entweder ist da berechtigte Kritik, die man aushalten muss, oder man muss tatsächlich an seinem Produkt arbeiten und für die Kritik dankbar sein. Aber zu viele Manager denken von vornherein: Jetzt gehe ich da in dieses Internet und dann werde ich sofort überrollt. Ganz ehrlich: Ich kenne kein einziges Unternehmen, das wegen so was pleite gegangen ist."

Vor Aktionismus warnt er trotzdem: Nur um sagen zu können: "Ich bin bei Twitter", solle man damit nicht anfangen. "Ein Unternehmer muss da schon strategisch rangehen: Was sind meine Ziele? Was will ich erreichen? Wie kann ich das erreichen?" Natürlich kann sich eine Firma nach reiflicher Überlegung auch gegen Soziale Medien entscheiden, doch dann solle man sich auch klar machen, welche Potenziale dabei auf der Strecke bleiben.

Der Social Traveler ist inzwischen seinen zweiten Tag nach Kopenhagen unterwegs, die erste Station Lübeck hat er hinter sich gelassen. Am Freitag will er sein Ziel erreicht und dabei rund 350 Kilometer zurückgelegt haben. Pro gefahrenen Kilometer sammelt er über die Internet-Plattform Leetchi einen Euro ein. Das Geld spendet er an gemeinnützige Organisationen in Asien. Social hat eben doch nicht nur etwas mit Twitter und Co. zu tun.

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