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DFB-Pokal: Das Leid des Florian Kohfeldt

4. März 2020

Eintracht Frankfurt zieht ins Halbfinale des DFB-Pokals ein. Werder Bremen hadert mal wieder mit einer Schiedsrichter-Entscheidung. Schon im Vorfeld hatte es Verstimmungen gegeben. Die Fans reagieren auf ihre Weise.

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Fußball DFB-Pokal Eintracht Frankfurt - Werder Bremen
Mit Leib und Seele dabei: Florian Kohfeld bei seiner ersten Profistation als Trainer Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Florian Kohfeldt konnte es nicht fassen. Er raufte sich die Haare und warf seine Trinkflasche entrüstet zu Boden. Wieder hatte es eine Schiedsrichter-Entscheidung gegen seine Mannschaft gegeben, wieder einen Videobeweis. Schiedsrichter Felix Zwayer sah sich die strittige Szene lange an, schien unsicher und entschied dann doch auf Handelfmeter gegen Werder Bremen.

Ludwig Augustinsson war der Ball im Strafraum über Kopfhöhe an die Hand gesprungen, die Entscheidung ist damit korrekt. "Ich gehe in ein Kopfball-Duell, er ist größer. Ich bin sehr enttäuscht mit dieser Situation. Ich bin kein Fan vom VAR", sagte Augustinsson in der ARD. André Silva verwandelte den Elfmeter in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit unhaltbar zum 1:0 für Eintracht Frankfurt. Es war die Schlüsselszene des Spiels, das die Eintracht schließlich durch einen weiteren Treffer von Daichi Kamada (60. Minute) mit 2:0 (1:0) für sich entschied und somit ins Halbfinale des DFB-Pokals einzog.

DFB-Pokal als Lichtblick   

Stünde Kohfeldt bei einem anderen Verein unter Vertrag, müsste er sich schon länger gewaltige Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen. Doch er ist seit 2017 Cheftrainer in Bremen. Und dort ticken die Uhren langsamer, bedächtiger als andernorts in Deutschlands höchster Fußballliga. Fünf der sechs Rückrundenspiele gingen verloren. Die einzigen zwei Werder-Treffer dabei erzielten bezeichnenderweise die Gegner - per Eigentor. 

Fußball DFB-Pokal Eintracht Frankfurt - Werder Bremen
Bremens Auftritt war schmerzhaft - für Fans wie für die ProtagonistenBild: Getty Images/A. Grimm

Es läuft überhaupt nicht in der Bundesliga für den Tabellen-Vorletzten, der im Abstiegskampf so manch einen Rückschlag verkraften musste – das übliche Pech derer, die sowieso schon unten drin stehen. Doch einen Sieg mit eigenen Toren hat es auch gegeben in diesem Jahr: das 3:2 gegen Borussia Dortmund im DFB-Pokal-Achtelfinale Anfang Februar. 

Im Pokal zeigt Werder nicht nur in dieser Saison ein ganz anderes Gesicht als in der Liga: In der vergangenen Spielzeit scheiterten die Bremer erst im Halbfinale am FC Bayern, davor schied man im Viertelfinale gegen Bayer 04 Leverkusen aus. 

Werder durch Spielverschiebung benachteiligt?

Auch gegen Frankfurt hatte sich Florian Kohfeldt einiges ausgerechnet. Es sei ein anderer Wettbewerb, man könne nur gewinnen, sagte er im Vorfeld und nutzte die unfreiwillige Spielpause, über die sich Bremen massiv beschwert hatte, zu mehreren Geheimtrainings. Und verriet nur so viel: Es habe Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen gegeben. Damit die einfachsten Automatismen wieder sitzen. 

Schon am vergangenen Sonntag hätten Frankfurt und Bremen in der Liga aufeinander treffen sollen. Da aber das Europa-League-Spiel unter der Woche wetterbedingt um einen Tag nach hinten verlegt worden war, strich die DFL das Spiel und verschob es, ohne sich auf einen Nachholtermin festzulegen. Werder sah sich dadurch benachteiligt – hatte man in Liga und DFB-Pokal auf einen vom Europapokal erschöpften Gegner gehofft. 

Der Werder-Coach hatte daraufhin versucht, den ganzen Frust der Saison in eine "Jetzt-erst-Recht"-Stimmung zu wandeln. "Man kann die Gesamtsituation so ins Positive drehen, dass man sagt: Da ist jetzt in dieser Saison wieder ein Widerstand unverschuldet gegen uns aufgekommen. Und wir wollen es allen zeigen!"

Eine Halbzeit Hoffnung

Fußball DFB-Pokal Eintracht Frankfurt - Werder Bremen
Toprak musste nach einem Foul verletzt rausBild: Imago/J. Huebner

Es gelang zunächst. Werder stand gut, stellte sich der erwarteten Frankfurter Angriffswucht mit Ruhe entgegen und kam selbst unter anderem durch Davie Selke in der 35. Minute zur besten Chance. "Wir haben eine gute Leistung gezeigt, wir haben Torchancen herausgespielt und bekommen wieder über einen Standard das Gegentor. Das wiederholt sich", sagte ein sichtlich enttäuschter Selke nach der Partie beim TV-Sender Sky.

Die Zeit verrann, die Fans brachten sich mit Aktionen ins Spiel. Die Eintracht-Anhänger präsentierten ein Spruchband, mit dem sie gegen den DFB und die DFL in Anlehnung an die Vorfälle am Bundesliga-Wochenende protestierten: "Unser Fußball durch euch verkauft, euer Dialog nur Schall und Rauch. Die Funktionäre sind das hässliche Gesicht des Fußballs, nicht die Fans." Und sie zeigten mit einem anderen Plakat Humor, das an Frankfurts Trainer Adi Hütter gerichtet war: "Adi, meld' dich, wenn du 'ne Spielunterbrechung brauchst."

Das Spiel musste aber nicht unterbrochen werden, denn es war nach dem Elfmeter vorentschieden. Das wusste auch Kohfeldt. Der sah wegen seiner heftigen Reaktion auf den umstrittenen Elfmeterpfiff die Gelbe Karte. Und fragte den Schiedsrichter der Partie forsch: "Darf ich Ihnen auch Gelb geben, Herr Zwayer?" Den Schlusspunkt setzte Filip Kostic in der Nachspielzeit mit einem schweren Foulspiel an Ömer Toprak, woraufhin Kostic die Rote Karte sah und Toprak verletzt raus musste. Werder, das schon dreimal gewechselt hatte, spielte fortan zu zehnt weiter. Und so wurde es dieses Mal auch im Pokal ein rabenschwarzer Abend für Kohfeldt und Werder.