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Das Kilogramm verliert an Gewicht

27. Januar 2011

Das Urkilo hat abgenommen – in etwa das Gewicht eines Sandkorns. Kaum messbar - für Physiker allerdings ein "schwerwiegendes" Problem. Bis 2015 wollen sie sich deshalb auf ein neues Urkilogramm festlegen.

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Ein Prototyp des Urkilogramms (Foto: dpa)
Das Urkilogramm: ein kleiner Zylinder, nur knapp vier Zentimeter hochBild: picture alliance/dpa

Ein Metallzylinder ist das Maß aller Dinge, wenn es um die Einheit "Kilogramm" geht. Dieser hat im Laufe der Jahre allerdings minimal an Gewicht verloren. Dieses Problem brachte die Diskussion über eine neue Definition des Kilogramms bei einem internationalen Treffen von Wissenschaftlern in London erneut ins Rollen. Eine neue Kilo-Referenz muss her.

Seit 1889 beruht das Gewicht des Kilogramms auf einem Prototypen in Form eines Zylinders, der sich unter Verschluss im Internationalen Maß- und Gewichtsbüro (BIPM) bei Paris befindet. Dieses Urkilo besteht zu neunzig Prozent aus Platin und zehn Prozent aus Iridium. "Die Kombination ist edler und teurer als Gold", erklärt Michael Mecke von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Wie selbst dieses Material Gewicht verlieren kann, weiß auch er sich nicht zu erklären: "Vielleicht liegt es an austretenden Gasen, Verunreinigungen oder einzelnen Molekülen im Stoff."

Gewichtsproblem vertagt bis 2015

Die nächste internationale Konferenz über Gewichte und Maßeinheiten findet 2015 in Paris statt. Bis dahin wollen Wissenschaftler eine neue Referenz für das Kilogramm gefunden haben. Fest steht: es soll sich in Zukunft nicht mehr an einem Objekt orientieren. "Bei Bezugskörpern wissen wir nicht, was sie machen, wie beständig und zeitlos sie sind", so Michael Mecke. Bei der neuen Definition soll die Masse mit Hilfe einer Naturkonstanten bestimmt werden.

Kilogramm – das letzte seiner Art

Das Kilo ist die letzte der sieben Basiseinheiten, die sich noch an einem natürlichen Objekt orientiert. Die anderen sechs Einheiten Meter, Sekunde, Ampere, Kelvin, Mol und Candela lassen sich bereits mit einer definierten Messung im Labor bestimmen. "Da war es einfacher. Zur Bestimmung musste man nicht erst einen Körper erschaffen", erklärt Michael Mecke die Herausforderungen.

Gewichte bleiben praktisch

Auch wenn eine Naturkonstante für das Kilogramm geplant ist, aus der Praxis verschwinden die Gewichtsstücke trotzdem nicht. "Wir werden weiterhin mit Gewichten arbeiten, wie wir auch Längen noch immer mit dem Maßband bestimmen", bestätigt Michael Mecke, "in der Praxis können wir nicht auf ein theoretisches Kilo zurück greifen."

Autorin: Hannah Fuchs (mit afpd)
Redaktion: Judith Hartl