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Das Geldmuseum Frankfurt zeigt die lange Geschichte der Mark

Johanna Tünsch 2. Januar 2002

In Deutschland hat die Mark ab 1871 zahlreiche regionale Währungen ersetzt. In der Ausstellung "Währungen im Übergang" lassen sich Parallelen zur Einführung des Euro entdecken.

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Demnächst nur noch im Geldmuseum zu bewundern - der 100 DM-Schein

Bevor in Deutschland in den Jahren zwischen 1871 und 1876 die Mark in Umlauf kam, gab es an die 300 deutsche Geldzeichen. Dazu mischten sich ausländische Münzen, die gleichfalls als Zahlungsmittel gültig waren. Christian Erb, der als Historiker für das Frankfurter Geldmuseum arbeitet, zählt auf: "Im Süden rechnete man nach Gulden und Kreutzern, im Norden nach Talern und Groschen, in Hamburg und Lübeck nach Marken und Schillingen, in Mecklenburg auch nach Talern, aber die unterteilt in Schillinge. Das alles zusammen zu bringen, das waren die großen Leistungen des Kaiserreichs."

Heute steht Europa vor einer ähnlichen Situation: Im Süden rechnet man mit Lira und Peseten, im Norden mit Öre, in Mitteleuropa mit Mark und Schilling. Parallelen und Unterschiede der heutigen und damaligen Währungs-umstellungen sind nun bis März in Frankfurt nachzuvollziehen. "Währungen im Übergang" heißt die Sonderausstellung des Geldmuseums. Sie skizziert die Geschichte der Deutschen. In Vitrinen finden sich diverse alte Münzen, auf Stellwänden die Abbildungen farbenprächtiger Guldenscheine, die mit dicken Putten geschmückt sind.


"Wir wollten die Probleme, die im Währungsübergang auftreten, historisch zu beleuchten", erklärt Christian Erb. "Dabei kann man sehen, dass zwar die Währungsübergänge verschieden sind, aber die Grundprobleme die gleichen bleiben."

Angst vor Preiserhöhungen und mühsames Umrechnen sind solche Grundprobleme. So nutzte etwa die Post die Einführung der einheitlichen Währung, um die Gebühren anzugleichen. Das sorgte in einigen Regionen für Freude, in anderen dagegen empörten sich die Bürger.

Im Großen und Ganzen jedoch überwogen damals freudige Stimmen, vor allen Dingen unter den Händlern. So ist im Jahrbuch der Industrie- und Handelskammer Darmstadt aus dem Jahr 1872 zu lesen: "Und namentlich hat uns die Zeit die so lange ersehnte Münzeinheit gebracht und der fast unerträglichen in Deutschland herrschenden Münzverwirrung ein Ende bereitet."

Nicht nur das Umrechnen zwischen den verschiedenen Regionen des Deutschen Reiches bereitete den Händlern Probleme. Hinzu kam, daß sich auch sehr alte Münzen in Umlauf befanden, sagt Christian Erb. "Hier haben wir z.B. einen Friedrichd'or von 1757 ausgestellt. Das ist eine Münze, die noch in den 1870er Jahren gang und gäbe war."

In der Regel waren solche Münzen abgegriffen oder durchlöchert, denn wer pfiffig war, schabte Goldstaub aus den Stücken heraus. Der wurde dann verkauft und die Münze zum Nominalwert weitergegeben. Alle Friedrichd'or, Schillinge, Gulden, Kreutzer, Taler und Marken wurden deswegen im Laufe von sechs Jahren aus dem Verkehr gezogen.

An sich kein Problem. Allerdings gab es keine einheitlichen Umtauschfristen und auch kein ausgebautes Informationssystem. So konnte es passieren, dass brave Bürger ihren Sparstrumpf nicht termingerecht eintauschten, sagt Christian Erb. "Damit waren teilweise gravierende Verluste verbunden, denn wenn man eine bestimmte Frist verpaßt hatte, war für das Geld nichts mehr zu bekommen."

Große, aber wertlos gewordene Ersparnisse opferte man gerne der Kirche. Doch auch für die besaßen die Summen einen keinen realen Wert. "Wir haben in den Akten viele Beschwerden von Kirchengemeinden gefunden", sagt Historiker Christian Erb, "darin wird gefragt: Was machen wir denn nun mit diesen Klingelmünzen?"

Eine so aufwendige Währungsunion wie die Einführung der Mark ist für das Europa des 19. Jahrhunderts nicht typisch. Die meisten Länder hatten den Schritt bereits seit Jahrhunderten vollzogen.

Prof. Dieter Lindenlaub erklärt die unterschiedliche Struktur zweier Nachbarländer: "Deutschland war ein Gebilde aus vielen einzelnen Staaten, die alle ihre einzelne Währungshoheit hatten. In Frankreich hatten die einzelnen Provinzen keine Währungshoheit, deswegen gab es die französische Einheitswährung eigentlich schon seit dem Mittelalter."

In einem Dokumentarfilm zeigt die Ausstellung, wie heute die Bürger darüber denken. Hier kann man auch nachvollziehen, wie mit vielen Werbekampagnen verhindert werden sollte, dass wieder Menschen nicht ausreichend informiert wurden. Meinungsumfragen hat die Bundesbank in Auftrag gegeben, und festgestellt: Der Euro erfreut sich zunehmend größerer Akzeptanz.

So sieht es auch der Historiker Lindenlaub. Zwar sei die hohe Stabilität der Mark zu schätzen gewesen, doch der Euro besäße geschichtliche Bedeutung: "Es ist das erste Mal in einem großen europäischen Raum, dass man eine Währung hat, Zahlungsmittel, mit denen man überall bezahlen kann. Das mag auch ein Bindeglied in Europa werden, und das ist schon eine große Angelegenheit."