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Das Geld wird knapp

Rainer Kalb24. Oktober 2002

Die Zeiten, in denen die Fußballklubs Europas fast ohne Einschränkung Geldquellen anzapfen konnten, sind vorbei. Gehaltskürzungen und finanzielle Engpässe sind mittlerweile auch in den Profiklubs "normal" geworden.

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Die Stars wollen eher mehr, als weniger GeldBild: AP

Die Ausgangslage ist schnell beschrieben: Es gibt kein Geld mehr. Im deutschen Profifußball mit seinen 36, auf die erste und zweite Bundesliga, aufgeteilten Klubs, standen den Vereinen laut Vertrag mit Inhaber für die Fernsehrechte KirchMedia für die laufende Saison 2002/2003 ursprünglich 360 Millionen Euro zu.

Premiere bald Pleite?
Ein Kameramann des Pay TV Senders "Premiere World"Bild: AP

KirchMedia hatte es allerdings in den letzten Monaten mit Hilfe juristischer Winkelzüge geschafft, sich einerseits für insolvent zu erklären und dennoch die Fernsehrechte zu behalten. Im Zuge dieses dubiosen Verfahrens wurde der Preis für die TV-Rechte um 70 Millionen Euro gemindert. Das sind stolze 20 Prozent.

Europaweites Problem

Diese drastische Senkung der TV-Preise zu Lasten der Vereine ist jedoch kein deutscher Einzelfall. Sie droht in ganz Europa: In Italien wurde gar der Saisonstart verschoben, ehe die Vereine eine Senkung in ähnlicher Größenordnung akzeptierten. In England müssen die Vereine der 2., 3.und 4. Liga auf 165 Millionen Euro in den nächsten beiden Jahren verzichten, nachdem Vertragspartner "Digital ITV" das Handtuch geschmissen hat.

Tafelsilber verkauft

Bayer 04 Leverkusen - Real Madrid
Real Madrid's Zinedine Zidane in Aktion gegen Bayer LeverkusenBild: AP

In Spanien wird über ein "deutsches Modell" geredet, das alle Klubs außer Real Madrid und FC Barcelona treffen soll. Die beiden Top-Klubs haben separate Verträge und sind - derzeit noch - außen vor. Zudem profitiert Real Madrid von seinen Liegenschaften in der spanischen Hauptstadt. Mit Grundstücksverkäufen in Madrids Innenstadt beschaffte sich Real 500 Millionen Euro, so dass es für "die Königlichen" derzeit noch kein Problem darstellt, sich Weltklassespieler wie Zidane oder Ronaldo zu leisten. Aber auch Real wird nicht alle fünf Jahre die Möglichkeit haben, sich relativ schnell viel Geld zu beschaffen. Vorerst ist das Tafelsilber des Klubs weg – auf immer und ewig.

In Frankreich steht das große Zittern noch bevor. Mitte November werden den Profiklubs von den TV-Anstalten neue Angebote für die diversen Liga-Rechte ab der Saison 2003/2004 vorgelegt. Auch hier gehen die Klubs inzwischen davon aus, dass es eher zu deutlichen Honorarkürzungen statt zusätzlichen Einnahmen kommen wird. Der Finanzeinbruch auf dem deutschen TV-Rechtemarkt ist ein Signal, auf das auch Franzosen reagieren.

Top-Spieler wollen ihr Geld

Schalke Fans feiern ihren Verein Bundesligageschichte
Als Schalke Pokalsieger wurde (11. Mai 2002)Bild: AP

Bislang reagierten die Klubs auf die Verknappung ihrer Finanzmittel relativ hilflos. Die Top-Spieler pochen mir Hilfe ihrer mächtigen und zum Teil auch selbstherrlichen juristischen Berater auf Erfüllung bestehender Verträge. Was so viel heißt, dass ihnen die Finanznot des Vertragspartners eigentlich egal ist. Nur in Ausnahmefällen waren bislang Spieler zu marginalen Zugeständnissen bereit.

Von Land zu Land gelten höchst unterschiedliche Lizenzierungsvoraussetzungen - also Zulassungsbestimmungen zum professionellen Fußballbetrieb. Diese Voraussetzungen werden natürlich bestimmt durch die unterschiedlichen Besteuerungsprinzipien in den verschiedenen europäischen Ländern. In Deutschland muss ein Verein von jedem verdienten Euro mehr als 50 Prozent an das Finanzamt und somit in die Staatskasse abführen.

David Beckham und Victoria Beckham
David Beckham von Manchester United zusammen mit Ehefrau Victoria Beckham und Sohn BrooklynBild: AP

In England sind nur lächerlich niedrige Höchstbeträge an Sozialabgaben für Fußballprofis zu entrichten. In Frankreich werden die Sozialabgaben auf das gesamte Einkommen fällig. In Deutschland stellen die hohen Sozialabgaben pro Profikicker für die Vereine einen weiteren immensen Kostenfaktor dar.

Am besten haben es die Italiener

Die besten Voraussetzungen haben die italienischen Profiklubs. In der Regel gehören die großen Vereine einem Eigentümer, der auch noch andere große Wirtschaftsunternehmen sein Eigen nennt. Die zum Teil gewollten Verluste der Profiklubs werden mit den Gewinnen der anderen Unternehmen unter dem Dach einer Holding gewinn- und damit steuermindernd verrechnet.