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Das gefährlichste Land der Welt

Patrick Tippelt 10. Juli 2006

Doch, doch, wirklich: Es ist Thailand! Das jedenfalls meinen 60.000 Briten. Da muss aber das thailändische Fremdenverkehrsbüro ein wenig mehr tun, als nur mit Glanzprospekten wedeln.

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Teile Thailands unter Wasser. Die Regierung am Boden. Der König leidet an einem Rippenbruch. Doch den thailändischen Auβenminister wurmt etwas ganz anderes – das neuseeländische Auβenministerium. Dieses hatte nämlich vor kurzem eine Warnung unters Volk gebracht. Einen länderspezifischen Hinweis, der vor Reisen in den Süden Thailands warnt.

Dort sind nämlich seit 2004 mehr als 1300 Menschen gewaltsam ums Leben gekommen, dank den bürgerkriegsähnlichen Zuständen, der "Krise" zwischen Landesregierung und muslimischen Separatisten. Daher warnt das Auβenamt in Wellington Neuseeländer vor möglichen Terroranschlägen an öffentlichen Orten. Hotels, Bars und Flughäfen seien unsicher.

Die bösen Neuseeländer

Dies passte Kantathi Suphamongkon gar nicht in den Kram, und prompt beschwerte er sich am Wochenende bei Helen Clark, der neuseeländischen Regierungspräsidentin. Denn er weilt in Neuseeland, um 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen den beiden Länder zu feiern. Die Premierministerin sagte dazu nicht viel – wie soll sie auch reagieren? Die meisten Länder warnen vor Reisen in den Süden Thailands – darunter auch das Auswärtige Amt in Berlin.

Kantathi hat natürlich Angst, dass die Touristen wegbleiben, fast 100.000 jährlich nur aus Neuseeland. Mit anderen Worten: viel Geld, das dem Königreich durch die Hände gleiten könnte.

Und jetzt auch noch die Briten!

Neuseeland aber wird Kantathi bald vergessen können. Jetzt kommt nämlich der ganz dicke Hecht: die Briten. Von denen kommen viel mehr nach Thailand – rund 750.000 pro Jahr. Da liegen die Briten noch weit vor den Weltmeistern im Reisen, den Deutschen.

Nun veröffentlichte das gröβte britische Versicherungsunternehmen, die Norwich Union, eine Umfrage, in der 60.000 Versicherte nach dem gefährlichsten Urlaubsort der Welt befragt wurden. Und Thailand schaffte es locker auf Platz 1.

Raub, Unfall und Vergiftung

Im Königreich laufen demnach Besucher am ehesten Gefahr, sich eine Lebensmittelvergiftung zu holen, beraubt zu werden, in einen Verkehrsunfall zu geraten und ihre Siebensachen zu verlieren.

Die Norwich Union sicherte sich sofort ab mit der Erklärung, die Ergebnisse der Umfrage seien keine Warnung per se, sondern spiegelten bloβ die Meinung der Versicherten wider. Doch irgendwas muss dran sein an 60.000 Meinungen.

Immerhin schlägt Südafrika Thailand beim allgemeinen Nepp und bei Raubüberfällen. In der Tschechei gebe es mehr Taschendiebe. Die Karibik droht mit fiesen Insektenstichen. Und in Österreich drohen Skiunfälle – aber hierbei kann Thailand nun wirklich nicht konkurrieren.

Wer auf Nummer Sicher gehen will, der muss laut den britischen Versicherten in Irland, Holland, Deutschland oder Frankreich urlauben – dies seien die sichersten Reiseländer.

Hin und wieder Schwierigkeiten

Den thailändischen Auβenminister hat das Ergebnis noch nicht erreicht – es kam noch keine Reaktion. Das könnte einerseits daran liegen, dass das Resultat erst heute (10.07.) veröffentlicht wurde. Andererseits mahlen thailändische Regierungsmühlen langsam.

Aber was er nicht mehr behaupten werden kann, ist, was er noch in Neuseeland von sich gab: dass Thailand ein "sehr sicheres und stabiles" Land sei, abgesehen von den Provinzen im Süden, wo es seit Jahren "hin und wieder Schwierigkeiten" gebe.