Ausgeglüht?
21. November 2007Daran hatte Thomas Edison nicht gedacht: Die von ihm ergrübelte Glühbirne macht vor allem eins: Sie heizt ihre Umgebung. Nur fünf Prozent der aufgenommenen Energie wandelt sie in Licht. Weil Energiesparlampen eine höhere Lichtausbeute im Verhältnis zur Energiezufuhr haben, sollen sie nun langfristig die herkömmliche Glühbirne ablösen, denn sie verbrauchen bis zu 80 Prozent weniger Strom: Würden weltweit alle klassischen Leuchtstofflampen durch energiesparende Systeme ersetzt, könnten damit jährlich rund 320 Millionen Kilowattstunden Strom und somit 160 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht der CO2-Emission aller in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge.
Australien geht ein Licht auf
Australien zog daraus als erstes die Konsequenzen und rief als erstes Land weltweit die Verbannung der Birne ab 2010 aus. Statt der Glühbirnen sollten künftig nur noch Energiesparlampen eingesetzt werden, kündigte Umweltminister Malcolm Turnbull an. "Wenn der Rest der Welt unserer Führung folgt, wird dies eine erhebliche Energieeinsparung bedeuten." sagte er dem Fernsehsender Nine Network.
Auch der US-Bundesstaat Kalifornien will bis zum Jahr 2012 die herkömmliche Glühbirne aus allen seinen Haushalten verbannen und in einem Brief an seinen EU-Kollegen hatte sich Bundesumweltminister Sigmar Gabriel für die Energiesparlampe stark gemacht: Der Standort Europa könne sich die herkömmliche, minimal effiziente Glühbirne nicht mehr leisten, sagte er und zahlreiche Politiker pflichteten ihm bei: "Das wäre bei uns überfällig, denn so eine Maßnahme würde in wenigen Jahren ein bis zwei Atomkraftwerke einsparen", sagte etwa der SPD-Politiker Hermann Scheer.
Kein Glühbirnen-Verbot in der EU
Ein Verbot wie in Australien lehnt der Bundesumweltminister jedoch ab. Aus europarechtlichen Gründen sei eine derartige nationale Regelung gar nicht möglich, sagte ein Ministeriumssprecher. Nach dem Vorbild Japans will die Koalition vielmehr bei der EU in Brüssel für alle Elektrogeräte einen so genannten “Top-Runner- Ansatz“ durchsetzen. Dies würde bedeuten, dass das jeweils verbrauchsärmste Modell eines bestimmten Produktes innerhalb weniger Jahre zum verbindlichen Standard für alle anderen Produkte dieser Art würde – und alle Energiefresser somit langsam vom Markt drängt. “Das wäre über kurz oder lang auch das Aus für die konventionelle Glühbirne“, vermutet SPD-Fraktionsvize Kelber.
Bislang sind es jedoch vor allem die höheren Preise, die den Verbraucher abschrecken. Zwar gibt es günstige Importe – vorwiegend aus China – diese sollen jedoch auch weiterhin mit einem “Anti-Dumpingzoll“ von bis zu 66 Prozent des Importpreises belegt werden. Erst im Oktober 2007 hatte sich die EU-Kommission sich für die Verlängerung dieser seit 2001 geltenden Regelung um ein weiteres Jahr ausgesprochen. "Wir müssen Umweltinteressen mit den Interessen des fairen Handels in Einklang bringen", verteidigte der Sprecher der Kommission den Beschluss.
Widersprüchliche Interessen
Kritiker sehen die Zölle als unvereinbar mit den Klimaschutz- und Energiesparzielen der EU an, denn durch Energiesparlampen könnten im Jahr rund 45 Milliarden Kilowatt Strom eingespart werden. Syed Kamall, der handelspolitische Sprecher der konservativen EVP-ED-Fraktion im Europäischen Parlament, nannte die Verlängerung der Zölle "scheinheilig und absurd" und die Umweltschutzorganisation WWF sprach von einer "engstirnig protektionistischen" Entscheidung. Dabei gebe es die Unterstützung zahlreicher europäischer Hersteller, die ihre Glühbirnen-Herstellung in Drittstaaten verlagert hätten, zum Beispiel von Philips. Für eine Verlängerung der Zölle sei dagegen Industriekommissar Günter Verheugen eingetreten, der damit den deutschen Glühbirnen-Hersteller Osram vor Arbeitsplatzverlusten bewahren wolle, erklärte der EVP-Politiker.
Tatsächlich war es vor allem die Firma Osram, die sich für “freien Handel“ und gegen eine Aufhebung der Zölle ausgesprochen hatte. Paradoxerweise produziert aber auch Osram, ebenso wie Philips, Glühbirnen für die EU in China. Doch Osram strebe eine Fortsetzung der Zölle an, erklärte Handelskommissar Peter Mandelson, weil diese Philips proportional mehr treffen würden.