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Das Elterngeld wirkt

Pia Rauschenberger
23. August 2017

Die Gesellschaft ist im Wandel, auch bei den Geschlechterrollen. Seit der Einführung des Elterngeldes vor zehn Jahren hat sich aber nicht nur die Aufgabenverteilung bei den Eltern verändert.

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Vater mit Kind auf Spielplatz
Bild: Imago/Westend61

Nicht nur das Rollenbild von Vater und Mutter, auch das der Großeltern wird vom Elterngeld beeinflusst. Denn wenn ihre Söhne Elternzeit nehmen, verändert sich dadurch ihre Perspektive auf die traditionellen Geschlechterrollen. Das ist die zentrale Aussage einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Das Elterngeld hat die sozialen Normen verändert, sagen die Wissenschaftlerinnen aus Berlin.

Laufen lernen bei Papa

Das Elterngeld können Eltern beantragen, die nach der Geburt ihres Kindes nicht sofort wieder arbeiten möchten. Seit 2007 gilt das Gesetz, das dabei helfen soll, Beruf und Familie zu vereinbaren. Einerseits sollen Eltern durch das Elterngeld Zeit gewinnen, die sie mit ihrem Neugeborenen verbringen können. Andererseits soll das Elterngeld gerade Müttern ermöglichen, wieder berufstätig zu werden, während der Vater das Kind hütet. So will der Staat den ungleichen Karrieremöglichkeiten von Männern und Frauen etwas entgegen setzen.

Kind als Karrierekiller - auch für Väter?

 

Denn das gesamte Elterngeld können nur die Paare ausschöpfen, die sich die Kinderbetreuung untereinander aufteilen. Wenn nur die Mutter beim Kind bleibt, wird das Elterngeld nicht über die gesamte Dauer gezahlt. Das Motto der Werbeplakate war damals: "Krabbeln lerne ich bei Mama. Laufen dann bei Papa." 

Bis zu 14 Monate können Eltern diese Zuschüsse vom Staat erhalten, die je nach Einkommen gestaffelt sind. Kein Wunder, dass das Elterngeld in Deutschland recht beliebt ist. 67 Prozent ihres Einkommens erhalten Väter und Mütter durch das Elterngeld, maximal jedoch 1800 Euro pro Monat.

Wie die Kolleginnen es machen

Bisher war bekannt, dass Mütter unabhängig vom Einkommen in der Regel zwölf Monate Elterngeld beziehen. Neue Studien des DIW zeigen nun, dass das Elterngeld durchaus auch einen gesamtgesellschaftlichen Effekt hat. Zum einen beobachten die Wissenschaftlerinnen: Frauen machen ihre Entscheidung, wann sie ins Berufsleben zurückkehren, von anderen Müttern unter ihren Kolleginnen abhängig. Mütter mit höheren Einkommen bleiben länger in Elternzeit, wenn ihre Kolleginnen ihnen das so vorgemacht haben.

Immer noch Aufholbedarf

Aber nicht nur die Einstellung der Mütter ändert sich, sondern eben auch die der Großeltern. "Frauen sollten sich stärker um die Familie kümmern als um ihre Karriere" - diese Aussage lehnen Großväter und Großmütter eher ab, wenn ihr Sohn Elternzeit genommen hat. Allerdings nimmt die Mehrheit der Männer nur zwei Monate Elternzeit. Vor allem die Frauen bleiben noch immer bei den Kindern Zuhause.Der Aufholbedarf ist immer noch groß.