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Das Bilderverbot ist eine religiöse Grundsatzfrage

Carola Hoßfeld14. Februar 2006

Der Prophet Mohammed wird als Offenbarer des Glaubens angesehen. Wer ihn zeichnet, und damit beleidigt, beleidigt auch den Islam. Doch nicht nur im Islam ist das Bilderverbot ein zentrales Thema.

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Der Cartoon-Band "Das Leben des Jesus" des österreichischen Karikaturisten Gerhard HadererBild: AP

Kann und darf Gott in menschlichen Bildern dargestellt werden? Über diese Frage wurde vor allem in den monotheistischen Religionen gestritten, also im Judentum, Christentum und Islam. Im Judentum und Islam setzte sich im Lauf der Geschichte ein weitgehendes Bilderverbot durch. Wobei das Verbot, Gott und in der Folge auch alles Göttliche darzustellen, simpel gesagt von der ältesten dieser Religionen, dem Judentum "erfunden" wurde.

Das Wort nicht aussprechen

Der Respekt vor dem Heiligen und die Erkenntnis, dass es begrifflich nicht fassbar ist, spiegelt sich bereits in der Gotteserfahrung des Mose wider, der der Tradition nach einst die Israeliten aus Ägypten führte. In der Wüste, so heißt es im Zweiten Buch Mose, schaute Moses Gott in einem brennenden Dornbusch. Der teilte sich mit folgenden Worten mit: "Ich werde dasein, als der ich dasein werde". Der Name Gottes, der JHWH buchstabiert wird, ist eine Abkürzung dieses Ausdrucks. Die traditionelle Frömmigkeit verbietet es einem Juden jedoch, dieses Wort auszusprechen. Daher spricht man beim Lesen der Thora und im Gottesdienst stattdessen das Wort "Adonai", was soviel wie "Herr" bedeutet. Der Schöpfergott wird als so unergründlich erlebt, dass ein Eigenname als eine Beschränkung empfunden würde. Er ist einfach der Herr.

Kein Abbild machen

Ähnlich anderen Stämmen praktizierten auch die Israeliten Vielgötterei, als Synonym dafür gilt der so genannte Tanz um das goldene Kalb. Der Monotheismus konnte sich nur langsam durchsetzen. In der Bibel manifestierte sich diese Entwicklung in einem der zehn Gebote. "Du sollst dir kein Gottesbild machen, keinerlei Abbild, weder dessen, was oben im Himmel, noch dessen, was unten auf Erden, noch dessen, was in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst sie nicht anbeten und ihnen nicht dienen. Denn ich, der Herr, Dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Geschlecht an den Kindern derer, die mich hassen, der aber Gnade übt bis ins tausendste Geschlecht an den Kindern derer, die mich lieben und meine Gebote halten."

Anders als die hebräische Bibel enthält der Koran kein direktes Bilderverbot. Dennoch setzte sich auch im Islam ein Bilderverbot durch. Es sind zahlreiche Äußerungen des Propheten Mohammed überliefert, in denen eine bildliche Darstellung Gottes abgelehnt wird. Nicht zuletzt sagte Mohammed damit dem Polytheismus in Arabien zu Beginn des siebten Jahrhunderts den Kampf an. Mit Erfolg.

bilden = erschaffen

Die religiöse Grunderfahrung Mohammeds war die von der Einheit und Einzigkeit Gottes, der als Herrscher und Schöpfer jenseits der Welt lebt. Mit diesem Bekenntnis der Einheit Gottes ist es nach traditionell islamischer Auffassung unvereinbar, ihn abzubilden. Die einzigen Quellen der Offenbarung sind im Islam Wort und Schrift, also der Koran. Für das Bilderverbot spielt daneben eine Rolle, dass im Arabischen das Wort für "bilden" auch die Bedeutung "erschaffen" haben kann. Weil die Schöpferrolle allein Gott zugeschrieben wird, verbietet sich jede Abbildung der Schöpfung.

Im Unterschied zum Judentum und zum Islam gibt es im Christentum kein Bilderverbot. Der Glaube, wonach Gott in Jesus Mensch geworden sein soll, erlaubt es prinzipiell, das Göttliche darzustellen. Dennoch gab es auch im Christentum Auseinandersetzungen über die Darstellung des Heiligen.

Brennende Bilder

In der byzantinischen Ostkirche spitzte sich im achten und neunten Jahrhundert im so genannten Bilderstreit ein Theologendisput über die Bedeutung der Ikonen zu. Um zu unterbinden, dass das Volk angeblich wundertätige Ikonen verehrte, ordnete eine Kirchenversammlung in Konstantinopel an, alle bildlichen Darstellungen aus Klöstern und Kirchen zu entfernen. Fanatische Bilderstürmer - genannt Ikonoklasten - zerstörten in der Folge den Großteil dieser Kunstwerke. Die Gründe dieses Bildersturms waren vielfältig. Zweifellos spielte aber neben dem biblischen Gebot auch der Einfluss des Islam eine Rolle.

Während der Reformationszeit kam es dann noch einmal zu heftigen theologischen Debatten über die Abbildbarkeit des Heiligen - mit handfesten Folgen: Da manche Reformatoren für ein totales Bilderverbot in Kirchen plädierten, landeten viele Altarbilder und Heiligenfiguren auf dem Scheiterhaufen.