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Politik

"Reduzieren wir unsere Kontakte!"

28. November 2021

Bundespräsident Steinmeier appelliert an die Bürger Deutschlands, einen neuen Corona-Lockdown durch eine Reduzierung der Kontakte zu Mitmenschen zu verhindern. Freiwillig.

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Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier, Theater Gütersloh
Frank-Walter Steinmeiers Gleichung: Weniger Kontakte = weniger AnsteckungenBild: David Inderlied/dpa/picture alliance

"Wichtig ist, dass wir jetzt alle gemeinsam handeln", schreibt Frank-Walter Steinmeier in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Bild am Sonntag". "Halten wir uns an die Regeln, reduzieren wir noch einmal unsere Kontakte! Tun wir es, damit Schulen und Kitas nicht wieder schließen, damit wir das öffentliche Leben nicht wieder vollständig herunterfahren müssen."

Der Bundespräsident rief die Menschen in Deutschland zudem abermals auf, sich impfen zu lassen: "Wir könnten doch so viel weiter sein! Das ist eine bittere, aber notwendige Erkenntnis. Das Mittel, sich vor einem schweren, gar tödlichen Verlauf der Krankheit zu schützen, haben wir in der Hand. Aber immer noch haben es bisher zu wenige in Anspruch genommen. Deshalb bitte ich Sie heute noch einmal: Lassen Sie sich impfen, und erneuern Sie Ihren Impfschutz rechtzeitig!"

"Moralische Impfpflicht"

Der geschäftsführende Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) stieß ins gleiche Horn: "Das Wichtigste ist, dass sich mehr Menschen impfen lassen. Das gilt auch für diejenigen, die viel verdienen und im Rampenlicht stehen, zum Beispiel Profi-Fußballer. Es gibt eine moralische Impfpflicht", sagte Heil. Auf die Frage, ob er auch eine allgemeine Impfpflicht befürworten würde, antwortete Heil: "Ja, und ich finde es richtig, dass wir in einem ersten Schritt noch vor Weihnachten dafür sorgen, dass es zum Beispiel in Kliniken, in Pflege-, Alten- und Behinderteneinrichtungen eine Impfverpflichtung gibt." Eine allgemeine Impfpflicht müsse aber "rechtssicher und praktisch umsetzbar" sein.

Grundgesetz und Spritzen
Ungeklärte Frage: Wäre eine allgemeine Impfpflicht überhaupt verfassungsgemäß?Bild: Sascha Steinach/ZB/picture alliance

Die scheidende Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) plädierte dafür, die jüngsten Empfehlungen der wissenschaftlichen Akademie Leopoldina sofort umzusetzen. "Die Politik sollte dem Rat der Wissenschaft ohne Zögern folgen. Wir dürfen keine weitere Zeit mehr verlieren", betonte Karliczek. Die neue Stellungnahme der Leopoldina sei ein Appell der Wissenschaft zum Handeln in nie da gewesener Deutlichkeit. "Es ist eine unmissverständliche Aufforderung an jeden und jede, die im Land politische Verantwortung tragen oder in Kürze tragen werden."

Die Nationale Akademie der Wissenschaften hatte am Samstag vorgeschlagen, rasch mehrwöchige Kontaktsperren auch für Geimpfte zu verhängen, um die vierte Corona-Welle in Deutschland zu brechen. Außerdem müssten bis Jahresende 30 Millionen Menschen in Deutschland eine Booster-Impfung erhalten. Eine Impfpflicht, zumindest für Bedienstete im Gesundheitswesen, sei notwendig.

Status mit "Verfallsdatum"

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, forderte eine Befristung des Impfstatus. "Jede Impfung muss ein Verfallsdatum bekommen", sagt der Mediziner der "Funke Mediengruppe". Wessen Impfung länger zurückliege, falle dann automatisch wieder zurück in den Status des Ungeimpften. Wer sich boostern lasse, gelte wieder als geimpft. Dazu müsse jetzt geklärt werden, wie lange der Impfschutz jeweils halte und wann dieses Verfallsdatum angesetzt werden müsse.

Das Robert Koch-Institut (RKI) vermeldete unterdessen einen neuen Höchststand bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland. Demnach stieg die Zahl der registrierten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche auf 446,7 (Stand: Sonntagmorgen). Vor einer Woche hatte die Kennzahl noch bei 372,7 gelegen, vor einem Monat erst bei 130,2.

wa/fw (dpa, rtr)