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Öko-Mode setzt Standards

Hilke Fischer18. Mai 2012

Modische Klamotten, unter fairen und ökologischen Bedingungen produziert: Der Trend zu nachhaltiger Kleidung ist in Deutschland bei jungen Menschen angekommen. Vor allem kleine Labels mischen den Markt auf.

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Fairtrade Surf-Klamotten auf dem Hamburger Surf & Skate Festival
Bild: DW

Früher Nachmittag auf dem Surf & Skate Festival in Hamburg: Aus den Boxen dröhnt amerikanischer HipHop, Skateboarder üben auf den aufgebauten Rampen ihre neuen Tricks. Der Platz davor ist gesäumt von Pavillons. Verschiedene Labels bieten dort ihre Ware feil: Skateboards, Surf-Ausrüstung – und jede Menge Kleidung für das junge Zielpublikum. An einem Stand steht Nadine Rappolt. Die leuchtend pinken und türkisfarbenen Pullover haben es der Skaterin angetan: “Ich finde die Farben herrlich. Die bringen einfach Freude ins Leben“, schwärmt sie.

Öko-Revolution in der Mode

“Recolution“ heißt das Label, das seine Pullover und T-Shirts an diesem Stand an die jungen Surfer und Skater verkauft. “Das setzt sich aus Öko und Revolution zusammen“, erklärt Robert Diekmann. Der Geschäftsführer, selbst in knalltürkisfarbenem Kapuzenpullover, steht den Kunden am Stand höchstpersönlich als Modeberater zur Seite. “Wir versuchen ein bisschen, die Mode zu revolutionieren“, erzählt er selbstbewusst: “Wir wollen coole Klamotten produzieren, die aber unter vernünftigen Bedingungen hergestellt werden und aus Bio-Baumwolle bestehen.“

Robert ist dreißig Jahre alt und eigentlich Student. Vor zwei Jahren hat er gemeinsam mit zwei Freunden das Mode-Label gegründet. “Etwas Selbstständiges machen wollten wir Drei schon immer“, sagt er. Und es sollte mit Nachhaltigkeit zu tun haben. Nachdem Robert und seine beiden Mitstreiter viele Ideen gesponnen und wieder verworfen hatten, stand fest: Sie gründen ein Mode-Label. “Mode ist ein tolles Ausdrucksmedium von jedem Individualisten. Und gerade das ist ein Bereich, wo es weltweit wirklich sehr miserable Bedingungen gibt.“

Konventionelle Produktion in der Kritik

Diese miserablen Bedingungen fangen beim Baumwollanbau an, erklärt Robert. Düngemittel und Pestizide ruinierten die Böden und die Gesundheit der Bauern. Für das Färben von herkömmlicher Kleidung, erklärt er, würden Unmengen von Chemikalien verwendet. Die giftigen Abwässer würden die Färbereien im nächsten Kanal entsorgen. Hinzu kämen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken: Näherinnen, die ohne soziale Absicherung für einen Hungerlohn schufteten, zum Teil sogar Kinderarbeit. Alles Gründe, auf fair gehandelte Kleidung aus Bio-Baumwolle zu setzen, findet auch Nadine, die Skaterin, die gerade einen Pullover anprobiert: “Ich habe keinen Bock auf Klamotten, die irgendwo im Ausland von Kindern gefertigt werden und die nach fünfmal Waschen auseinander fallen.“

Faire und ökologische Bedingungen schaffen

Die Macher des Fair-Trade-Modelabels Recolution wollen das besser machen. Sie setzen auf Bio-Baumwolle, die in der Türkei angebaut und zu Pullovern und T-Shirts verarbeitet wird. Dafür, dass die Produzenten Bio-Richtlinien und soziale Mindeststandards einhalten, garantiert der “Global Organic Textile Standard“, kurz GOTS. Tragen Label dieses Siegel, ist sichergestellt, dass mindestens 70 Prozent der verwendeten Fasern biologisch angebaut wurde, dass Kinderarbeit, Zwangsarbeit oder Misshandlung verboten sind und dass die Arbeiter einen gerechten Lohn erhalten. Schnäppchenpreise, wie bei konventionell produzierter Kleidung, sind so natürlich nicht möglich – faire Kleidung hat ihren Preis. Dafür wissen Kunden wie die Skaterin Nadine die bessere Qualität auch zu schätzen: “Ich bin auch bereit, dafür mehr Geld auszugeben. Weil ich einfach weiß: Die Sachen sind organisch und ich trage keine Chemie am Leib. Das macht für mich definitiv einen Unterschied aus.“

Den Trend ausweiten

Robert Diekmann, der junge Geschäftsführer von Recolution, ist mit seiner Philosophie nicht alleine: Über 120 kleine Labels, die auf Öko-Kleidung setzen, gibt es alleine in Deutschland. Dennoch: Momentan ist grüne Mode noch ein Nischenprodukt. Davon leben kann Robert noch nicht. Aber er ist zuversichtlich: “Fair-gehandelte Mode ist im Kommen.“ Bei Lebensmitteln ist der Trend zu fairen Waren schon voll im Gange – das wird als nächstes auf die Modebranche überschwappen, prophezeit Robert: “Es gibt extrem viele junge Leute, die sich dafür interessieren. Die haben ein Gespür dafür entwickelt. Es findet ein Umdenken statt.“ Bis sich die Öko-Revolution tatsächlich durchgesetzt hat, wird Robert aber noch auf einigen Festivals stehen. Und nebenbei sein Studium abschließen.

Näherinnen in der Fabrik
Diese Näherinnen im türkischen Werk produzieren unter fairen BedingungenBild: recolution
Skaterin Nadine vor dem Fairetrade- Pulloverstand
Skaterin Nadine legt Wert auf nachhaltige, grüne Kleidung, auch wenn diese teurer istBild: DW
Recolution-Gründer Robert Diekmann
Robert Diekmann gründete das grüne Modelabel RecolutionBild: DW