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Connex verbindet deutsche Städte

Detlev Karg26. September 2003

Der Interregio ist tot, es lebe Connex. So ließe sich das Engagement des französischen Bahnkonzerns Connex in Deutschland auf den Punkt bringen. Bald wird es Verbindungen von Köln und Berlin zur Insel Sylt geben.

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Der Wettbewerb kommt ins Rollen: Connex eröffnet stetig neue RoutenBild: AP

Der französische Verkehrskonzern Connex, vertreten durch die deutsche Tochter Connex Verkehr in Frankfurt, agiert bereits seit einigen Jahren im interregionalen Verkehr auf dem deutschen Bahnmarkt. Auf der Strecke Köln-Halle-Rostock etwa liegt die Auslastung der Züge mittlerweile bei 45 Prozent. 60 Prozent sind nötig, um Gewinne einzufahren. Connex ist damit nach der Deutschen Bahn der einzige Anbieter von Fernverbindungen auf der Schiene.

Keine Konkurrenz zum ICE

Jetzt setzen die Franzosen, die bisher vor allem in Ostdeutschland vertreten sind, im Westen eins drauf: Ab Dezember 2005 können Reisende von Köln und Berlin via Hamburg bis nach Sylt fahren. In einem Zeitungsbericht war zunächst fälschlich berichtet worden, die Connex-Gruppe wolle der DB bei Hochgeschwindigkeitszügen Konkurrenz machen. Dem ist aber nicht so. "Wir haben mit unserem Produkt Interconnex ein regionales Bahnkonzept und sind keine Konkurrenz zum ICE", stellt Sprecher Andreas Winter klar.

Regionalverkehr als Zielmarkt

In der Praxis sieht das so aus, dass die Verbindung Sylt-Hamburg zum Nahverkehr gehört und vom Land Schleswig-Holstein ausgeschrieben wurde und gefördert wird. Die Strecken nach Köln und Berlin hingegen sind interregionale Verbindungen. Der Kunde merkt den feinen Unterschied am Preis. "Durch die Tarifvorgaben kann kein Anbieter im Nahverkehr die Preise selbst gestalten, beim Fernverkehr werden wir jedoch immer halb so teuer wie die Deutsche Bahn sein", wirbt Andreas Winter.

Der Bahn-Konkurrent gehört zum französischen Mischkonzern Veolia Environnement und hat jüngst auch einen Auftrag in den USA an Land gezogen. Im Großraum Boston soll Connex fünf Jahre Passagiere befördern. Das Unternehmen erwartet einen Umsatz von rund einer Milliarde Dollar.

Scharmützel mit der Deutschen Bahn

In Deutschland erwirtschaftete Connex in den vergangenen Jahren rund 260 Millionen Euro. Wenn die Umsätze auch wachsen, so ist doch der Wettbewerb zwischen Rhein und Oder schwierig, denn es gibt einen Wettbewerber, der gleichzeitig Partner sein muss: die Deutsche Bahn AG. Das Unternehmen in Staatsbesitz ist wegen der Liberalisierung des Marktes zum Wettbewerb verpflichtet.

Strecken und Bahnhöfe müssen also auch der Konkurrenz überlassen werden. Die Ausschreibung für die Strecke nach Sylt etwa wurde von der DB mehrfach angefochten, bis Connex dann doch den Zuschlag erhielt – ein normales Procedere in den Zeiten der Liberalisierung. Dennoch hat es Connex in diesem Markt weit gebracht und ist vor allem im Osten Deutschlands aktiv.

Das zarte Pflänzchen Wettbewerb

Auf den regionalen Märkten ist das Leben als Zweiter hinter dem Platzhirsch nicht immer leicht. Nur zehn Prozent der deutschen Regionalstrecken wurden von den Bundesländern bisher ausgeschrieben. Connex hat für ein Drittel den Zuschlag erhalten. Die Bahn hingegen hat noch immer einen Gesamtanteil von 90 Prozent beim Regionalverkehr. Die öffentlichen Hände schützen den Ex-Monopolisten, wenn sie können. Beispiel Brandenburg:

Das Oberlandesgericht in Brandenburg an der Havel wies Anfang September die Klage von Connex gegen einen Milliardenvertrag zwischen der Deutschen Bahn und dem Land zurück. Connex hatte geklagt, weil die Landesregierung den Auftrag für den Regionalverkehr ohne Ausschreibung an die Deutsche Bahn AG vergeben hatte. Für den Personennahverkehr auf der Schiene existiere keine öffentliche Ausschreibungspflicht, hieß es zur Begründung. Pikant: Zuvor hatte Connex in einem ähnlichen Fall erfolgreich gegen Sachsen-Anhalt geklagt. Daraufhin hatte die Bundesregierung eine Verordnung erlassen, mit der die Vergabe des Regionalverkehrs teils auch ohne öffentliche Ausschreibung möglich wurde – Pech für Connex. Aber: "Die Bundesländer handhaben das sehr unterschiedlich. Schleswig-Holstein etwa fördert den Wettbewerb sehr stark", urteilt Connex-Sprecher Winter.

Deutschland als fortschrittlichster Markt

Dabei können die Franzosen zufrieden mit dem bisher Erreichten sein. Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF agiert noch wesentlich monolithischer als die Deutsche Bahn, und in Großbritannien gar wurde Connex die Lizenz entzogen. Der Grund: Unpünktlichkeit. Wer indes schon einmal die Insel bereist hat, kann mit bloßen Augen sehen, dass die Schuld dafür nicht allein bei Connex gelegen haben kann. Kein Schienensystem der Europäischen Union dürfte heruntergekommener sein als das britische. In Deutschland hingegen sind öffentliche Investitionen in das Schienennetz trotz Liberalisierung weiter vorgesehen.