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Computermesse "Systems" als Spiegelbild der schweren Branchenkrise

Henrik Böhme14. Oktober 2002

Inmitten der schwersten Branchenkrise ihrer Geschichte hat am Montag (14.10.) in München die Computermesse "Systems" ihre Türen für die Besucher geöffnet.

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Nach Jahren des Wachstums leiden die Hersteller von Informationstechnik (IT) extrem unter der konjunkturellen Schwäche des Marktes. Bis zum kommenden Freitag zeigen rund 1600 Firmen ihre Neuigkeiten rund um Computer und Telekommunikation. Allgemein wird von dem Branchentreffen in München ein Signal für den Aufbruch in bessere Zeiten erwartet.

Der Aufbruch in bessere Zeiten kommt später. Der deutschen IT-Branche geht es nach wie vor schlecht. Als man sich vor zwei Jahren hier traf, war die Internet-Euphorie auf ihrem Höhepunkt. Alle zwölf Messehallen waren dicht gefüllt. Heute genügt die Hälfte der Ausstellungsfläche, um alles unterzubringen. Viele der Firmen von damals gibt es nicht mehr, sie haben die High-Tech-Krise nicht überlebt. Und von den übrig gebliebenen können sich nicht alle einen Messeauftritt leisten. Nach Jahren des Booms mit teils zweistelligen Zuwachsraten ist man beim Branchenverband BITKOM vorsichtig geworden mit Prognosen. Aber da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, ist Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder trotzdem optimistisch:

"Den Optimismus kann man durchaus sehen ohne Zweckoptimist zu sein. Wir durchschreiten gerade die Talsohle, erwarten im nächsten Jahr eine leichte konjunkturelle Erholung. Wir hoffen, dass wir dann mit einer schwarzen Null abschneiden. Es gibt einige wachstumsstarke Segmente, die auch hier in München gezeigt werden. Die Messe wird sicherlich positive Zeichen aussenden, insbesondere in diesen Wachstums-Segmenten. Ansonsten aber müssen wir bis zum Jahr 2003 warten, ob sich der Markt tatsächlich wieder ins Plus entwickelt."

Und noch düsterer sieht es für die Arbeitsplätze aus. Nachdem in diesem Jahr rund 28.000 Stellen wegfallen, rechnet Rohleder frühestens in zwei Jahren hier mit einer Erholung. Zumal Deutschland im internationalen Vergleich das Schlusslicht ist: Während der weltweite IT-Markt in diesem Jahr um rund 3 Prozent zulegt, schrumpft er hierzulande um mehr als 1 Prozent. Und dennoch meint Rohleder:

"Die Branche ist immer stark in Bewegung, es wird auch weiterhin Fusionen geben, weiterhin Insolvenzen geben – aber nicht mehr in dieser Masse, wie wir dass im letzten Jahr erlebt haben. Die Unternehmen, die sich hier zeigen, haben erkannt, dass sie Potential haben , dass ins nächste Jahr hinein reicht – und deshalb investieren sie in diesen Messeauftritt."

Das sieht Klaus Dittrich von der Messe München und künftig Chef der "Systems" ähnlich. Nach der Euphorie vor zwei Jahren habe sich eben Katerstimmung breitgemacht. Aber eine Messe wie diese müsse eben auch in schlechten Zeiten ein Forum bieten:

"Die Produkte, die in diesem Jahr auf der Systems gezeigt werden und die Firmen, die sich hier präsentieren, haben die Krise überstanden, bieten Produkte an, die sich auf dem Markt bewährt haben. Und deswegen ist das Angebot, dass man heute sieht gesünder als das vor zwei Jahren."

So haben die Systems-Macher nichts unversucht gelassen, die Messe auch in der Krise attraktiv zu gestalten: 500.000 (richtig) sogenannte Entscheider haben eine persönliche Einladungen erhalten. Und wer den Weg nach München nicht scheut, den erwartet eine Messe der kurzen Wege. Klaus Dittrich:

"Man kann sich hier in relativ kurzer Zeit einen Überblick über den gesamten Markt verschaffen. Das Zweite: Wir haben eine ganze Reihe aktueller Themen, die hier diskutiert und behandelt werden: So zum Beispiel einen großen europäischen UMTS-Kongress oder auch das große Thema IT-Sicherheit. Und drittens schließlich: Messen sind darauf angewiesen, dass qualifizierte Besucher kommen. Wir erwarten etwa 1000 CIO´s (Chief Information Officer) aus den führenden Unternehmen über alle Branchen hinweg, die sich hier auf der Systems treffen werden."

Ob die Systems 2002 die erhoffte Startbahn für den Aufschwung werden kann, wird von vielen Experten bezweifelt. Eher wohl gilt: Der nächste Aufschwung kommt bestimmt. Nur wann, kann derzeit niemand mit Gewissheit sagen.