Comeback der Polaroid-Fotografie
26. März 2010
300 Millionen Polaroidkameras gibt es auf der Welt – aber seit Polaroid die Produktion vor zwei Jahren eingestellt hat, keinen Nachschub an Filmen. Florian Kaps will das ändern. Der Österreicher kaufte die alte Polaroid-Fabrik in den Niederlanden, investierte mehr als zwei Millionen Euro und produziert dort nun wieder Filme für die Sofortbildkameras.
Sein neues Produkt stellte er in New York vor. Das hat seinen besonderen Grund. "Vor allem wegen des historischen Backgrounds. Hier hat Edwin Land, der Polaroid-Firmengründer, sein erstes Bild präsentiert", sagt Kaps. Und Amerika war traditionell der größte Markt für Polaroidfilme.
Unscharf aber magisch
Die Zeiten unscharfer und schlecht belichteter Polaroidbilder scheinen längst vorbei. Gestochen scharfe Bilder liefern heutzutage selbst die billigsten Digitalkameras. Trotzdem gibt es auf der ganzen Welt Künstler und Hobbyfotografen, die auf die spezielle Magie der Polaroid-Fotografie schwören. "Man kann das Bild gleich anfassen, es entwickelt sich in der eigenen Hand – das schafft eine besondere Beziehung", sagt Kaps.
Die Maschinen in der holländischen Fabrik können leider nicht nach bewährter Rezeptur weiterlaufen. Mit Polaroid haben sämtliche Zulieferer von Chemikalien und Co ihre Produktion eingestellt. Ein neues Rezept musste her. "Wir haben uns getroffen und alles Mögliche überlegt. So viel Arbeit stand uns bevor", erinnert sich André Bosmann, der bei dem jungen Start-Up für die Technologieentwicklung zuständig ist.
Nostalgiker und Kunststudenten
Florian Kaps setzt nicht nur auf Nostalgiker, auch viele junge Menschen wie Kunststudenten spricht die anachronistische Technologie an. Und in Omas Kiste auf dem Dachboden oder auf dem Flohmarkt finden sich viele der alten Kameras, für die man früher vergeblich nach Filmen suchte. "So ist es auch mir gegangen", sagt Florian Kaps.
Er hat nach einem analogen Material gesucht und eine SX70-Kamera im Internet ersteigert. "Als ich die damals ausgepackt habe, wusste ich sofort, dass das Potential hat." So geht es vielen. Auch den Investoren: Es sei immer schwierig, denen die Geschäftsidee schmackhaft zu machen, "aber sobald man dann wirklich ein Sofortbild macht, diesen Klick hört und das Geräusch, dann versteht es jeder", schwärmt Kaps.
Eine Million Filme
Die meisten Kunden will das kleine Unternehmen über das Internet gewinnen, doch auch große Fotoketten sollen die Filme in ihr Sortiment aufnehmen. Eine Million Filme will Kaps in diesem Jahr in die ganze Welt liefern. Das soll sich in den kommenden Jahren verdreifachen.
Die Kunden müssen bereit sein, etwas tiefer in die Taschen zu greifen. 18 Euro kostet ein Film mit acht Bildern, das macht stolze 2,25 Euro pro Foto. Florian Kaps sieht das nicht als Hindernis. "Als Polaroid den ersten Film 1948 verkauft hat, kostete der 1,75 US-Dollar, das entspricht einem heutigen Preis von ungefähr 35 US-Dollar", meint Kaps. Er ist überzeugt, dass die Wertigkeit des Filmes ein wichtiger Aspekt der Idee ist.
Viel Konkurrenz hat "Impossible" in seiner Nische nicht: Fuji hat eine Sofortbildkamera im Angebot, aber die ist nichts für Puristen: Die Bilder sind allzu perfekt, heißt es unter Kennern. Der Reiz dieser Technik gehe dabei völlig verloren.
Autor: Felix Wadewitz
Redaktion: Klaus Ulrich