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Ahmadinedschad in New York

25. September 2007

Der Besuch des iranischen Präsidenten in New York hat Proteste ausgelöst. Bei seinem Auftritt an der Columbia-Universität wurden ihm Fragen zur Unterdrückung von Frauen, Homosexuellen und Andersgläubigen gestellt.

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Studenten der Columbia Uni hören der Rede von Ahmadinedschad zu (AP Photo/Jason DeCrow)
Studenten der Columbia Uni hören der Rede von Ahmadinedschad zuBild: AP

Der Präsident der New Yorker Columbia-Universität, Lee Bollinger, begrüßte den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad als "engstirnigen und grausamen Diktator" zu einem Auftritt vor Studenten der Uni. Wenn Ahmadinedschad den Holocaust leugne, sei er entweder "schamlos provokativ oder erstaunlich ungebildet", sagte Bollinger am Montag (24.9.2007). Damit könne der iranische Präsident vielleicht Ungebildete und Unwissende täuschen, sagte Bollinger. "Wenn Sie aber an einen Ort wie diesen kommen, machen Sie sich (damit) einfach lächerlich. Der Holocaust ist das am meisten dokumentierte Ereignis in der Menschheitsgeschichte."

Ahmadinedschad redet an der Columbia-Universität(AP Photo/Spencer Platt, Pool)
Ahmadinedschad redet an der Columbia-UniversitätBild: AP

Ahmadinedschad wurde dennoch mit Beifall begrüßt, als er ans Rednerpult trat. Er wies Bollingers Einführung als Beleidigung zurück. Der Uni-Präsident sei unter dem Einfluss "der feindseligen US-Presse und -Politiker". Er wolle sich nicht "von dieser unfreundlichen Behandlung" beeinflussen lassen. Auf Fragen aus dem Publikum zu seinem Ausspruch, der Holocaust sei ein Märchen, stellte er lediglich eine Gegenfrage: "Angenommen, es ist geschehen: Was hat das mit dem palästinensischen Volk zu tun?"

Den Vorwurf, dass Teheran Terroristen und Milizen im Nachbarland Irak mit Waffen ausstatte wies Ahmadinedschad zurück. "Das stimmt nicht", beharrte er. Das US-Militär versuche mit dem Vorwurf nur, seine Niederlage im Irak zu vertuschen und die Schuld auf andere, vor allem auf den Iran, abzuschieben.

"Iran ohne Homosexuelle"

Auf eine Nachfrage zu Todesurteilen gegen Homosexuelle im Iran sagte Ahmadinedschad, die iranische Justiz richte Gewaltverbrecher und Rauschgifthändlerbosse hin. Er verglich das mit Mikroben, die durch medizinische Behandlung eliminiert würden. Erneut auf die Todesstrafe gegen Homosexuelle angesprochen, sagte er: "Wir haben im Iran keine Homosexuellen wie ihr in eurem Land." Nachdem einige im Publikum lachten, fügte er hinzu. "Wir haben im Iran nicht dieses Phänomen. Ich weiß nicht, wer Ihnen gesagt hat, wir hätten es."

(AP Photo/Jason DeCrow)
Proteste gegen Ahmadinedschad in New YorkBild: AP

Gegen den Auftritt Ahmadinedschads demonstrierten tausende Menschen in New York. Gegen seine Einladung an die Columbia-Universität waren US-Politiker, darunter auch Präsidentschaftskandidaten, und religiöse Gruppen Sturm gelaufen. Ahmadinedschad dürfe keine Bühne geboten werden, sagte eine der Demonstrantinnen, Stadtratsmitglied das Christine Quinn. US-Präsident George W. Bush reagierte betont gelassen: Ahmadinedschads Auftritt in der Columbia-Universität spreche Bänder über Amerikas Größe, sagte er im Fernsehsender Fox.

Ahmadinedschad betont Friedenswillen

In einem Interview der Nachrichtenagentur AP erklärte Ahmadinedschad, der Iran plane keinen Angriff gegen Israel oder einen anderen Staat. "Der Iran wird überhaupt kein Land angreifen", sagte der Präsident. Die Außenpolitik Teherans sei von humanitären Bestrebungen und dem Bemühen um Gerechtigkeit getragen. Zum Streit über das iranische Atomprogramm sagte er, es sei falsch anzunehmen, dass der Iran und die USA auf einen Krieg zusteuerten.

Bei einer Pressekonferenz kritisierte Ahmadinedschad Israel und die USA scharf. Der Iran erkenne Israel nicht an, "weil es auf Besatzung und Rassismus basiert", sagte er nach einem Treffen mit einer jüdischen Gruppe, die gegen den Staat Israel ist. "Es greift ständig seine Nachbarn an. Es tötet Menschen. Es vertreibt sie aus ihren Häusern." Gegen die USA gewandt fügte er hinzu: "Wir sind gegen die Art und Weise, wie die US-Regierung die Welt organisieren will. Wir sind überzeugt, diese Methode ist falsch, sie führt zu Krieg, Diskriminierung und Blutvergießen."

Ahmadinedschad hatte vor Monaten gefordert, Israel von der Landkarte zu tilgen und ist international wiederholt für seine Äußerungen über den jüdischen Staat gerügt worden. (mas)

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