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Clintons Gesundheit ändert nichts im Wahlkampf

Michael Knigge / js12. September 2016

Der Gesundheitszustand der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton wird an ihrem Platz im Rennen gegen Donald Trump nichts ändern. Wie ihre Kampagne damit umgeht, könnte aber Folgen haben.

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Die Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton in New York (Foto: Reuters/B. Snyder)
Bild: Reuters/B. Snyder

Fragen zu Hillary Clintons Gesundheit tauchten bereits Anfang des Monats auf, als sie bei einer Veranstaltung zum Labor Day in Cleveland einen Hustenanfall hatte und deshalb ihre Ansprache unterbrechen musste. Angeblich war Clintons Heuschnupfen der Grund für den Husten. Der Vorfall erregte schnell die nationale Aufmerksamkeit und wurde von konservativen Kreisen aufgegriffen, die bereits über Clintons Gesundheitszustand spekulierten.

Am Sonntag verkündete Clintons Arzt, dass sie eine Lungenentzündung hat. Das wurde bekanntgegeben, nachdem die Präsidentschaftskandidatin bei der Gedenkfeier zu den Anschlägen vom 11. September 2011 einen Schwächeanfall erlitt, der zunächst auf die Hitze zurückgeführt wurde. Für Hillary Clinton ist das eine Hiobsbotschaft. Doch die Bekanntgabe ihrer Krankheit wird das Rennen gegen Donald Trump nicht kippen. Clinton ist in den Umfragen immer noch Spitzenreiterin.

Kein Einfluss auf unentschlossene Wähler

"Ich glaube nicht, dass es großartig etwas ändert", sagt James Davis, US-amerikanischer Professor für Internationale Beziehungen an der Universität St. Gallen. "Solange sie innerhalb von drei oder vier Tagen zurück im Wahlkampf ist, sehe ich nicht, dass sich dadurch grundlegend etwas ändern wird", sagt auch Iwan Morgan, Leiter der US-Studien am University College London.

Laut Morgan werden die aktuellen gesundheitlichen Vorfälle für begeisterte Trump-Anhänger keinen Unterschied machen. Genauso nicht für diejenigen, die sich sicher sind, Clinton nicht zu wählen. Auch die entscheidende Gruppe der bisher unentschlossenen Wähler würde sich nicht von den Vorfällen beeinflussen lassen.

Wahlkampfteam hätte besser reagieren können

Dass Präsidentschaftskandidaten im Verlauf eines anstrengenden, bis zu zwei Jahren dauernden Wahlkampfs krank werden, ist nicht ungewöhnlich. Wichtiger als der Gesundheitszustand an sich, argumentieren die Wissenschaftler, ist, wie Clintons Wahlkampagne damit umgeht und wie sie weiterhin mit den Auswirkungen der Vorfälle fertig wird.

Bei der Kommunikation von Clintons Gesundheitszustand hätte ihr Wahlkampfteam bessere Arbeit leisten können, sagt Davis: "Ich verstehe einfach nicht, warum sie es nicht schon am Freitag bekanntgegeben haben, als die Lungenentzündung diagnostiziert wurde. Wenn sie gesagt hätten, dass Clinton krank ist und eine kurze Auszeit braucht, wäre das kein großes Thema gewesen."

Die beiden US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Hillary Clinton (Foto: Reuters/M. Segar//Getty Images/AFP/B. Smialowski)
Trump und Clinton sind die ältesten Präsidentschaftskandidaten überhaupt, die um einen Platz im Weißen Haus kämpfenBild: Reuters/M. Segar//Getty Images/AFP/B. Smialowski

Der Zeitpunkt, zu dem Clintons Diagnose bekanntgegeben wurde, "spielt denen in die Hände, die behaupten, dass ihre Kampagne nicht sehr transparent ist", fügt Davis hinzu. Eigentlich sei es seltsam, dass Clintons Gesundheit jetzt wieder Thema ist, da sie sich weitaus strengeren Überprüfungen ihrer Gesundheit unterzogen habe als Trump, so Morgan.

Die ältesten Präsidentschaftskandidaten

Um Spekulationen über die Gesundheit der Präsidentschaftskandidaten – die diesmal die ältesten überhaupt sind – zu beenden, sollten Trump und Clinton einfach ihre gesamten medizinischen Akten veröffentlichen, empfehlen Davis und Morgan. "Das amerikanische Volk hat ein Recht darauf zu wissen, ob sie jemanden wählen, der das Durchhaltevermögen hat und gesund genug ist, um das Amt des Präsidenten auszuführen", sagt Davis.

Das gilt insbesondere seitdem es in der US-Geschichte Kampagnen gab, die nicht immer offen über den Gesundheitszustand der jeweiligen Kandidaten gesprochen haben. So wusste die Mehrheit nicht, dass Franklin Delano Roosevelt die meiste Zeit einen Rollstuhl nutzte, erzählt Davis. Morgan ergänzt, dass auch nicht allgemein bekannt war, dass John F. Kennedy Rückenbeschwerden hatte und starke Schmerzmittel nahm.

Angesichts dieser historischen Präzedenzfälle hängt die Tatsache, ob Clintons Gesundheit ein Thema der Wahl bleibt, davon ab, wie ihre Kampagne weiter geführt wird. "Die Kampagne muss offen und transparent sein und dem amerikanischen Volk die Diagnose mitteilen und Aufschluss darüber geben, was sie tun wird, um sich zu erholen", sagt Davis. "Wenn das auf eine offene und ehrliche Art und Weise passiert, wird das vorübergehen."