Die Karlsmedaille für europäische Medien wird seit dem Jahr 2000 an renommierte Persönlichkeiten oder Institutionen aus dem Medienbereich verliehen, die zur europäischen Einheit und Identität beitragen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der niederländische Journalist Geert Mak (2020/21), das Erasmus Student Network (2019) und der Autor und Historiker Ian Kershaw (2018).
Auch der Eurovision Song Contest, den in diesem Jahr das ukrainische Kalush Orchestra gewann, wurde 2016 mit dem Preis ausgezeichnet.
Die diesjährige "Médaille Charlemagne pour les Médias Européens" geht an den Historiker und Autor Christopher Clark. Am Donnerstag wurde der Preis in der westdeutschen Stadt Aachen überreicht.
Das Kuratorium der Karlsmedaille will "die Verdienste Clarks als einer der wichtigsten Chronisten der europäischen Geschichte und seinen Einsatz für ein geeintes Europa sowie die transatlantischen Beziehungen" würdigen, heißt es von Seiten des Vereins.
Bahnbrechende Analyse
Der 1960 geborene "australische Europäer" wurde bereits 2015 von Queen Elizabeth II. für seine Verdienste um die deutsch-britischen Beziehungen in den Ritterstand erhoben. Derzeit ist er Professor für moderne europäische Geschichte an der Universität Cambridge.
Clarks wohl bekanntestes Buch heißt "Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog" und erschien 2013 in deutscher Übersetzung. Darin wirft der Historiker einen differenzierten Blick auf die Ereignisse, die 1914 zum Ersten Weltkrieg führten. Clark beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, welche Mächte zum Ausbruch des Krieges beigetragen haben: War nur das deutsche Kaiserreich Schuld oder "schlafwandelten" die meisten europäischen Nationen in die Schlacht? Welche Rolle spielten die anderen vier Großmächte Frankreich, England, Russland und Österreich-Ungarn?
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Der Erste Weltkrieg und die Kunst
Düstere Vorahnung
Schon vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs beschäftigen sich die Künstler mit dem Thema: Als der Deutsche Emil Nolde sein Bild "Soldaten" 1913 malt, liegt der Krieg bereits in der Luft. Während die einen von Endzeitstimmung erfasst sind oder den Krieg fürchten, sehnen andere den Krieg als reinigende Kraft herbei, in der Hoffnung, dass daraus eine neue Epoche hervorgehen wird.
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Der Erste Weltkrieg und die Kunst
Den Zusammenbruch vorhergesehen
Das Bild "Die Schrecken des Krieges" des deutschen Malers Ludwig Meidner ist schon fast prophetisch zu nennen. In seinen "Apokalyptischen Landschaften" malt er bereits 1911 eine zusammenbrechende Welt, der die Menschen schutzlos ausgeliefert sind.
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Der Erste Weltkrieg und die Kunst
Neue bildnerische Mittel
Mit dem Kriegsbeginn scheint bei Max Beckmann die Farbe aus den Bildern zu verschwinden. Seine "Kriegserklärung" von 1914 wirkt nicht gemalt, sondern gestrichelt. Beckmann findet zu einer neuen Formensprache, die von Einfachheit und Strenge gekennzeichnet ist.
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Der Erste Weltkrieg und die Kunst
Künstler in Uniform
Auch Paul Klee verwirft die alten Bildmittel. 1915 entsteht seine "Ansicht der schwer bedrohten Stadt Pinz". 1916 wird er vom Fronteinsatz freigestellt und ist nun in einer Flugzeugwerft bei München tätig. In jeder freien Minute zeichnet er, greift zu Feder und Aquarellstiften, zu Papier und Karton.
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Der Erste Weltkrieg und die Kunst
Patriotische Aufwallung
Der französische Maler Raoul Dufy zeichnet 1915 "Das Ende des großen Krieges", so wie er und die meisten seiner Landsleute sich das Ende vorstellen – mit einem Sieg Frankreichs: Dem aufgeplusterten gallischen Hahn liegt der deutsche Adler zu Füßen.
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Der Erste Weltkrieg und die Kunst
Traumatisierende Erfahrungen
Der Weißrusse Ossip Zadkine ist einer Ambulanz der französischen Armee an der Westfront zugeteilt. Dort erlebt er den Schrecken des Stellungskrieges, des Giftgases, des Artilleriefeuers. Ende 1916 erleidet er selbst eine Gasvergiftung. Er überlebt den Krieg und verarbeitet seine Erlebnisse in einer Reihe von Zeichnungen.
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Der Erste Weltkrieg und die Kunst
Wie ein Mahnmal gegen den Krieg
Der deutsche Bildhauer Wilhelm Lehmbruck erschafft 1915 die überlebensgroße, beeindruckende Skulptur eines nackten Mannes. Er nennt das Werk "Der Gestürzte". Es steht symbolisch wie kaum ein anderes Werk der Ausstellung "Die Avantgarden im Kampf" für die Schutzlosigkeit des Menschen angesichts der zerstörerischen Kraft des Krieges.
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Der Erste Weltkrieg und die Kunst
Programm für die Zeit nach dem Krieg
Noch 1914 schafft der Russe Kasimir Malewitsch patriotisch-folkloristische Darstellungen. Der Wechsel, den er ab 1915 vollzieht, ist radikal. "Suprematismus" nennt er seine Werke vollständiger Abstraktion. Oben in der Bildmitte ist sein programmatisches Gemälde dieser Zeit "Das schwarze Quadrat" zu sehen. Es weist weit in die Zeit nach 1918 hinaus.
Autorin/Autor: Birgit Görtz
Das Sachbuch erregte nach seiner Erscheinung viel Aufmerksamkeit und erreichte ein breites Publikum. Die meisten Leser verglichen es mit Barbara Tuchmans "August 1914" (1962), das lange als eine der besten Darstellungen des Ersten Weltkriegs galt.
Differenzierter Blick auf den Ersten Weltkrieg
In ihrem Buch hatte Tuchman die Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie nur kurz erwähnt und die Einzelheiten der Julikrise 1914 ausgelassen, schreibt der Historiker Thomas Laqueur in einem Aufsatz in der Literaturzeitschrift London Review of Books. Clark hingegen erkläre die Krise in einem größeren Zusammenhang. Sie sei nicht - wie bei Tuchman dargestellt - durch die Konfrontation zwei gegnerischer Machtblöcke entstanden. "Die Schwäche und Unzuverlässigkeit der Bündnisse und die Ungewissheit darüber, wer auf wessen Seite stehen würde", habe die Krise verschlimmert, so Laqueur.
Was Clarks Werk so spannend macht, ist die Tatsache, dass er den Ersten Weltkrieg aus der heutigen Perspektive beleuchtet. "In seiner Einleitung stellt Clark bereits einen der interessantesten Thesen auf. Er definiert den Ersten Weltkrieg als ein 'modernes Ereignis'", so die die Zeitschrift Temoigner/ Getuigen. Die Existenz von Selbstmordattentaten erinnere an die Terrorakte, die die "Welt in den 2000er-Jahren so tief erschüttert haben".
Die "historische Wahrheit" im Blick behalten
Wie Macht und Geschichte miteinander zusammenhängen, untersucht Clark in weiteren Publikationen wie "Preußen. Aufstieg und Niedergang" (2007). Darin beschreibt er die Geschichte Preußens von seinen Anfängen bis zum Dritten Reich und wie es sich im späten 19. Jahrhundert zu einer europäischen Großmacht entwickelte. Clark erörtert die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges - und die "Blut und Eisen"-Politik Bismarcks und ihre Auswirkungen auf das 20. Jahrhundert.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Deutsche Reichsgründung 1871
Lange Zeit gab es auf deutschem Boden viele mehr oder weniger unabhängige Kleinstaaten. Unter dem preußischen König Wilhelm I. war Otto von Bismarck der wichtigste Mann im Staat. Der spätere Reichskanzler schaffte es, alle Kleinstaaten zu einen: Am 18. Januar 1871 wurde das Deutsche Kaiserreich ausgerufen – allerdings erst, nachdem Kriege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich geführt wurden.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Erster Weltkrieg (1914 bis 1918)
Anfang des 20. Jahrhunderts befanden sich die europäischen Länder wieder einmal in einem Machtkampf um die Vorherrschaft. 1914 begann der Erste Weltkrieg, maßgeblich verschuldet auch durch Deutschland. Der Tod als ständiger Begleiter der Frontsoldaten wurde zum „Heldentod für das Vaterland“ verklärt. Fast 20 Millionen Menschen starben. Deutschland verlor den Krieg.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Weimarer Republik (1918 bis 1933)
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Kaiser Wilhelm II. abgesetzt. In der Stadt Weimar beschlossen Politiker eine demokratische Verfassung, die erste in der Geschichte Deutschlands. Die junge Republik hatte jedoch viele Gegner im Land. Zudem war die Zeit nach dem Krieg geprägt durch Arbeitslosigkeit und Armut. Die weltweite Wirtschaftskrise ab 1929 ließ den Ruf nach einem starken Mann lauter werden.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Adolf Hitler
1923 hatte Hitler schon einmal versucht, die Regierung der Republik zu stürzen; er kam ins Gefängnis. Doch 1933 war Hitlers Stunde gekommen, er wurde Reichskanzler, ließ politische Gegner inhaftieren und ermorden und verbreitete im Volk seine rassistische Ideologie der überlegenen deutschen Arier-Rasse. In kurzer Zeit wurde aus der jungen Demokratie eine Diktatur, das sogenannte „Dritte Reich“.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Der Holocaust
Die Nationalsozialisten verfolgten alle, die in ihren Augen „minderwertig“ waren. Homosexuelle, Behinderte, Sinti und Roma, aber vor allem Juden. Hitler wollte sie komplett vernichten. Und die meisten Deutschen schauten lieber weg, wenn ihre Nachbarn verhaftet wurden. Sechs Millionen Juden starben in den Konzentrationslagern an Krankheit und Hunger oder wurden in den Gaskammern ermordet.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Der Zweite Weltkrieg (1939 bis 1945)
Lange hatten die europäischen Nachbarn weggeschaut, was in Deutschland passierte, doch dann besetzte Hitler ein Land nach dem anderen und immer mehr Nationen verbündeten sich gegen Deutschland. Sechs Jahre dauerte der Zweite Weltkrieg, bis Deutschland am 8. Mai 1945 kapitulierte. Über 70 Millionen Menschen waren tot, viele Städte weltweit lagen in Trümmern. Hitler erschoss sich am 30. April 1945.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Deutschland wird aufgeteilt
Auf Beschluss der Siegermächte musste Deutschland ein Viertel seines Staatsgebietes an Polen und an die Sowjetunion abgeben. Das verbliebene Gebiet wurde in eine amerikanische, britische, französische und sowjetische Besatzungszone aufgeteilt. Im Bild: Winston Churchill, Harry S. Truman und Josef Stalin bei der Potsdamer Konferenz 1945, auf der über die Zukunft Deutschlands entschieden wurde.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Zwei deutsche Staaten
Spätestens 1948 endete die Zusammenarbeit zwischen den Alliierten. Die Westmächte gaben den Anstoß zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD), die Sowjetunion schaffte 1949 mit der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) einen zweiten deutschen Staat. Die BRD orientierte sich bald an der Politik des Westens, die DDR verstand sich als kommunistischer „Bruderstaat“ der Sowjetunion.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Bau der Berliner Mauer
Auch die Hauptstadt Berlin wurde nach dem Krieg unter den Siegermächten aufgeteilt. 1961 ließ die DDR eine Mauer quer durch die Stadt errichten – angeblich um ihre Bürger vor dem kapitalistischen Einfluss der BRD zu schützen. In Wirklichkeit waren sie eingesperrt. Wer versuchte zu fliehen, riskierte, erschossen zu werden. Ganze Familien wurden durch den Mauerbau auseinandergerissen.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Wirtschaftswunder in der BRD
Im Westen ging es schnell aufwärts. Überall wurden Arbeitskräfte gebraucht, um das Land wieder aufzubauen. Schon in den 1950er-Jahren ging es vielen Familien recht gut. Sie konnten sich sogar ein Auto leisten und in Urlaub fahren. Im Ausland war man neidisch auf das deutsche Wirtschaftswunder, denn das Land erholt sich schneller als viele der Länder, die unter den Deutschen leiden mussten.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Planwirtschaft in der DDR
In der DDR wurde die Wirtschaft staatlich geplant und gelenkt. Betriebe gehörten nicht mehr Privatpersonen, sondern dem Staat. Grundnahrungsmittel, Fahrkarten und Mieten waren sehr billig, doch „Luxusgüter“ wie Bananen oder Kaffee gab es nur selten. Dafür standen die Leute stundenlang an. Telefon hatten nur die wenigsten und auf ein Auto musste man jahrelang warten.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
Bespitzelt von der Stasi
Die DDR propagierte die Gleichheit ihrer Bürger, doch gleichzeitig wurde das Volk von der Staatssicherheit, kurz: Stasi, überwacht und bespitzelt. Jeder, der in den Westen fliehen wollte oder sich gegen die Regierung stellte, musste mit harten Konsequenzen rechnen. Man wusste nie, wer für die Stasi arbeitete, manchmal verriet einen sogar der eigene Bruder oder der beste Freund an das Regime.
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Die deutsche Geschichte in Bildern – Teil 2: Von der Reichsgründung bis zum Mauerfall
1989: Der Mauerfall
In der DDR wurden die Menschen immer unzufriedener, auch die Wirtschaft lief schlecht. Ab Herbst 1989 demonstrierten Hunderttausende Menschen für mehr Demokratie. Dann geschah, womit keiner gerechnet hatte: Am 9. November wurden die Grenzübergänge geöffnet, Tausende DDR-Bürger strömten nach Westberlin. Am 3. Oktober 1990 wird aus den zwei getrennten Staaten wieder ein Land. Die DDR ist Geschichte.
Autorin/Autor: Suzanne Cords
In seinem Buch "Von Zeit und Macht: Herrschaft und Geschichtsbild vom Großen Kurfürsten bis zu den Nationalsozialisten" (2018) zeigt Clark, wie stark Macht von der Wahrnehmung der Zeit geprägt ist. Er stützt sich auf vier Schlüsselfiguren: Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Friedrich der Große, Otto von Bismarck und Adolf Hitler. Clark beschreibt unter anderem, wie Adolf Hitler versuchte, sich der Geschichte gänzlich zu entziehen, indem er zeitlose rassische Archetypen und eine prophetisch vorausgesagte Zukunft erfand.
In seinem 2020 erschienenen Buch "Gefangene der Zeit", einem Kompendium von Essays, wirft Clark Fragen darüber auf, wie wir über die Vergangenheit denken und welchen Wert und welche Fallstricke die Geschichte hat. Ein Essay mit dem Titel "Der Traum von Nebukadnezar" ist laut der britischen Tageszeitung "The Guardian" "eine bravouröse Erkundung der Rolle der politischen Macht in der Geschichte... Die Geschichte ist sowohl eine Fabel der Macht als auch, wie Clark erklärt, der Beginn des Verständnisses von Geschichte als einer vorherbestimmten Abfolge von Hegemonien".
"The Guardian" zitiert aus dem Buch und kommt zu dem Schluss: "Das Vergnügen an Clarks Schreiben besteht darin, dass es ein beeindruckendes Spektrum von Gedanken umfasst, ohne jemals den Blick für die historische Wahrheit oder die Schwierigkeit, sie zu erreichen, zu verlieren."
Adaption aus dem Englischen: Maria John Sánchez