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Cholera-Epidemie gerät außer Kontrolle

11. November 2010

Die Cholera fordert immer mehr Opfer in Haiti. Die Zahl der Toten steigt stetig. Die Angst, die Seuche nicht mehr unter Kontrolle zu bekommen, wächst: Es fehlt an sauberem Wasser und hygienischen Standards.

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Die Cholera-Epidemie in Haiti breitet sich rasant aus (Foto: AP)
Die Cholera-Epidemie in Haiti breitet sich rasant ausBild: AP

Etwa 10.000 Menschen sind in Haiti an der Cholera erkrankt - ein weiteres Ausbreiten wird befürchtet. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Mittwoch (10.11.2010) stieg die Zahl der Todesopfer seit dem Ausbruch der Seuche am 19. Oktober schon auf über 640. Die meisten Toten wurden im Department Artibonite gezählt, nördlich der Hauptstadt Port-au-Prince. Allein dort starben 450 Menschen, mehr als 7300 sind in der Region erkrankt.

Kranke auch in der Hauptstadt Port-au-Prince

Mehr als 640 Menschen starben an der Seuche - 10.000 sind infiziert (Foto: AP)
Mehr als 640 Menschen starben an der Seuche - 10.000 sind infiziertBild: AP

Die Hauptstadt Port-au-Prince ist bisher noch weitgehend verschont geblieben. Doch auch dort - in einem Vorort der drei Millionen Einwohnern zählenden Stadt - starb schon ein Cholera-Patient. Seitdem wächst die Angst, die seit nunmehr drei Wochen grassierende Epidemie könnte völlig außer Kontrolle geraten.

Sorge bereitet den Behörden vor allem die prekäre Lage der rund 1,3 Millionen Menschen, die seit dem schweren Erdbeben Anfang des Jahres in hunderten provisorischen Unterkünften und Zeltlagern leben. In den Slums der Hauptstadt verfügen die Menschen weder über sauberes Wasser noch über Toiletten. Für die mehreren hunderttausend Kinder, die in den Armenvierteln leben, ist die Seuche besonders gefährlich, warnte UNICEF. Einmal in den Slums angekommen, könne sich die Cholera dort wie ein Lauffeuer verbreiten.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit, ihre Teams behandelten in der Hauptstat bereits mehr als 200 Patienten mit Cholera-Verdacht. Die Betroffenen leiden unter schwerem Durchfall. Der Leiter des Haiti-Einsatzes der Organisation, Stefano Zannini, sprach von einer alarmierenden Lage. Die Zahl der Toten sei weit höher als von den Behörden angegeben, sagt Zannini.

Epizentrum der Epidemie

Kinder und ältere Menschen sind besonders stark betroffen (Foto: AP)
Kinder und ältere Menschen sind besonders stark betroffenBild: AP

Die Quelle der Cholera ist der Fluss Artibonite, der tausenden Menschen zum Waschen und Kochen dient. In der Stadt Gonaives entlang des Flusses werden die meisten Fälle registriert, dort steigt die Zahl der Erkrankungen rapide an. UNICEF bringe nun wichtige Hilfsgüter in die betroffene Region. Der Bürgermeister der Stadt, Pierrelus Saint-Justin, sagte, er habe persönlich 31 Menschen am Dienstag begraben. "Und während ich spreche, sterben viele weitere."

Deutschland gibt 200.000 Euro

Zur Bekämpfung der Cholera-Epidemie in Haiti stellt das Auswärtige Amt 200.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung. Die Mittel würden für die Aufbereitung von Trinkwasser und für Verbesserung der Hygienestandards eingesetzt, teilte das Auswärtige Amt am Donnerstag in Berlin mit. Die Maßnahmen werden von den Hilfswerken World Vision und Arbeiter Samariter Bund umgesetzt.

Autorin: Rayna Breuer (dpa, rtr)

Redaktion: Herbert Peckmann / Martin Schrader