1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

China exportiert auch dicke Luft

10. August 2015

Trotz aller Bemühungen steigen die Ozonwerte in den USA. Die Umweltverschmutzung durch die chinesische Industrie verschlechtert die Luftqualität im Westen der Vereinigten Staaten. Doch ist China auch verantwortlich?

https://p.dw.com/p/1GCaQ
Skyline von Los Angeles im Smog (Foto: Getty Images).
Bild: Getty Images/AFP/M. Ralston

Kalifornien hat die schärfsten Vorschriften zur Reduzierung von Autoabgasen. Der Grund: In den Sommermonaten herrscht regelmäßig Smogalarm in und um Los Angeles. Dieser Smog entsteht durch Stickstoffoxide und Kohlenwasserstoffe, die unter Einfluss von UV-Strahlung zu Ozon umgewandelt werden.

Ab 2017 sollen nun deutlich mehr umweltfreundlichere Elektroautos, Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb oder Hybridmodelle auf den Straßen des US-Bundesstaates fahren. Bis 2025 soll nach den Abgasbestimmungen der Aufsichtsbehörde ARB (California Air Resources Board) jeder siebte Neuwagen ohne Schadstoffemissionen auskommen. Die Höchstwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen sollen durch die Maßnahmen um 34 Prozent sinken. Doch ob die Restriktionen reichen?

Boomerang-Wirkung oder Milchmädchenrechnung?

Schon jetzt zeigen Untersuchungen, dass sich die Ozonbelastung weit weniger verringert als aufgrund der Emmissionsminderungen zu erwarten wäre. So berichten Wissenschaftler der Wageningen University in den Niederlanden, dass etwa 43 Prozent des erwarteten Rückgangs durch Ozon-Transporte aus China aufgehoben wurden.

Die Forschergruppe unter Willem Verstraeten hatte über Satelliten die Konzentration von Ozon und seinem Vorläufer Stickstoffdioxid gemessen. Dazu simulierten sie die Verteilung des Ozons über längere Strecken und fanden dabei heraus, dass die Ozon-Konzentration in der Troposphäre - der untersten Schicht der Atmosphäre - über China zwischen 2005 und 2010 um sieben Prozent gestiegen ist. Im gleichen Zeitraum nahm die Konzentration an Stickstoffoxiden 21 Prozent zu.

Im Westen der USA ist der messbare Gehalt an Stickstoffdioxid aufgrund strengerer Vorgaben zum Emissionsschutz in vielen Regionen erheblich gesunken. Die Ozonbelastung nahm dort trotzdem kaum ab. Die Studie verdeutlicht, dass es im Kampf gegen regionale Luftverschmutzung internationaler Übereinkünfte bedarf.

Auspuff mit Abgasen (Foto: ddp)
Die Abgase der Autos sind eine Hauptursache für den sommerlichen Anstieg der OzonwerteBild: picture-alliance/dpa

Ozon belastet Mensch und Umwelt

An den Folgen hoher Ozon-Konzentrationen sterben - Studien der Universität von North Carolina zufolge - jährlich 470.000 Menschen. Im vergangenen Jahr hatte auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Analyse zu den Folgen von Luftverschmutzung vorgelegt. Demnach entfallen drei Viertel aller Smog-Todesfälle auf China und Indien. Zu hohe Ozonwerte beeinträchtigen auch die Ökosysteme. In der Troposphäre wirkt das Ozon als Treibhausgas. Ist es einmal gebildet, hat es eine Lebensdauer von mehreren Wochen und kann mit dem Wind auch über weite Strecken transportiert werden. Das ist der Grund für die hohen Ozonwerte im Westen der USA.

Chinesisches Containerschiff (Foto: ChinaFotoPress).
Klar für den Export: Waren "Made in China"Bild: picture alliance/dpa/ChinaFotoPress

Britische, US-amerikanische und chinesische Wissenschaftler stellen einen wirtschaftlichen Zusammenhang her zwischen der Umweltverschmutzung durch die chinesische Industrie und der Luftqualität an der US-Westküste. Güter, die in China für den Export in die USA hergestellt werden, machen 7,4 Prozent des Schwefeldioxid- und 4,6 Prozent des Kohlenmonoxid-Ausstoßes in China aus. Würden die Waren in den USA produziert, wären dort die Gesundheitsrisiken größer.

Das Ergebnis der Studie deckt sich mit einem Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), dem Weltklimarat: Demnach verlagern die Industrieländer ihre Produktionen und den potenziellen CO2-Ausstoß nach China und in Entwicklungsländer, wo kostengünstiger Smartphones, Kleidung, Gebrauchsgüter und Spielzeug hergestellt werden.

kj/hf (dpa)