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Investieren in Afrka?

Insa Wrede7. Februar 2014

Afrika bietet große Geschäftschancen. Trotzdem zögern viele deutsche Unternehmen mit dem Schritt auf den Nachbarkontinent. Anders die Chinesen - allerdings machen die auch viele Fehler.

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China Investition in Afrika
Bild: John Lukuwi/AFP/Getty Images

Es scheint wie beim Wettlauf zwischen Hase und Igel zu sein. Wenn der Hase am Ziel ankommt, ist der Igel immer schon da. In Afrika sind es die Chinesen, die immer schon da sind. Sie sind es, die die meisten großen Aufträge bekommen, Straßen, Flughäfen und andere große Projekte zu bauen, die Land im großen Stil pachten und die Märkte mit ihren Produkten überschwemmen. Viele Länder Afrikas haben große Wachstumsraten und sie werden als Absatzmärkte immer interessanter. Ein interessantes Geschäftsfeld für die Industrie- und Schwellenländer. So erreichten allein im vergangenen Jahr die ausländischen Direktinvestitionen in Afrika nach Angaben der Vereinten Nationen eine Höhe von 50 Milliarden US-Dollar. Die Deutschen machen allerdings eher einen kleinen Teil davon aus, sie sind eher in der Rolle des Hasen, der immer zu spät kommt und keine Aufträge abbekokmmt. Viele deutsche Unternehmen laufen aber auch gar nicht erst los.

China wichtigster Handelspartner Afrikas

Chinesen mit unlauteren Methoden

Haben die Deutschen den Sprung auf den afrikanischen Kontinent verschlafen? "Es ist schon relativ spät", meint Matthias Boddenberg, der die deutsche Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika leitet. "Aber ich glaube nicht, dass es zu spät ist. Viele chinesische Firmen haben sich zudem unbeliebt gemacht, beziehungsweise haben Chancen richtig versiebt. Und da gibt es dann gute Chance für deutsche Unternehmen in die Bresche zu springen."

Eine solche Chance hat der deutsche Kraftwerksbetreiber Steag ergriffen. In seiner Hand läuft seit kurzem das Kohlekraftwerk in Morupule. Es ist das einzige Großkraftwerk Botswanas und hat dort extrem viel Bedeutung, da in der Vergangenheit rund 80 Prozent des Stroms aus Nachbarstaaten, vor allem aus Südafrika, importiert wurde. Inzwischen aber braucht Südafrika den Strom selber, erläutert Ulrich Sigel von Steag. "Die Anlage in Morupule wurde vor zwei Jahren von einem chinesischen Konsortium gebaut. Es gab aber Unstimmigkeiten zwischen dem Energieministerium von Botswana und dem chinesischen Konsortium, die dazu geführt haben, dass man sich geeinigt hat, getrennte Wege zu gehen." Durch eine Internationale Ausschreibung sei Steag dann ins Spiel gekommen.

Deutlichere Worte findet die botswanische Zeitung Sunday Standard. Es seien nicht einfach nur Unstimmigkeiten gewesen, sondern versuchte Erpressung, heißt es dort. So soll der chinesische Konzern China National Electric Equipment Corporation, der die Anlage gebaut hat, der Regierung in Botswana die Pistole auf die Brust gesetzt haben: Entweder man bekäme Steuervorteile, oder das Kraftwerk würde abgeschaltet beziehungsweise vom Netz genommen werden. Ein solches Verhalten von Seiten der Chinesen sei kein Einzelfall, meint ein Teilnehmer eines deutsch-afrikanischen Wirtschaftsforums am Donnerstag (06.02.2014) in Dortmund, der nicht namentlich genannt werden möchte.

Affenbrotbaum Madagaskar Baum
Aus den Samen des Baobab Baumes werden Öle gewonnenBild: ileiry/Fotolia

Konkurrenz aus China nicht immer zum Fürchten

Es ist aber nicht nur so, dass China sich mit solchem Verhalten bei den Afrikanern unbeliebt macht, sie können zum Teil auch gar nicht die Produkte in der Qualität liefern, die in Afrika nachgefragt werden, sagt Hans-Jörg Hübner, Geschäftsführer der Gesellschaft für Gerätebau. Das Unternehmen ist der weltweit führende Anbieter im Bereich der Entwicklung und Produktion von Gaswarngeräten und Sensoren, die zum Beispiel im Bergbau eingesetzt werden. Es ist seit langen Jahren in verschiedenen Ländern Afrikas tätig. "Die Chinesen stören mich überhaupt nicht", erklärt Hübner. "Derjenige, der in Afrika meine Produkte kauft, will ein zuverlässiges Produkt haben, das mit einem Service ausgestattet ist und das auch immer funktioniert."

Chinesen nutzen mangelnde Konkurrenz

In anderen Bereichen dagegen sind die Chinesen stark, weil die Konkurrenz aus Deutschland und aus Europa fehlt, meint Klaus Dürbeck. Er berät die Vereinten Nationen und europäische Regierungen. Dabei geht es um pflanzliche Naturstoffe, die in der Lebensmittel-, Kosmetik-, und Gesundheitsbranche gebraucht werden, um Gewürzextrakte, verschiedene Öle sowie Extrakte aus tropischen Früchten oder aus Meerespflanzen. Vor allem ihr Ruf steht europäischen Unternehmen im Weg, meint Dürbeck. "Europa hat das Image, ein Billignachfrager zu sein. Man möchte die Rohmaterialen möglichst billig haben. Dabei verlieren die Europäer den Wettstreit mit den Extraktherstellern aus anderen Regionen." Das ließe sich beispielsweise daran beobachten, das auf europäischen Messen viele Anbieter aus Indien, aus Indonesien und aus Asien Extrakte aus afrikanischen Rohmaterialen anbieten.

Zwar seien viele in Afrika nicht einverstanden mit der chinesischen Strategie, die wenig Nachhaltigkeit mit einbezieht - aber billig und in gute Qualität, das passe eben auch nicht zusammen. Daher setzt sich Dürbeck dafür ein, dass die kleinen und mittelständischen Unternehmen sowohl in Europa als auch in Afrika besser zusammenarbeiten. Bedarf ist unbedingt da, meint er. "Diese Produkte werden knapp in Europa und in Deutschland werden." Es gäbe nur den Weg über direkte Partnerschaften und eine gemeinsame Strategie den Mehrwert zwischen den Ursprungsländern und Deutschland aufzuteilen.

Nur zusammen ist man stark

In anderen Bereichen, beispielsweise beim Bau von Infrastrukturprojekten haben deutsche Unternehmen zwar einen sehr guten Ruf, trotzdem kommen kleine und mittelständische Unternehmen oft nicht zum Zuge. Das müsste nicht so sein, sagt Mathias Boddenberg von der deutschen Industrie- und Handelskammer. "Kleine Unternehmen müssten sich zusammenfinden und Komplettpakete für bestimmte Infrastrukturmaßnahmen anbieten." Die Deutschen hätten die Schwäche, dass jede Firma für sich vorgehe und nicht in potentiellen Partnerschafen denke. Gerade in Afrika sei es aber wichtig, dass man schlüsselfertig anbiete, das man Komplettpakete anbiete. Während die Deutschen bei der Finanzierung schon ziemlich weit seien und es gute Finanzierungsinstitutionen gebe, sei man bei Arbeitsgemeinschafte für Projekte noch unterentwickelt.

Aber kein Unternehmen kann von der Projektidee bis zur Fertigstellung alles alleine leisten. Viel besser würden das die Franzosen machen und perfektioniert hätten das die Chinesen. Sie treten nicht unbedingt als Einzelkämpfer auf. Statt sich bis zur totalen Erschöpfung abzustrampeln und dann am Ende doch zu verlieren, sollten die deutschen Hasen sich also lieber zusammentun. Denn wenn am Ende des Feldes ein weiterer Hase schon wartet, dann gewinnt der Igel das Wettrennen nicht mehr unbedingt.