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Chinas digitale Blockwarte

Dirk Ulrich Kaufmann
8. September 2017

Deutschland, hören wir immer wieder, hinke bei der Digitalisierung hinterher. Das bietet aber auch die Chance, erst mal von den Erfahrungen anderer zu lernen. Deshalb schauen wir heute auf China, das digitale Reich der Mitte.

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Im nationalsozialistischen Deutschland gab es die Einrichtung des Blockwartes, im real existierenden Sozialismus der DDR gab es die sogenannten Abschnittsbevollmächtigten. Bei den vielfältigen Unterschieden hatten beide Funktionäre eines gemeinsam: Die Kontrolle des Volkes bis auf die unterste Ebene, bis ins Private. Jedes totalitäre System ist auf diese Art von Kontrolle angewiesen.

In China soll bis zum Jahr 2020 ein Sozialkreditsystem, das an diese Praktiken erinnert, eingeführt werden, zurzeit laufen im Riesenreich schon einige Pilotprojekte.  Das System soll möglichst alles erfassen: Zahlungsmoral und Einkaufsgewohnheiten, das Sozialverhalten des Einzelnen generell. Auf diesen Daten soll dann ein System von Belohnungen und Bestrafungen etabliert werden. Chinas allmächtige Kommunistische Partei möchte den moralisch einwandfreien und ehrlichen Bürger heranziehen.

Man muss nun kein typisch deutscher Bedenkenträger sein, erzogen und aufgewachsen mit den Erfahrungen zweier Diktaturen, um dabei ein mulmiges Gefühl zu bekommen. Auch in China selbst gibt es Kritiker, die das Land auf dem Weg in einen digitalen Überwachungsalbtraum sehen. Axel Dorloff hat mit Chinesen gesprochen, die Angst vor dem Überwachungswahn der Partei haben. Und er hat Menschen getroffen, die schon ihre Erfahrungen mit dem "Sozialkreditsystem" machen.

 

Redakteur am Mikrophon: Dirk Ulrich Kaufmann