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Chicharito: "Tore kommen früher oder später"

Michael da Silva
19. Dezember 2016

Leverkusens Stürmer Javier Hernandez - besser bekannt als Chicharito - spielt derzeit viel, trifft aber wenig. Mit der DW spricht er über seine Torflaute, Champions-League-Hoffnungen und seinen Vertrag.

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Deutschland Bayer Leverkusen - 1899 Hoffenheim Javier Hernandez
Bild: picture alliance/AP Photo/M. Meissner

DW: Wie lief die Saison bisher für Leverkusen und Sie selbst?

Chicharito: Wir haben die Gruppenphase der Champions League überstanden und es ins Achtelfinale geschafft. Aber in der Bundesliga ist es sehr schwer. Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Man kann aber sehen, wie Leipzig spielt und Frankfurt. Vergangenes Jahr haben sie gegen den Abstieg gespielt, jetzt kämpfen sie um einen Platz in den europäischen Wettbewerben. Die Bundesliga und ihre Teams werden immer besser und viele Mannschaften glauben daran, dass sie eine Chance haben.

Sie haben bis zum 16. Spieltag in 14 Pflichtspielen nicht mehr getroffen, neun davon waren in der Bundesliga. Haben Sie so eine Torflaute schon einmal erlebt?

Ja, aber dieses Mal geht es mir dabei besser, weil ich - anders als beim letzten Mal - zumindest spiele. Ich spiele derzeit viel und ich spiele auch gut und helfe dem Team - nicht nur, indem ich Tore schieße. Ich kreiere auch viele Torchancen, so wie unser Trainer das sehen will. In seinem System müssen wir mehr laufen und verteidigen als in anderen Systemen. Die Tore kommen dann früher oder später auch noch dazu. Ich hoffe eher früher als später, denn sogar Torhüter wollen irgendwann mal treffen. Darum geht es im Fußball!

Bundesliga Bayer Leverkusen vs Borussia Dortmund Chicharito
Fünf Bundesliga-Tore hat Chicharito in dieser Saison erzielt - gegen Mainz gelang ihm ein HattrickBild: Imago/Uwe Kraft

Eine lange Zeit Ihrer Karriere haben Sie als Auswechselspieler zugebracht. Jetzt spielen Sie Woche für Woche in der Startelf. Bringt das eine andere Art von Druck mit sich?

Nein, ich will immer mein Bestes geben - egal, ob ich eine Minute oder 15 Minuten spiele. In meiner Karriere hatte ich meine besten Momente, wenn ich von Anfang an gespielt habe. Natürlich habe ich manchmal das Spiel gedreht, weil ich eingewechselt wurde und Tore geschossen habe, aber das sind nicht meine besten Erinnerungen. Jeder Spieler will so viel wie möglich spielen, aber es können nun mal nur elf auflaufen, der Kader besteht aber aus 25. Da ist es ganz normal, dass der Trainer - egal ob berechtigt oder nicht - einen anderen Spieler vorzieht. Das ist Teil seines Jobs.

Wo wir gerade von Trainern reden: Wie hat Roger Schmidt dabei geholfen, Ihr Spiel weiterzuentwickeln?

Leverkusen Fußball 1. Bundesliga /  Bayer 04 Leverkusen - 1. FSV Mainz 05   1:0
"Er hat mir sehr gut getan", sagt Chicharito über seinen Trainer Roger SchmidtBild: picture-alliance/SvenSimon

Er ist ein sehr ehrgeiziger Trainer, der gerne einen offensiven, druckvollen Stil spielen lässt. Er will sich nicht nur zurücklehnen und auf Konter hoffen. Er will, dass wir pressen und den Ball schon in der gegnerischen Hälfte gewinnen, um dann schnell Chancen zu erspielen. Er hat mir sehr gut getan, es gibt mir eine Menge Selbstbewusstsein, Teil seines Teams zu sein. Und ich will ihm zeigen, dass ich bei ihm bin und mein Bestes tun will, dem Team zu helfen.

Als Sie bei Leverkusen unterschrieben haben, war das Interesse an Ihnen in sehr Europa groß. Warum haben Sie sich am Ende für Leverkusen entschieden?

Leverkusen hat mir eine Gehaltsverbesserung geboten, sie haben in der Champions League gespielt und gehörten zu den vier besten Teams der Bundesliga. Man hat gesehen, was letztes Jahr in Leicester passiert ist [Anm. d. Redaktion: Das Team setzte sich gegen namhafte Rivalen durch und wurde unerwartet englischer Meister]. Das gibt allen Mannschaften die Hoffnung, dass sie an der Spitze der europäischen Ligen mitspielen können. Die Bundesliga gibt mir eine Menge Selbstvertrauen, weil sie mich als einen ihrer besten Spieler behandelt. Ich bin hier sehr glücklich und fühle mich gut aufgehoben.

Die Bundesliga möchte gerne der Premier League oder der Primera Division den Rang als spannendste Liga der Welt ablaufen. Ist das realistisch?

Fußball Spieler Chicharito Bayer Leverkusen
"Die Bundesliga gibt mir eine Menge Selbstvertrauen"Bild: picture alliance/augenklick/firo Sportphoto

Für mich haben alle diese Ligen ihre Vor- und Nachteile. Alle Klubs holen viele gute Spieler, um den Wettbewerb anzuheizen. Ich weiß jetzt nicht, welche der Ligen die beste ist, weil sie alle sehr unterschiedlich sind was die Kultur und die Fans angeht. Sie haben alle ihre eigene Art und Weise, das Spiel zu fühlen. Die Bundesliga wächst sehr schnell und sie könnte die weltweite Nummer 1 unter den Fußballligen werden.

Eines Ihrer berühmtesten Tore schossen Sie für Real Madrid, in der 88. Minute in einem Champions-League-Spiel gegen Atletico Madrid. Nun spielen sie mit Leverkusen im Achtelfinale der Champions League im Februar wieder gegen Atletico. Wie haben Sie auf dieses Los reagiert?

Es ist jetzt etwas anderes, weil Atletico sich mittlerweile als eines der besten Teams in Europa etabliert hat. Sie standen zweimal im Finale der Champions League und wurden 2014 spanischer Meister. Als ich gesehen habe, dass wir gegen Atletico spielen, wusste ich, dass wir eine sehr gute und wichtige Herausforderung vor uns haben. Ich hoffe, dass wir zwei sehr gute Leistungen gegen sie zeigen können und am Ende weiterkommen.

Ihr Vertrag mit Leverkusen endet 2018. Haben Sie mit dem Verein schon über eine Verlängerung gesprochen?

Man weiß nie, wir werden sehen. Ich bin nicht der Typ, der jetzt ja oder nein sagt, weil ich in den letzten drei Jahren im letzten Moment wegen bestimmter Umstände den Verein gewechselt habe. Ich fühle mich hier sehr wohl und ich bin glücklich damit, wie ich hier behandelt werde. Ich tue mein Bestes, das zurückzugeben. Aber ich habe mich noch nicht mit dem Verein zusammengesetzt, um über einen neuen Vertrag zu reden.

Bevor Javier Hernandez nach Leverkusen kam, war er in Mexiko für Chivas Coras und Deportivo Guadalajara aktiv. In Europa spielte er für Manchester United und Real Madrid. Für Mexiko hat er an den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 teilgenommen. Seinen Spitznamen "Chicharito", die "kleine Erbse", trägt Hernandez in Anlehnung an den früheren Spitznamen seines Vaters Javier, der mexikanischer Nationalspieler war und wegen seiner grünen Augen "Chicharo", die "Erbse" genannt wurde.

Das Interview führte Michael da Silva