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Charlie Hebdo: Ein Jahr danach

4. Januar 2016

Das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" veröffentlicht ein Jahr nach den blutigen Anschlägen eine Sonderausgabe - mit einer deutlichen Botschaft.

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Frankreich Charlie Hebdo Cover der neuesten Ausgabe vom 6. Januar
Bild: Charlie Hebdo

Für das Titelblatt ihrer Sonderausgabe hat die "Charlie Hebdo"-Redaktion heftige Kritik geerntet. Das Cover zeigt einen davonlaufenden, blutverschmierten Gott mit einem umgehängten Sturmgewehr. Dazu die Überschrift: "Ein Jahr danach: Der Mörder ist noch immer auf der Flucht".

Unter anderem meldet sich der "Osservatore Romano", die amtliche vatikanische Tageszeitung zu Wort: Die Zeitschrift verletze damit die Gefühle der Gläubigen aller Religion, so berichtet die katholische Nachrichtenagentur KNA. Die Vatikanzeitung wirft Charlie Hebdo vor, "ein weiteres Mal [das] zu vergessen, was die Führer aller Regionen immer wieder betonen", so die KNA. "Gott zur Rechtfertigung von Hass zu gebrauchen ist ein wirklicher Fluch." Der namentlich nicht gekennzeichnete Artikel heißt "Der manipulierte Glaube".

Der neue Herausgeber des Magazins, Laurent Sourisseau, auch bekannt als "Riss", hat die Karikatur gezeichnet. Die 32-seitige Sonderausgabe mit einer Auflage von einer Million Exemplaren kommt am Mittwoch in Frankreich in den Handel – einen Tag vor dem Jahrestag des Anschlags.

Das Pariser Wochenblatt war aufgrund seiner teils derben Mohammed-Karikaturen in den letzten Jahren weltweit bekannt geworden. Am 7. Januar 2015 stürmten schwerbewaffnete Islamisten die Redaktion der Satirezeitung. Die Terroristen töteten zwölf Menschen, darunter den Herausgeber Stéphane Charbonnier, die Zeichner Jean Cabut und Bernard Verlhac, sowie zwei Polizisten.

Charlie Hebdo Laurent Sourisseau
Der Herausgeber von "Charlie Hebdo": Laurent Sourriseau (Riss)Bild: Getty Images/AFP/M. Bureau

Der Satire verschworen

Eine Woche nach dem Anschlag brachten die Überlebenden der Redaktion eine neue Ausgabe heraus. Auf dem Cover wurde ein weinender Mohammed abgebildet, über der Karikatur die Überschrift "Alles ist vergeben" (Tout est pardonné). Die Karikatur hält außerdem ein Schild mit dem Aufdruck "Je suis Charlie". Kurz nach den Anschlägen war der Ausspruch zur Solidaritätsbekundung im Internet geworden. Doch auch diese Geste sorgte für wütende Proteste in muslimischen Ländern. Die Redaktion ist inzwischen in neue, gesicherte Büros gezogen. Die Adresse bleibt geheim.

Im Juli 2015 verkündete Herausgeber Sourisseau, zukünftig keine Mohammed-Karikaturen mehr zu veröffentlichen. Von der Sonderausgabe sollen auch 50.000 Exemplare in Deutschland verkauft werden.

ski/pj/as (afp, rtr, kna)