Chancen für Behinderte in Bangladesch
Bangladesch ist auf dem Weg zur inklusiven Gesellschaft. Im Rahmen einer Recherchereise mit der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen zeigt die DW, was Behinderte dort alles leisten können.
Landesweite Herausforderung
Nach offiziellen Statistiken ist rund jeder zehnte Mensch in Bangladesch von einer Behinderung betroffen. Das entspricht in dem südasiatischen Land etwa 16 Millionen Menschen.
Kaum Hilfe
Trotz der großen Zahl gibt es keine staatliche und nur wenig zivilgesellschaftliche Unterstützung. Die Berufsschule der Initiative "Parents Forum for Differently Able" (PFDA) wurde 2014 als erstes Zentrum dieser Art in Bangladesch gegründet.
Allen Widerständen zum Trotz
Die Gründerin der Initiative, Sajida Rahman Danny, hat selbst einen behinderten Sohn. Nach der Geburt wurde sie von Mann und Familie im Stich gelassen. Im Alleingang förderte sie ihren Jungen und baute die Initiative auf. Sie sagt: "Mein Sohn ist meine Motivation und mein bester Lehrer."
Selbstermächtigung
Das Ziel der Einrichtung ist es die jeweilige Begabung der behinderten Kinder und Jugendlichen zu finden und zu fördern. Die Schule beweist, dass die Kinder, die beispielsweise Autisten sind oder an der Chromosomen-Störung Trisomie 21 leiden, lern- und leistungsfähig sind.
Erwerbsfähigkeit
Die Initiative legt Wert darauf, dass ihre Schüler nach der Ausbildung tatsächlich ein Gewinn für die Unternehmen sind, in denen sie Anstellung finden. Sie brauchen zwar eine geschützte Umgebung, können dann aber gute Arbeit leisten. Der Schlüssel zur Akzeptanz in der Gesellschaft und in der Familie sei der Erwerb, sagen die Gründer.
Zuckerbäcker
In einem Teil der Berufsschule lernen die Schüler das Backen und Verzieren von Zuckerwaren. Die Süßigkeiten verkaufen sich gut, denn die Schüler haben den Ruf dafür, sorgfältig zu arbeiten und hohe Hygienestandards einzuhalten. Sogar die Regierung bestellt hier gelegentlich für offizielle Veranstaltungen.
Selbstbewusstsein und Stolz
Die Schüler sind sichtlich stolz auf ihre Produkte. Neben Bäckern gibt es Schmuckgestalter, Webdesigner oder Seidenmaler. Das neue Selbstbewusstsein hilft den Schülern, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Trainer und Therapeuten
Mit viel Geduld bringen die Trainer den Schülern bestimmte Fähigkeiten bei oder helfen bei Schmerzen, wie hier einer der Physiotherapeuten.
Erfolgsrezept
Die Schule hat Erfolg, wie Smaiya Sultana (1. v. l.) und ihre Kollegen im Cafe beweisen. Die 26-Jährige verdient heute ihr eigenes Geld. Das meiste bringt sie zur Bank, aber sie hat sich kürzlich auch einen Nasenring gekauft. Im letzten Jahr hat geheiratet.
Selbstbestimmtes Leben
Auch der Sohn der Gründerin führt heute ein weitgehend selbstbestimmtes Leben. Er arbeitet in einem Shop am internationalen Flughafen von Dhaka. Zur Arbeit fährt er allein mit dem Bus. Das zu lernen, dauerte zwei Jahre, denn als Autist fürchtet er Menschenmengen und Berührungen.
Anerkennung von der Premierministerin
Das Projekt wird inzwischen von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) unterstützt. Die Premierministerin von Bangladesch, Scheich Hasina Wajed, deren Enkeltochter Autistin ist, zeichnete die Initiative aus. Es besteht nun die Hoffnung, dass das Projekt auf das ganze Land ausgedehnt wird.