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Migrantencamp in Calais soll geräumt werden

2. September 2016

Ein weiterer Versuch: Der französische Innenminister Cazeneuve nimmt einen neuen Anlauf zur Schließung des umstrittenen Flüchtlingscamps in Calais. Einer Regionalzeitung sagte er, wie er das diesmal machen will.

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Flüchtlingslager "Jungle" in Calais (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/P. Huguen

Der französischen Regionalzeitung "Nord Littoral" sagte Innenminister Bernard Cazeneuve, er wolle "mit der größten Entschlossenheit" vorgehen. Das Lager solle in mehreren Schritten geräumt und dann abgebaut werden. Die Zahl der Flüchtlinge sei über den Sommer stark gestiegen. Daher verstärke die Regierung nun ihre Aktionen. Um die Räumung einzuleiten, habe die Polizei in den vergangenen Wochen bereits alle Restaurants und Geschäfte im Flüchtlingslager geschlossen, erklärte Cazeneuve.

Noch in diesem Jahr sollten 8000 weitere Unterkunftsplätze geschaffen werden, um die Flüchtlinge zum freiwilligen Verlassen des Lagers zu bewegen, so der Minister. Zudem solle im Oktober in Calais ein Zentrum für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eröffnet werden. Derzeit sei in Calais die Rekordzahl von 1900 Polizisten im Einsatz. 200 weitere sollten bald hinzukommen, um im Vorgehen gegen die illegalen Ärmelkanal-Überquerungen "den Kampf zu verstärken".

Proteste angekündigt

Cazeneuve äußerte sich kurz vor einem Besuch in dem Lager, das im Volksmund auch als "Dschungel" tituliert wird. Die Behörden hatten schon mehrere Versuche unternommen, es zu schließen. Bei einer solchen Räumungsaktion im März konnte die Regierung die Zahl der Bewohner nach eigenen Angaben auf 2.000 senken. In drei Tagen wollen Einwohner, Geschäftsleute, Hafenarbeiter und Lastwagenfahrer in Calais auf die Straßen gehen, um die Schließung des überbelegten Camps zu fordern. Sie verlangen ein konkretes Datum für die Räumung. Nach ihrer Ansicht sind die Migranten zu einer wirtschaftlichen Belastung der Stadt geworden und stellen einen Fleck auf ihrem Image dar. Cazeneuve will an diesem Freitag in der Hafenstadt mit Vertretern der örtlichen Behörden, Unternehmern und Polizisten zusammentreffen.

Derzeit halten sich so viele Flüchtlinge wie noch nie in dem Lager am Ärmelkanal auf, das im Frühjahr 2015 entstanden ist. Die Behörden schätzen ihre Zahl auf 7000, Hilfsorganisationen gehen sogar von bis zu 10.000 aus. Spannungen zwischen den Migranten haben zu Zusammenstößen geführt, bei denen innerhalb eines Monats zwei von ihnen ums Leben gekommen sind.

Calais ist schon seit Jahren einer der Brennpunkte der europäischen Flüchtlingskrise. Die meisten Migranten in Calais hoffen, über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu gelangen, wo sie sich mehr Chancen auf ein besseres Leben ausrechnen.

kle/mm (afp, kna, ape)