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Carsharing: Wenn das Auto geteilt wird

23. August 2010

Ein eigenes Auto ist für viele junge Führerscheinbesitzer kein dringlicher Wunsch mehr. Verstopfte Straßen, ewige Parkplatzsuche und hohe Fixkosten lassen das eigene Auto zunehmend unattraktiv werden.

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Zwei Autos fahren durch Berlin (Foto: DB)
Ende der 1980er-Jahre begann Carsharing in DeutschlandBild: DB AG

Konstantin Dodoras steht vor dem großen blauen Schlüsselkasten der Carsharing-Station in der Kölner Südstadt. Die blaue Schlüsselausgabe sieht aus wie ein Briefkasten. Konstantin hält seine Carsharing-Karte, die einer üblichen Geldkarte ähnelt, an die passende Stelle, dann folgt die Eingabe seiner persönlichen Geheimzahl. Damit ist er eindeutig identifiziert. Das wie ein Geldtresor gesicherte Schlüsselfach springt auf und öffnet das Fach für die Autoschlüssel. Konstantin greift sich den passenden und geht zu seinem Wagen. Vorab hat er seine Fahrt im Internet angemeldet. Er hat angegeben, zu welcher Uhrzeit, an welcher Carsharing-Station und mit welchem Auto er seine Fahrt beginnen möchte. Heute hat er sich für einen hellblauen Ford Fiesta entschieden.

Konstantin Dodoras vor dem Schlüsselkasten von Cambio-Carsharing. (Foto: DW)
So einfach wie Geld abhebenBild: DW

Bevor er den Wagen startet, hält er den Fahrzeugschlüssel im Innern des Wagens an einen Sensor in der Nähe des Schalthebels. So wird registriert, bei welchem Kilometerstand die Fahrt beginnt - damit später die gefahrenen Kilometer genau berechnet werden können.

Konstantin nutzt Carsharing nicht alleine. Vor allem in Großstädten macht sich der Trend bemerkbar, lieber sein Auto zu teilen, als eines zu kaufen. In 250 Städten und Gemeinden in Deutschland wird Carsharing derzeit angeboten. 160.000 deutsche Autofahrer haben sich mittlerweile registriert. Auch die Deutsche Bahn mischt beim Carsharing mit, Autobauer Daimler startete 2009 eine Initiative in Ulm. Der Markt birgt ein riesiges Potential - etwa 40 Prozent der deutschen Haushalte in großen Städten hat kein eigenes Fahrzeug mehr.

Weniger Fixkosten

Konstantin hat sich bei Carsharing angemeldet, da er sich als Student ein Fahrzeug nicht leisten kann. "Vor allem die monatliche Versicherung schreckt mich ab", erzählt der 27-Jährige. Als Student entfällt für Konstantin die monatliche Gebühr bei dem Carsharing-Anbieter sogar komplett. Für alle anderen bewegt sich die monatliche Grundgebühr in drei Tarifen zwischen 3, 10 und 25 Euro - je nachdem wie oft man fährt. Der Wenigfahrer zahlt wenig, der Vielfahrer mehr.

Konstantin Dodoras vor einem Ford Fiesta. (Foto: DW)
Gerade im Internet gebucht, schon kann man einsteigenBild: DW

Hinzu kommen die Kosten für den gewählten Fahrzeugtyp und den gefahrenen Kilometer. Die niedrigste Fahrzeugklasse kostet um die 1,70 Euro die Stunde, der gefahrene Kilometer fällt mit 0,25 Euro in Rechnung. Nachts fährt man komplett umsonst. Und man ist flexibel, wenn man einen größeren Einkauf oder einen Umzug zu erledigen hat. Denn man kann verschiedene Fahrzeugtypen im Internet vorab buchen: vom Kleinwagen über den Passat bis zum großräumigen Transporter.

Auto ist kein Statussymbol mehr

Konstantin sieht den Verzicht aufs eigene Auto praktisch. Mit dem Fahrrad und der Bahn komme man am besten durch eine Großstadt, meint er. Da lohne die teure Anschaffung eines eigenen PKWs nicht. Auch als Statussymbol taugt der eigene Wagen nicht mehr: "Ich glaube für unsere Generation ist ein Statussymbol ein schöner Mac oder ein Macbook Pro, aber ein Auto?"

Carsharing hat auch etwas von einer Gemeinschaft. Um das Betanken des Wagens müssen sich die Teilnehmer vom Carsharing selber kümmern. Neigt sich der Tankanzeiger gen Null, sollte man eine Tankstelle anfahren, denn der nachfolgende Fahrer möchte seine Fahrt schließlich nicht auf dem Trockenen beginnen. Von der Carsharing-Zentrale liegt eine Kreditkarte im Auto, mit der man die Tankrechnung bezahlen kann. Dann müssen die Teilnehmer nicht mit dem eigenen Geld in Vorlage gehen. Im Anschluss trägt Konstantin nur noch den Kilometerstand, wann er getankt hat, ins Fahrtenbuch ein. Datum und Unterschrift drauf und fertig ist der Eintrag. Danach muss er das Auto nur noch wieder abgeben und den selbst gemachten Schmutz entfernen, wie es die Geschäftsbedingungen verlangen.

Autor: Arne Lichtenberg
Redaktion: Kay-Alexander Scholz