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Börsen-Panik schwappt nach Europa

24. August 2015

Die Furcht vor einem deutlichen Konjunktureinbruch in China lässt die Märkte erzittern: Nach dem Absturz der Börsen in Fernost gehen auch die europäischen Aktienbörsen auf Talfahrt.

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Deutschland Wirtschaft Börse in Frankfurt Rezessionsangst Händler
Bild: dapd

Der deutsche Aktienindex Dax ist erstmals seit Mitte Januar nur noch vierstellig. Er stand am frühen Nachmittag bei 9 637 Punkten . ein Minus von 487 Zählern oder 4,81 Prozent. Anfang April hatte er noch auf einem Rekordhoch von 12.390,75 Punkten notiert. Seine Jahresgewinne von zeitweise 26 Prozent sind inzwischen aufgezehrt. Der europäische Leitindex EuroStoxx50 verlor bis zu 5,6 Prozent.

Deutlich bergab ging es auch für die Preise der Industrierohstoffe Öl und Kupfer. "Anleger fürchten, dass die Wachstumsdelle in China in der Weltwirtschaft ihre Spuren hinterlassen wird", sagt Tobias Basse, Analyst bei der NordLB. "Das macht die Investoren so supernervös."

Die Anzeichen für eine stärkere Abkühlung der chinesischen Wirtschaft hatten sich zuletzt gemehrt. Viele Konjunkturdaten enttäuschten, zudem geriet die Landeswährung Yuan vor knapp zwei Wochen deutlich ins Straucheln. Viele Anleger sahen darin einen weiteren Hinweis, dass es um die chinesische Wirtschaft derzeit alles andere als gut bestellt ist.

Chinas Börsen auf Sechsmonatstief

Der Shanghai-Composite rauschte am Montag zeitweise um neun Prozent in die Tiefe und fiel damit auf den tiefsten Stand seit mehr als sechs Monaten. Die Entscheidung der Regierung, Pensionsfonds erstmals Investitionen am Aktienmarkt zu gestatten, blieb ohne spürbare Auswirkungen. Investoren hatten offenbar damit gerechnet, dass die chinesische Notenbank die Märkte mit neuen Geldspritzen stützt. Dies blieb jedoch aus.

Am Rohstoffmarkt rutschten die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl West Texas Intermediate (WTI) in der Spitze mehr als drei Prozent ab und notierten mit 44 und 39 Dollar je Fass auf dem tiefsten Stand seit sechseinhalb Jahren. Kupfer war mit 4903 Dollar je Tonne ebenfalls so billig wie seit mehr als sechs Jahren nicht mehr. China gilt als einer der größten Verbraucher von Rohstoffen - schwächelt die Wirtschaft im Reich der Mitte, fürchten Anleger einen deutlichen Nachfrageeinbruch.

Exportbranchen besonders betroffen

Die Befürchtungen, dass sich der Wachstumsrückgang im Reich der Mitte als langfristiger Trend herausstellen könnte, belastet vor allem exportorientierte Industriezweige wie die Autobauer, für die China ein wichtiger Absatzmarkt ist. BMW und Daimler verloren im Dax am Montag jeweils mehr als drei Prozent. Der europäischen Branchenindex gab in der Spitze mehr als vier Prozent nach, seit Monatsbeginn kommt er auf ein Minus von rund 13 Prozent.

Zuflucht suchten die Anleger am Montag in den gern als sichere Häfen angesteuerten zehnjährigen Bundesanleihen. Die Kurse stiegen, im Gegenzug fiel die Rendite bis auf ein Drei-Monats-Tief 0,541 Prozent zurück.

Auch die fortgesetzten Kursgewinne des Euro im Vergleich zum US-Dollar lasten auf dem deutschen Aktienmarkt. Am Vormittag stieg die Gemeinschaftswährung bis auf 1,15 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Anfang Februar. Ein stärkerer Euro macht die Waren der deutschen Exportwirtschaft außerhalb der Eurozone teurer, was den Absatz belasten kann.

Stimmung schlechter als die Daten

Die schlechte Stimmung an den Aktienmärkten erscheine fast schon erdrückend, schrieb Marktstratege Mislav Matejka von der US-Bank JPMorgan in einer Studie. Die Konjunkturdaten würden das negative Bild allerdings nicht unbedingt untermauern. Der Markt erscheine beinahe überverkauft. Einen Grund für das Ausmaß der Kursverluste sehen Händler auch in den für August typischen geringen Handelsvolumina, die die Kursbewegungen noch verstärkten.

In diesem Umfeld achten Anleger genau auf Konjunkturdaten. Am Montag gibt es zunächst aber wenig Orientierung von dieser Seite. Im Wochenverlauf richten sich die Blicke dann auf von der EU erhobene Zahlen zur Wirtschaftsstimmung. In Deutschland steht das Geschäftsklima des Ifo-Instituts auf der Agenda. In den USA steht die neue Schätzung zum Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal im Mittelpunkt des Interesses.

wen/hb (rtr, afp, dpa )