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Bundesverwaltung ist nicht vielfältig genug

Richard A. Fuchs, Berlin 26. Mai 2016

Wo Bürger mit und ohne Migrationshintergrund gleichgestellt sind, sollte ihnen die gleiche Karriere im Staatsdienst offenstehen. Die Bundesbehörden müssen in diesem Punkt nachbessern, fordert die Integrationsbeauftragte.

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Ein Soldat mit Migrationshintergrund Copyright: Sebastian Wilke / Bundeswehr
Bild: Andrea Bienert/Bundeswehr

Noch scheint es für Beschäftigte mit Migrationshintergrund in deutschen Behörden gläserne Mauern zu geben, die ihre Karriere verhindern. Eine Studie zeigt auf, dass nur 15 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ministerien und Behörden des Bundes ausländische Wurzeln haben. In der Privatwirtschaft haben dagegen rund 20 Prozent aller abhängig Beschäftigten einen Migrationshintergrund. Das entspricht in etwa dem Fünftel, das die 16 Millionen Migranten an der Gesamtbevölkerung stellen.

"Menschen mit Einwanderungsgeschichten haben es noch immer schwerer, ihren Weg in die Verwaltung zu finden", lautete das Fazit der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoğuz. Für den vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) am Donnerstag in Berlin vorgestellten Bericht wurden erstmals Daten in 14 Bundesministerien, der Bundeswehr und acht weiteren Bundesbehörden erhoben. Von 300.000 dort Beschäftigten beteiligten sich knapp 24.000 Mitarbeiter an der Umfrage.

Jünger, ungesicherter, in der Hierarchie unten

Durch alle Bundesbehörden hindurch gilt: Migranten und ihre Nachfahren der zweiten Generation sind deutlich jünger, arbeiten häufiger befristet und sind generell eher in unteren Laufbahnebenen eingruppiert als Kolleginnen und Kollegen ohne Migrationshintergrund.

"Es muss uns wachrütteln, dass sie nicht nur schwerer den Weg in die Verwaltung finden, sondern auch überproportional im einfachen und mittleren Dienst vertreten sind und offenbar nicht weiterkommen", sagte Özoğuz dazu. Die Gründe dafür sieht die Integrationsbeauftragte auch in mangelnden Signalen der Politik an diese Gruppe: "Da ist noch immer das Gefühl da, ich darf da nicht rein."

Angekommen: Staatsministerin Aydan Özoguz lebt als Integrations-Beauftragte vor, wie gut Migration und öffentlicher Dienst zusammenpassen Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Angekommen: Aydan Özoğuz lebt vor, wie Migration und Staatsdienst zusammenpassenBild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Zwischen den einzelnen Bundesstellen gibt es gravierende Unterschiede. Während in Verteidigungs- und Justizministerium besonders wenige Beschäftigte mit Migrationshintergrund arbeiten, gibt es Behörden mit einem Migrationsanteil von knapp 25 Prozent. Dazu gehören das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg, ebenso wie das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden.

Besonders BKA und Bundespolizei hob Özoğuz hervor, weil es hier in wenigen Jahren gelungen sei, durch gezielte Infokampagnen, Werbespots und mehrsprachige Stellenausschreibungen deutlich vielfältiger zu werden. Bei der Bundespolizei liegt demnach der Migrationsanteil schon heute bei über 21 Prozent. Hans-Georg Engelke, Staatsminister im Innenministerium, schätzt die Lage daher anders ein als die Integrationsbeauftragte: "Wir stehen in der Bundesverwaltung nicht schlecht da - die Tendenz ist richtig."

Der offizielle Mikrozensus des Jahres 2013 hatte ergeben, dass in der allgemeinen öffentlichen Verwaltung in ganz Deutschland der Anteil Beschäftigter mit Migrationshintergrund bei gerade einmal 6,7 Prozent liegt.

Auszubildende bei der Düsseldorfer Polizei: Deutsche mit ausländischen Wurzeln (Foto: picture alliance/dpa)
Auszubildende bei der Düsseldorfer Polizei: Deutsche mit ausländischen WurzelnBild: picture-alliance/dpa

Innenministerium bremst Zielvorgaben

Özoğuz forderte, Beschäftigten mit Migrationshintergrund auf allen Verwaltungsebenen mehr Chancen zu eröffnen. Der Bund und seine Behörden hätten dabei eine Vorbildfunktion und müssten "hier noch besser werden". Vorbilder könnten die Landesverwaltungen von Hamburg oder Berlin sein, die mit konkreten Zielmarken von 25 Prozent und mehr ihre Belegschaft in wenigen Jahren deutlich vielfältiger gemacht hätten. In Berlin sei so der Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund von neun auf 23 Prozent gestiegen.

"Ich bin dafür, dass sich jedes Ministerium selbst Zielmarken setzt", forderte die Integrationsbeauftragte. Eine Forderung, auf die der Vertreter des Innenministeriums nicht recht einsteigen wollte. "Eine Quotierung finden wir nicht gut", antworte Staatsminister Engelke und begründete dies mit Auswahlverfahren, die sich an der Ausbildung und Qualifikation der Bewerber orientieren sollten. Dass die Bundesbehörden andere Einstellungsverfahren brauchen werden, das gestand aber auch er ein. "Es ist für die Akzeptanz des öffentlichen Dienstes wichtig, dass sich die Struktur und Zusammensetzung der Gesellschaft darin wiederspiegelt."