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Bundestrainer Löw bricht sein Schweigen

7. Dezember 2020

Er will weitermachen wie bisher, aber mit ordentlich Wut im Bauch: Bundestrainer Joachim Löw hat seinem Ärger Luft gemacht. Im Zentrum der Kritik steht dabei die DFB-Spitze um Fritz Keller.

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Deutschland Frankfurt | Digitales Pressegespräch | Joachim Löw
Bild: Thomas Boecker/dpa/picture alliance

Joachim Löw erschien in einem weinroten Pullover zur ersten Medienrunde nach dem desaströsen 0:6-Debakel gegen Spanien. Und es war schnell klar: Der Bundestrainer wird von seiner Linie nicht abrücken. Im Gegenteil. Löw zeigte sich angriffslustig und machte seiner Enttäuschung darüber Luft, wie der DFB nach dem Spanien-Spiel agiert hat:

"Es gab eine Pressemitteilung, der Trainer brauche emotionale Distanz. Das war für mich unverständlich. Ich habe gesagt: 'Gebt mir einen Tag Zeit'." Löw sagte, er habe sich sehr darüber geärgert, dass in den vergangenen Tagen Inhalte aus internen Gesprächen mit dem DFB an die Öffentlichkeit gelangt seien: "Das hat mich persönlich maßlos enttäuscht." Er forderte Geschlossenheit statt Störfeuer. "Da herrscht Explosionsgefahr bei mir, wenn Dinge nach außen gehen, die nicht nach außen gehören!"

Der DFB hatte knapp zwei Wochen nach der Nations-League-Partie in Sevilla mitgeteilt, dass Löw Bundestrainer bleibe. Der Gedanke an einen Rücktritt sei Löw nicht gekommen, betonte dieser. Der interne Vorstoß des DFB-Präsidenten Fritz Keller, ihn nach der EM vor Vertragsende loszuwerden, sei "so nicht in Ordnung gewesen", betonte Löw, er habe sich "nicht einverstanden erklärt" damit. In einem Telefonat mit Keller habe er "deutlich gemacht, was mich gestört hat". Nach dieser Aussprache sei die Sache "für mich erledigt".

Rückholaktion vor EM nicht ausgeschlossen

Das 0:6 hat auch bei Löw Spuren hinterlassen. Die Wut, die er danach empfunden habe, "brodelt immer noch in mir", sagte er. Gründe für die historische Pleite nannte er auch, etwa jenen, dass seine Elf nach dem 0:1 seine "taktische Vorgabe verlassen" habe.

Mit Blick auf die Europameisterschaft im kommenden Sommer sagte Löw, sein Team wolle eine "bestmögliche" EM spielen."Die Erwartungen sind sicherlich sehr groß, aber das ist unser eigener Anspruch. Wir wollen so weit wie möglich kommen, das Finale erreichen, das Turnier gewinnen."   

Dabei schloss er ein Comeback der Weltmeister-Trios Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels nicht aus. Das werde es aber nur im Notfall geben. Wenn er vor der EM im Sommer erkenne, "es braucht dies oder jenes noch, um erfolgreich zu sein, wird man das auf jeden Fall noch tun". Aktuell sehe er für eine Rückholaktion "keine Veranlassung".

Dass sich Löw erst drei Wochen nach der Schmach von Sevilla äußerte, hatte vielfach Kritik provoziert. Auch, weil er nach der Jobgarantie durch den DFB zu Beginn der vergangenen Woche abermals kommentarlos abgetaucht war.